Grundschule

Ferienende in Sachsen-Anhalt

Normaler Schulbetrieb trotz Corona?

Die Ferien sind vorbei. Mit dem Start des neuen Schuljahres in Sachsen-Anhalt sollen von Donnerstag an erstmals seit fünf Monaten wieder alle Klassenstufen täglich in voller Besetzung in den Schulen sein. Doch auch im sogenannten Regelbetrieb gelten Corona-Regeln - und das Dauerthema Lehrermangel ist auch nicht vom Tisch. Wie soll das neue Schuljahr laufen und wo liegen die Probleme?

Frage: Wie viele Schüler und Lehrer starten ins neue Schuljahr?

Antwort: Nach Schätzungen des Bildungsministeriums startet das Schuljahr mit rund 200 000 Schülerinnen und Schülern. Das wären erneut etwas mehr als im Vorjahr, als laut Statistischem Landesamt rund 196 000 Kinder und Jugendliche eine allgemeinbildende Schule besuchten. Rund 19 000 Erstklässler werden am Wochenende feierlich eingeschult und starten nächste Woche in den neuen Lernalltag.

Bei den Lehrkräften ist die Frage schwieriger zu beantworten. Das Bildungsministerium gibt seit einigen Jahren erst Monate nach dem Schulstart Zahlen zur Unterrichtsversorgung und der Zahl der Pädagogen heraus und begründet das damit, dass die Daten sonst zu ungenau wären.

Frage: Wie soll der Unterricht im neuen Schuljahr ablaufen?

Antwort: Erstmals seit Mitte März sollen wieder alle Klassen in voller Stärke täglich unterrichtet werden. Grundschüler hatten schon vor den Ferien mehrere Woche wieder täglichen Unterricht, allerdings mit einem fest zugeteilten Lehrer. Alle älteren Jahrgänge wurden in Gruppen aufgeteilt und lernten abwechselnd in der Schule und mit Aufgaben von zuhause. So sollte der Sicherheitsabstand gewahrt bleiben. Im Regelbetrieb wird dieser Abstand nicht eingehalten.

Durch ihn sollen Lernlücken aus dem vergangenen Schuljahr entdeckt und nachgeholt werden, wie Bildungsminister Marco Tullner sagte. «Insgesamt ist Schule ein sozialer Lernprozess», sagte der CDU-Politiker am Montag bei einer Facebook-Fragestunde von MDR Sachsen-Anhalt. Deswegen sei die Rückkehr zum täglichen Unterricht wichtig.

Frage: Welche Schutzmaßnahmen gibt es?

Antwort: In den ersten beiden Tagen gilt eine generelle Maskenpflicht auf dem Schulgelände, allerdings nicht während des Unterrichts. So soll ermöglicht werden, dass alle Schülerinnen und Schüler und das Personal einen Bogen zum Gesundheitszustand ausfüllen, in dem auch mögliche Aufenthalte in einem Risikogebiet und Kontakte zu Infizierten abgefragt werden sollen. Wer diese Angaben bis Montag nicht in der Schule abgibt, darf sie nicht mehr betreten. Das Gleiche gilt für Rückkehrer aus Risikogebieten ohne negativen Corona-Test.

Ab nächster Woche dürfen die Schulleitungen selbst entscheiden, ob und wie Schutzmaßnahmen wie eine Maskenpflicht gelten. Eine Einschränkung gibt es: An staatlichen Schulen darf keine Maskenpflicht im Unterricht angeordnet werden. Es sei nicht praktikabel, acht Stunden am Tag ununterbrochen eine Maske zu tragen, begründete Tullner diese Entscheidung.

Frage: Wie unterstützt das Land die Schutzmaßnahmen?

Antwort: Seit voriger Woche wurden im großen Stil Masken und Desinfektionsmittel im Land verteilt, um die Schulen damit auszustatten. Am Dienstag waren die Lieferungen abgeschlossen, wie ein Sprecher des Bildungsministeriums sagte. Insgesamt seien rund eine Million Masken und 3000 Kanister Desinfektionsmittel verteilt worden. Darüber hinaus sind die Schulträger für ausreichend Schutzausrüstung, Seife und Desinfektionsmitteln verantwortlich.

Frage: Was passiert, wenn Corona-Fälle aufauchen?

Antwort: Dafür hat Sachsen-Anhalt ein Konzept erarbeitet, das mehrere Stufen vorsieht. Zunächst werden an allen Schulen größere Gruppen gebildet, die sich im Alltag möglichst nicht begegnen sollen. Diese sogenannten Kohorten müssen nicht einer Klasse entsprechen, sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums. So könnte auch eine komplette Oberstufe eine Kohorte bilden. An kleinen Grundschulen könnten außerdem lediglich zwei Gruppen gebildet werden. Bei einem Corona-Fall müssen alle, die zur betroffenenKohorte gehören, in Quarantäne.

Tritt an einer Schule selbst ein Corona-Fall auf, dürfen alle Infizierten und ihre Kontaktpersonen die Einrichtung nicht mehr betreten. Auch für den Fall, dass sich in einer Region ein größerer Ausbruch des Virus ereignet, gibt es Schutzmaßnahmen. Die betroffenen Schulen gehen dann vom Regelbetrieb wieder in das Wechselmodell mit aufgeteilten Klassen und abwechselndem Lernen zuhause über, um den Sicherheitsabstand zu garantieren.

Im Einzelfall können die zuständigen Gesundheitsämter auch entscheiden, wegen eines regionalen Ausbruchs Schulen zu schließen. Das war schon vor den Sommerferien vereinzelt der Fall, unter anderem in Magdeburg.

Frage: Was ist mit Corona-Risikogruppen?

Antwort: Prinzipiell gilt die Schulpflicht. Wer ein Kind hat, das ein besonderes Risiko hat, schwer an Covid-19 zu erkranken, soll sich laut Bildungsminister Tullner direkt an die betreffende Schule wenden. Dann werde je nach Einzelfall eine Lösung gesucht. Bei den Lehrkräften ist es anders: Sie müssen alle zurück an die Schulen.

Das gilt auch für die 1300 Pädagoginnen und Pädagogen, die vor den Ferien vom Präsenzunterricht befreit waren, weil sie ein ärztliches Attest hatten, das ihnen ein besonderes Risiko bescheinigte. Erst wenn in einer Region die Fallzahlen eine bestimmte Schwelle überschreiten, können sich Lehrkräfte vom Unterricht befreien lassen - mit einem offiziellen Attest eines Amtsarztes.

Frage: Sind diese Regelungen praktikabel?

Antwort: Das Bildungsministerium sagt Ja, viele andere Nein. Der Schulleitungsverband befürchtet viele kraftraubende Diskussionen mit Schülern, Eltern und Kollegen über die je nach Schule festgelegten Schutzmaßnahmen und wünschte sich zuletzt vor allem beim Thema Maskenpflicht einheitlichere Vorgaben.

Der Landesschülerrat sprach sich dafür aus, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes außerhalb des Unterrichts generell vorzuschreiben und Klassen möglichst immer in den gleichen Räumen lernen zu lassen. Die Landeschefin der Lehrergewerkschaft GEW sprach von «zahlreichen personellen, konzeptionellen und hygienischen Problemen» an den Schulen, die nicht an einen Regelbetrieb denken ließen.

Frage: Wird der seit Jahren beklagte Lehrermangel abgemildert?

Antwort: Das lässt sich aus mehreren Gründen schwer vorhersagen. So ist unklar, wie viele Lehrerinnen und Lehrer in den kommenden Tagen tatsächlich vor den Klassen stehen. Das liegt nicht nur daran, dass das Ministerium keine Personalzahlen herausgibt. Unklar ist auch, wie viele Lehrkräfte sich krank melden oder aus anderen Gründen ausfallen.

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