Amanda Gorman

Gedichtband von US-Starpoetin Amanda Gorman erscheint auf Deutsch

Sie trat bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden auf

Bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden am 20. Januar 2021 wurde die Poetin Amanda Gorman mit ihrem Gedicht "The Hill We Climb" mit einem Schlag weltberühmt.

Am Samstag erscheint Gormans erster Gedichtband seit ihrem Durchbruch auf der Weltbühne in Deutschland: "Was wir mit uns tragen - Call Us What We Carry", herausgegeben vom Verlag Hoffmann und Campe in zweisprachiger Ausgabe auf Deutsch und Englisch.

In gelbem Mantel und mit rotem Haarreif hatte die damals 22-Jährige bei der Amtseinführung - via Kameras an ein Millionenpublikum weltweit übertragen - eindringlich ihr Gedicht "The Hill We Climb" vorgetragen - und wurde von Spitzenpolitikern und Stars dafür mit Lob überschüttet. Seitdem gilt die 1998 in Los Angeles geborene Dichterin auch selbst als Star. "The Hill We Climb" verkaufte sich in gedruckter Form, auch in deutscher Übersetzung ("Den Hügel hinauf"), millionenfach.

In dem neuen Band sind die Gedichte, darunter auch "The Hill We Climb", in rund ein halbes Dutzend Kapitel geordnet, teilweise mehrere Seiten lang, und in ungewöhnlichen Textsetzungen. Es geht unter anderem um den Zustand der USA, um die Corona-Pandemie oder die Klimakrise.

Die Veröffentlichung von "The Hill We Climb" hatte im Frühjahr 2021 eine Übersetzungsdebatte ausgelöst. Es war gefragt worden, ob eine weiße Person Texte einer schwarzen Autorin, die über Rassismuserfahrungen schreibt, übersetzen dürfe.

Das neue Werk wurde von den Übersetzerinnen Marion Kraft und Daniela Seel ins Deutsche übertragen. "Mit Marion Kraft konnten wir eine besonders renommierte Übersetzerin gewinnen, die sich u. a. mit der Übertragung von Büchern und Essays zu Rassismus, Literatur, Feminismus und der Schwarzen Bewegung in Deutschland einen Namen gemacht hat. Daniela Seel ist Übersetzerin und Lyrikerin und hat bereits Amanda Gormans Kinderbuch "Change. Eine Hymne für alle Kinder" ins Deutsche übertragen", hatte Verlagssprecherin Lisa Bluhm der dpa Anfang Mai gesagt.

Die afro-deutsche Autorin, Literaturwissenschaftlerin und Dozentin Kraft sagte am Freitag in einem Interview mit SWR2, die Debatte um das politisch korrekte Übersetzen von Schwarzer Literatur in andere Sprachen habe für sie keine Rolle gespielt. Die Diskussionen hätten den falschen Schwerpunkt gesetzt. Für sie und die Ko-Übersetzerin Daniela Seel sei es vielmehr darum gegangen, "ein wirklich, wie ich meine, bahnbrechendes Werk einer jungen Autorin ins Deutsche zu übertragen".

In den USAist der Band schon vor einigen Monaten erschienen - und längst zum Bestseller geworden. Auch die Kritiker waren größtenteils angetan. Das Buch biete "fokussierte und pointierte Gedichte", schrieb die "New York Times". "Es enthält Ehrfurcht und Aufbrausen, Tiefe und Spielerei, starke Gedichte und schwache Gedichte."Perfektion sei aber auch nicht das Ziel, schrieb die "Washington Post". "Ihre Poesie besteht darauf, dass nicht nur sie, sondern ein ganzes Land sich zu Ruhm entwickeln kann."

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