Die Fluggesellschaft Germania hat Insolvenz beantragt. Das teilte das Unternehmen mit Sitz in Berlin in der Nacht mit. Die Mitarbeiter seien bereits informiert worden. Der Flugbetrieb wurde in der Nacht eingestellt.
Die Geschäftsführung erklärte, man habe kurzfristige Liquiditätsprobleme nicht beheben können. Sie bittet die betroffenen Fluggäste um Entschuldigung. Passagiere, die ihr Flugticket direkt bei Germania gekauft hätten, hätten keinen Anspruch auf Ersatz. Wer ein Ticket im Rahmen einer Pauschalreise gekauft habe, könne beim Reiseveranstalter Ersatztickets bekommen.
Germania hat 1.100 Mitarbeiter beschäftigt. Sie haben laut Medienberichten schon im Januar kein Geld mehr bekommen. Die Fluggesellschaft war mit rund 40 Maschinen unterwegs. Auch von den Flughäfen Leipzig/Halle, Erfurt und Hannover ging es u.a. nach Griechenland, Mallorca und in die Türkei.
Germania sei ein wichtiger Kunde gewesen, vor allem im touristischen Bereich, sagte ein Sprecher der Mitteldeutschen Flughafen AG am Dienstag. Im aktuellen Winterflugplan hatte die Airline 23 Starts pro Woche nach Ägypten, Portugal, Spanien und die Türkei geplant.
Es würden aber Gespräche mit den Reiseveranstaltern geführt, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten, betonte der Sprecher.
Nach der Insolvenz bieten verschiedene Fluggesellschaften den betroffenen Passagieren verbilligte Tickets an. Die größten Überschneidungen in den Flugplänen gebe es mit der Tochter Eurowings, erklärte ein Lufthansa-Sprecher amDienstag in Frankfurt. Die Angebote richten sich insbesondere an Passagiere, die nicht mit einem Pauschalreiseveranstalter unterwegs sind.
Im Ausland gestrandeteGermania-Kunden könnten fürRückflüge bis Ende Februar 2019 ab sofort auf der Eurowings-Seite Flüge buchen und erhielten im Nachhinein die Hälfte des Flugpreises erstattet.
Das gleiche Verfahren bietet Tuifly an. Condor willGermania-Gäste ebenfalls für die Hälfte transportieren, sofern imStandby-Verfahren Plätze frei sind.
Zusätzlich soll auf lufthansa.com in den kommenden Tagen ein Buchungsverfahren eingerichtet werden, mit dem verbilligte Tickets der Netzwerk-Airlines Lufthansa,Swiss und Austrian gebucht werden können. Hier sind pauschale Nettopreise von 50 Euro (Europa) und 200 Euro (Naher Osten) geplant.
Kritik von Verbraucherzentralen und ADAC
Verbraucherschützer fordern nun eine bessere Absicherung der Kunden. Eine Insolvenzversicherung für Fluggesellschaften, die bei einer Pleite Kunden helfe, sei noch immer nicht beschlossen, sagte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller, und appellierte an die Politik, endlich zu handeln. «Trotz der Erfahrungen mit der Insolvenz von Air Berlin haben Bundesregierung und EU nichts unternommen. Das rächt sich nun.» DenGermania-Kunden drohe nun «immenser Schaden».
Auch der ADAC forderte eine Festschreibung des Insolvenzschutzes für Fluggäste, wie sie für Pauschalreisen bereits existiere. Alternativ bestehe die Möglichkeit, Fluggesellschaften dazu zu verpflichten, beim Ticketverkauf eine Versicherung für den Ticketpreis und die Rückbeförderung mit anzubieten. «Dadurch wird beim Verbraucher ein Risikobewusstsein geweckt und zugleich eine Lösung auf freiwilliger Basis geschaffen», so der Verkehrsclub.