Garant für Bestseller

Ken Follett feiert 70. Geburtstag

Ken Follett schreibt gerade seinen nächsten Bestseller: "Der Abend und der Morgen"soll er heißen und die Vorgeschichte zu seinem Meisterwerk "Die Säulen der Erde"erzählen. In dem Mittelalterroman schilderte Follett die Intrigen während des Baus einer gotischen Kathedrale. Das ist sein Erfolgsrezept: Thriller, Spionagegeschichten und Intrigen vor historischem Hintergrund. In den vergangenen Jahren brachte er eine Trilogie heraus, die das Leben mehrerer Familien vor dem Hintergrund des Ersten und des Zweiten Weltkriegs sowie des Kalten Kriegs schilderte. Natürlich landeten alle Bände auf den Bestsellerlisten.

Heute wird der Multimillionär und geschäftstüchtige Schriftsteller 70.
Statt einer Riesenparty wie sonst will er diesmal mehrmals im kleinen Kreis mit Freunden und Familie in den verschiedensten Winkeln der Welt feiern.

Der Schlüssel zum Erfolg: gute Recherche

Seine Bücher sind in so viele Sprachen übersetzt worden, dass über ein Dutzend Mitarbeiter damit beschäftigt sind, die Rechte dafür weltweit zu lizenzieren und Tantiemen einzutreiben. Der deutsche Markt ist für ihn einer der weltweit wichtigsten.

Dafür arbeitet er hart: In 250 Fachbüchern und Nachschlagewerken recherchierte er für seinen letzten Schmöker. Sobald der erste Entwurf steht, lässt er ihn von Historikern und anderen Experten prüfen, um Fehler im zweiten Entwurf zu korrigieren. "Aber die eigentliche Recherche, die Lektüre der Bücher, Interviews, Besichtigung von Kirchen und anderen Gebäuden, all diese Dinge mache ich selbst", bestätigte Follett im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur. Denn jeder Schnitzer reiße den Leser aus seiner imaginären Welt in die Wirklichkeit zurück - "und das ist immer eine schlechte Sache."

Drama ist alles

Doch detailgetreue Recherche ergibt noch keinen Bestseller. Das Geheimnis seines Erfolgs? Drama. "Sehr oft sagen Leute zu mir: Oh, du solltest ein Buch über den und den schreiben - einen faszinierenden Menschen, den sie getroffen haben", erklärte Follett der dpa. Aber das mache noch keinen Roman aus. "Eine gute Idee für einen populären Roman erzeugt zwischen 50 und 100 dramatische Szenen."

Den Leser mit der Geschichte fesseln

Deshalb plant er den Aufbau seiner Werke auch sehr sorgfältig - sie sind nur dann erfolgreich, wenn Leser sich damit die Nächte um die Ohren schlagen wollen. "Mein Ziel ist es, sicherzustellen, dass es in der Geschichte nie einen Moment gibt, in dem Sie denken: Oh, okay, jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören", sagte er. "Ich möchte, dass Sie immer denken: Ich lese nur noch ein bisschen weiter, um zu sehen, was als nächstes passiert..."

Sein Weg zum Romanautor

Dass er Romanautor wurde, schiebt er auf seine Kindheit in einer streng religiösen Familie: "Erstens las ich mit 13 oder 14 die ganze Bibel durch. Und zweitens las ich Bücher, anstatt ins Kino zu gehen und fernzusehen. Wenn Sie mal 20 oder 30 Jahre alt sind, haben Sie soviel Belletristik gelesen, dass Sie die Regeln kennen."

Von der Religion sagte er sich mit einem Philosophie-Studium los. Dann arbeitete er als Journalist in Cardiff und London, bevor er Geschäftsführer eines kleinen Londoner Verlags wurde. Zur Entspannung fing er in seiner Freizeit an, Romane zu schreiben. Doch erst mit seinem elften Roman schaffte er 1978 den Durchbruch: Sein Spionageroman "Die Nadel"verkaufte sich mehr als zehn Millionen Mal, wurde in 30 Sprachen übersetzt und mit Donald Sutherland verfilmt.

Sein Bestseller "Die Säulen der Erde"(1989) erzählte auch davon, wie Follett eine andere Art von Spiritualität wiederfand. Heute, sagt er, könne er gar nicht genug von Kathedralen bekommen: "Finden Sie heraus, was während des Baus passiert ist, wo der Architekt seine Meinung geändert hat, wo ein Fehler war, der übertüncht werden musste."Er setzte die Saga 2007 mit "Die Tore der Welt"fort und schloss die Trilogie 2017 mit "Das Fundament der Ewigkeit"ab.

Nun ist er gerade dabei, die ersten Fassungen der Vorgeschichte mit Hilfe von Historikern zu überarbeiten: Ein kleines angelsächsisches Dorf wird von Wikingern etwa im Jahr 1000 bedroht. Aber eigentlich geht es um die damals revolutionäre Idee, dass das Gesetz über allem stand - eine der Grundlagen der modernen Zivilisation, wie Ken Follett sagt. Im Herbst 2020 soll die Vorgeschichte zu den "Säulen der Erde"herauskommen.

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