Salomon Kalou

Kalou sorgt für Big City Chaos II

Herthas ungewolltes Rampenlicht

Geleitet von der Sehnsucht nach einer Hauptrolle auf Europas großer Fußball-Bühne stolpert Hertha BSC von einer Panne zur nächsten.

Nach dem Drama um den fluchtartigen Abschied von Trainer und Hoffnungsträger Jürgen Klinsmann bescherte Hobby-Internet-Filmer Salomon Kalou dem selbst erklärten Big City Club in spe mitten in der Corona-Krise die nächste höchst unerfreuliche Episode.

Von einer Panne zur nächsten!

Mit seinem Live-Video aus dem Kabinentrakt hat der umgehend suspendierte Ivorer Einblicke gewährt, die die Professionalität der Berliner gleich auf mehreren Ebenen infrage stellen.

Auch wenn der Bärendienst für die Bestrebungen der ganzen Bundesliga um den Saison-Neustart bei den Beratungen der Bundesregierung am Mittwoch wohl ohne Folgen bleiben dürfte, muss die Hertha wieder viele Dinge zurechtrücken.

Sonst ist der Plan von Millionen-Investor Lars Windhorst, das Image peu à peu Richtung Champions-League-Niveau aufzupolieren schnell hinüber.

Das im Februar wie ein Donnerhall über die Berliner hinweggefegte Klinsmann-Urteil von unprofessionellen Zuständen bis hin in den Verantwortungsbereich von Manager Michael Preetz wurde durch den Kalou-Clip nicht widerlegt.

Ex-Profi Preetz ist nun schon wieder als Krisenmanager gefordert und steht als letztlich Verantwortlicher der sportlichen Leitung besonders im Blickfeld.

Nach dem Facebook-Fiasko des 34 Jahre alten Offensivspielers Kalou, der von Klinsmann schon aussortiert war und dessen Vertrag ohnehin zum 30. Juni ausläuft, ist man bei der Hertha um Schadensbegrenzung bemüht.

Schnell wurde verkündet, dass auch bei der zweiten Corona-Untersuchung von Spielern und Betreuern alle Tests negativ waren.

Schon zuvor hieß es in einer Pressemitteilung: "Salomon Kalou hat mit seinem Video den Eindruck vermittelt, dass die Spieler von Hertha BSC die vorgegebenen Abstands- und Hygieneregeln seitens der Gesundheitsbehörden nicht ernst nehmen. Hertha BSC möchte festhalten, dass dies die Verfehlung eines einzelnen Spielers war."

Verstoß gegen Corona-Maßnahmen

Öffentliche Statements von der Club-Spitze oder Preetz gab es zwar am Dienstag keine weiteren mehr. Dafür folgte die Aussage vom Olympia-Gelände, dass man die Spieler zur internen Corona-Nachschulung beordern werde. Natürlich werde über den Vorfall gesprochen und natürlich werde eingehend auf die Hygiene- und Abstandsregeln hingewiesen. Klare Ansage nun: Alle Regeln aus dem Konzept der Deutschen Fußball Liga sind zu beachten.

Ungeachtet der Verfehlungen Kalous mit Handschlag, peinlichem Gesang und kompletter Distanzlosigkeit beim Corona-Test von Kollege Jordan Torunarigha wurde schonungslos im Internet offenbart, dass auch der Club die Vorgaben auf dem eigenen Gelände entweder unzureichend kommuniziert oder kaum nachgehalten hat. Sonst wäre Kalou bei seinem brisanten Dreh schon früh gestoppt worden. In der Kabine scheinbar gelangweilt nebeneinander auf den Handys tippende Profis konterkarierten die Zusicherung, dass die Bundesliga ganz strikt ihre eigenen Corona-Regeln zu Kontaktbeschränkungen befolgt.

Als Kollateralschaden der Film-Affäre musste Hertha BSCauch noch eingestehen, dass es einen Fehler bei den Gehaltsüberweisungen gab - die überraschenderweise auch noch auf Papier den Profis zugestellt werden. Die aufgeregte Konversation zwischen Kalou und Kollege Vedad Ibisevic über zu hohe Kürzungen war entlarvend. Durch Kalous Wedeln mit dem Gehaltsbrief in die Kamera drängte sich dann auch noch der Eindruck auf, dass da einer möglicherweise bewusst etwas öffentlich kundtun wollte.

Kalou entschuldigt sich für Video!

Salomon Kalou hat sich nach seinem brisanten Facebook-Video nochmals bei den Mitspielern von Hertha BSCentschuldigt. "Ich trage die Verantwortung für diesen dummen Fehler", sagte der Offensivspieler in einem Interview mit Sport1. Kalou hatte am Montag mit einem Live-Clip aus dem Kabinentrakt des Berliner Fußball-Bundesligisten offensichtliche Nachlässigkeiten beim Einhalten der Hygienevorschriften dokumentiert und Gespräche mit den Kollegen über Gehaltsabrechnungen aufgenommen.

"Ich bin nicht sauer oder wütend", sagte Kalou über die erfolgte Suspendierung. "Nein. Ich weiß, wer ich wirklich bin. Ich weiß, dass ich ein guter Mensch bin. Ich helfe den Menschen, setze mich gerade auch mit meiner Stiftung für hilfsbedürftige Menschen in Afrika ein", betonte der 34-Jährige.

In einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" erläuterte Kalou sein Handeln, das demnach vornehmlich aus Freude über die negativen Corona-Tests begründet war. "Seit wir zurück sind aus der Quarantäne, werden wir wöchentlich auf den Erreger getestet", sagte er. "Bei uns gab es keine weiteren positiven Testergebnisse. Und da sollen wir uns nicht die Hand geben?".

Dennoch räumte der ehemalige Champions-League-Sieger ein:"Das Video hätte ich niemals machen dürfen. Es war respektlos und dafür möchte ich mich aufrichtig entschuldigen. Aber ich bin mehr als diese fünf schlechten Minuten, die man dort von mir in der Kabine sieht."

Kalous Vertag bei der Hertha endet am 30. Juni. "Ich habe für einen großartigen Club in einer wundervollen Stadt gespielt. Ich kann sagen, dass ich eine sehr gute Zeit hatte. Wenn ich den Fehler rückgängig machen könnte, würde ich es tun. Ich hoffe auf ein Happy End", sagte er Sport1.

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