Nach dem gewaltsamen Tod eines fünfjährigen Mädchens in Berlin steht der 19-jährige Babysitter des Kindes unter dringendem Verdacht. Der Mann habe am Dienstagnachmittag auf das Mädchen und seine jüngeren Geschwister auf einem Spielplatz im Stadtteil Pankow im Norden Berlins aufgepasst, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Mittwoch.
Das Mädchen wurde etwas später durch mindestens eine Stichwunde verletzt in einem nahe gelegenen Park gefunden. Es starb kurz darauf im Krankenhaus.
Der Verdächtige sollte im Lauf des Tages einem Richter zum Erlass eines Haftbefehls vorgeführt werden. Bisher habe er sich nicht zu der Tat geäußert. Wie der Vorwurf lauten sollte, also etwa Totschlag oder Mord, sei noch nicht geklärt, hieß es. «Ein sexuelles Motiv spielt nach derzeitiger Sachlage keine Rolle», sagte die Sprecherin. Die genauen Hintergründe der Tat seien noch Gegenstand der Ermittlungen der Mordkommission.
Der 19-jährige Mann habe auf dem Spielplatz auf die vier Kinder der Familie aufgepasst, mit der Fünfjährigen sei er dann weggegangen. Zur Begründung habe er gesagt, das Kind müsse zur Toilette. Er habe andere Menschen gebeten, auf die drei jüngeren Kinder aufzupassen. Der Mann sei dann ohne das Mädchen zurückgekommen und habe gesagt, er habe es verloren. Andere Menschen alarmierten gegen 15.00 Uhr die Polizei, die daraufhin eine große Suchaktion mit mehr als 100 Beamten und einem Hubschrauber begann.
Einige Stunden später, gegen 17.40 Uhr, wurde das leblose Mädchen etwa 700 Meter entfernt im Bürgerpark gefunden. Eine Wiederbelebung blieb erfolglos. Das Kind wurde mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen, wo es starb. Kurz darauf nahm die Polizei den 19-jährigen Babysitter in der Nähe des Fundorts «am Rande des Parks» fest.
Der Verdächtige mit einer deutsch-türkischen Herkunft sei ein Bekannter der Familie, seine Mutter und die Mutter des getöteten Mädchens seien befreundet, sagte die Sprecherin. Das Opfer hat Angaben der Polizei zufolge eine deutsch-polnisch-türkische Staatsangehörigkeit. Die Berliner Kriminalpolizei begann noch am Dienstagabend mit der Spurensuche in dem extra ausgeleuchteten Park. Auch am Mittwochmorgen war der Fundort auf einem Hügel im dem Park noch weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Polizisten sicherten den Bereich ab, Kriminaltechniker waren vor Ort. Dutzende Polizisten bildeten eine Kette, um den gesamten Park vom Fundort der Leiche Richtung Spielplatz abzusuchen. Sie durchkämmten mit Stöcken und Rechen Gebüsche und das Laub auf dem Boden und suchten in Altglascontainern. Die Polizei ließ zudem eine Drohne aufsteigen, um aus der Luft Fotos vom Fundort zu machen. Auch mögliche Zeugen sollten befragt werden.
In der Nähe des Fundortes der Leiche hatten schon am Dienstagabend Menschen Kerzen aufgestellt, eine gelbe Blume und ein kleines Kuscheltier wurden auf den Weg gelegt. Auch am Mittwochmorgen blieben Menschen dort stehen, bei einigen waren Tränen zu sehen. In der Nacht hatte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) den Angehörigen ihr Beileid bekundet. «Ich bin schockiert», schrieb sie auf Twitter. Ihre Gedanken seien bei den Eltern des kleinen Mädchens und bei ihren Angehörigen. «Es bricht mir das Herz und ich bin zutiefst traurig.» Der Bezirksbürgermeister von Pankow, Sören Benn (Linke), twitterte: «Das ist so grausig, & furchtbar. Den Angehörigen mein tief empfundenes Beileid.»