Filmdreh zu "Heidi" im Harz

Die Szene spielt direkt neben der Quedlinburger Marktkirche St. Benedikti: Heidi (Anuk Steffen, 9 Jahre) schiebt ihre Freundin Klara (Isabell Ottmann, 12 Jahre) in ihrem Rollstuhl über den Markt in Frankfurt am Main um das Jahr 1880. Der Boden ist mit Matsch bedeckt. Marktdamen bieten ihre Waren an. Schweine grunzen. Qualm von offenen Feuern dringt in die Augen. Plötzlich rennt ein gut gekleideter Mann ins Bild. Der Matsch spritzt von seinen feinen Lederschuhen hoch und er und schreit "Gnädiges Fräulein, was machen Sie denn da für Sachen?". Es ist Peter Lohmeyer, er spielt Sebastian, den Butler der reichen Klara.

Drei Tage am Stück (28.-30. September 2014) hat das Filmtream um Regisseur Alain Gsponer in Quedlinburg Szenen für die Neuverfilmung des Romans «Heidi» von Johanna Spyri gedreht. Die Harzstadt wird dafür zu Frankfurt am Main. Hier lebt Klara zusammen mit dem strengen Kindermädchen Fräulein Rottenmeier (Katharina Schüttler) und Hausdiener Sebastian in einer herrschaftlichen Villa. Die Rolle des grantigen Opas von Heidi, die Rolle des Almöhi, spielt Bruno Ganz.

Gedreht wird im SAW-Land noch bis Ende Oktober. Geplant sind Termine in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) und Altenburg (Thüringen).

Sieben Millionen Euro kostet die Neuverfilmung von "Heidi". Ende 2015 soll der Film in die Kinos kommen. "Weihnachten ist das Ziel", sagt Produzentin Uli Putz. "Es geht darum einen wirklich authentischen Heidi-Film entstehen zu lassen. Es ist einfach die Zeit für dieses Leinwanderlebnis." Regisseur Alain Gsponer spricht von einer Neuinszenierung, die sich besonders mit dem Clash of Cultures, also den gesellschaftlichen Unterschieden der Zeit um 1880 beschäftigt. 50 Drehtage sind insgesamt angesetzt.

Für die Hauptdarstellerin, die neunjährige Anuk Steffen aus Graubünden in der Schweiz, ist es übrigens der erste Film überhaupt. Sie hat in einem großen Casting überzeugt und freut sich über die Rolle. Besonders anstrengend findet sie es, wenn ständig Leute um sie herum sind und an den Haaren, dem Makeup und den Klamotten arbeiten. "Das nervt, nervt, nervt", sagt sie kess. Eine Prinzessin oder Filmdiva - das sei sie nicht, sagt sie. Sie liebe das Landleben, "da hat man so vel Platz".

Nach dem letzten "Danke, Klappe Ende" des Regisseurs schnappt sich Anuk Steffen erstmal ihren Teddy und knuddelt ihn eine Runde. Dann nimmt der Papa, der bei allen Drehtagen dabei ist, das Mädchen auf den Arm gibt ihr einen dicken Kuss. Sie winken und verschwinden im Cateringzelt. Das gab es 1880 noch nicht.

Filmdreh "Heidi"
Blick ins Filmset von "Heidi"
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