Sachsen-Anhalt fehlen schon heute weit über 100 Hausärzte. Die Universitäten inHalle und Magdeburg versuchen, frühzeitig angehende Mediziner für das Feld zu gewinnen.
Die Universität Magdeburg startet mit 13 Studierenden die «Klasse Hausärzte» als neues Programm im Medizinstudium. Damit wolle die Hochschule ihren Beitrag leisten bei der Gewinnung von Nachwuchs in der Allgemeinmedizin für Sachsen-Anhalt, teilte die Medizinische Fakultät zum Start am Mittwoch mit. Den Teilnehmern stehe jeweils eine Hausärztin oder ein Hausarzt als Mentor zur Verfügung. In deren Praxis könnten die Nachwuchsmediziner die Abläufe kennenlernen. Wahlfächer behandelten Themen zur Arbeit als Landarzt.
«Unseren Medizinstudierenden bieten wir frühen Patientenkontakt, konkrete Einblicke in die Arbeit des Allgemeinmediziners und eine Eins-zu-Eins-Betreuung», erläuterte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Hermann-Josef Rothkötter. «Die Ärztinnen und Ärzte erhalten die Möglichkeit, mittelfristig Nachwuchs für ihre Praxen zu interessieren.»
Halle war Vorreiter
An der Universität Halle war die «Klasse Allgemeinmedizin» schon 2011 gestartet. Damals begannen zunächst 20 Studierende, hieß es aus dem Institut für Allgemeinmedizin. Derzeit seien rund 100 Studierende in der speziellen Klasse immatrikuliert;bislang seien es in der Summe schon knapp 200 gewesen. Ob zum Wintersemester 20 oder wie in den vergangenen zwei Jahren 40 hinzu kämen, stehe noch nicht fest. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Oktober. Die ersten Absolventen würden frühestens 2022 erwartet. Auch in Halle gibt es Praxistage bei einem ärztlichen Mentor aus dem Land. Laut der Medizinischen Fakultät begleiten mehr als 110 Mentoren in mehr als 90 Lehrarztpraxen das Projekt.
160 Hausärzte fehlen in Sachsen-Anhalt
Laut der Kassenärztlichen Vereinigung fehlen derzeit in Sachsen-Anhalt mehr als 160 Hausärzte. Fast 180 praktizierende Hausärzte seien 65 Jahre und älter. Die Nachbesetzung vonHausarztpraxen, vor allem auf demLand, werde immer schwieriger, erklärte die KV kürzlich. Prognosen zeigten, dass im Jahr 2032 rund 260 weitere Hausärzte fehlen würden.
Gegen den Mangel hat das Land auch ein neues Instrument auf den Weg gebracht:Vom kommenden Jahr an soll in Sachsen-Anhalt die Landarztquote greifen. Der Landtag hatte sie im September auf den Weg gebracht. Danach reserviert das Land an den Unis in Halle und Magdeburg Studienplätze für angehende Landärzte. Vom Wintersemester 2020 an sollen 20 der 400 Medizinstudienplätze pro Jahr an Bewerber vergeben werden, die sich verpflichten, nach dem Abschluss zehn Jahre lang auf dem Land zu arbeiten.