Dieser Termin lässt sich wirklich nicht vertagen, denn wann kommt schon mal Marius Müller-Westernhagen? Und zwar nach Halle. Am Samstagabend ließ der deutsche Rock-Musiker die ausverkaufte Freilichtbühne Peißnitzinsel erbeben. Er spielte in der von radio SAW präsentierten MTV Unplugged Tour des Tour-Veranstalters Mawi live vor tausenden Fans.
Songs wie „Sexy“, „"Willenlos“, „Schweigen ist feige“ präsentierte der Altmeister des sonst so lauten, auch ungehobelten Rocks in fein sezierten Tönen in bester unplugged-Manier – dazu immer brav im Sitzen. Und so mancher Fan, der noch zuvor meinte „Geiler is‘ schon“ wenn Müller-Westernhagen statt ruhigerer Interpretationen auch mal auf die Tube drückt und seine typische Rock'n'Roll-Aufsässigkeit raushängen lässt, ließ sich gern eines Besseren belehren.
Lange vor Tour-Auftakt hatte er in einem Interview der Presse erklärt, dass er und seine Band die ‚Unplugged‘-Geschichte als künstlerische Herausforderung sehe. „Wir wollten uns nicht einfach nur akustische Gitarren umhängen und die originalen Arrangements als verkapptes ,Best of‘ runterspielen. Es galt, das Material von über vier Jahrzehnten meiner Arbeit als Songschreiber zu sichten und sich mit ausschließlich analogen Mitteln völlig neu zu erarbeiten. Wir hatten die Ambition, es für uns wie für das Publikum auf den heutigen Stand unseres Verständnisses von guter Musik zu bringen“, erklärte Müller-Westernhagen.“
Und das setzte er in die Tat um. Müller-Westernhagen wurde auf der Bühne gefeiert und suchte bei tobenden Applaus doch auch immer wieder stillere Momente, etwa in einer Liedpause zur Ankündigung des Songs: Liebe (Um der Freiheit Willen). Hier erzählte er dem Publikum von seiner Inspiration, diesen Text zu schreiben, in einer Zeit, als sich der „Arabische Frühling“ andeutete und viele hoffen ließ. „Ihr kennt Euch am besten mit Revolutionen aus!“, adressierte er voller Hochachtung an die ostdeutschen Fans. Und dennoch: Die Welt sei seitdem nicht besser geworden – voll von Diktatoren und Kriegen. „Denkt an die Demokratie, lasst sie Euch nicht nehmen“, appellierte er ans Publikum, bevor er wenig später bei den Zeilen: „Wir sind bereit zu sterben für dieses große Ziel. Um der Freiheit Willen – was zuviel ist, ist zuviel“, festgehalten auf den großen Videowänden die Faust ballte. Immer wieder bewiesen die Hallenser und die angereisten Gäste ihre Textsicherheit am Unplugged Tour-Abend, der mit dem Song „Wieder hier“ zu Ende ging. Aber Müller-Westernhagen- Fans gehen nicht einfach nach Konzertende sang und klanglos nachhause. Sie nahmen sich die „Freiheit“, lautstark Zugaben einzufordern.“ Mit den Worten: „Ihr wollt mich doch nicht zum Heulen bringen“, kam Müller-Westernhagen auf die Bühne zurück und nahm sich dann die Freiheit mit „Freiheit“ den Abend zu beenden.