Die australische Regierung hat sich mit Facebook im Streit über Medieninhalte auf der Plattform geeinigt. Der Internetriese werde die Sperre für australische Nachrichtenseiten auf seinem Online-Netzwerk in den kommenden Tagen aufheben, teilte Schatzkanzler Josh Frydenberg gestern mit. Nach tagelangenVerhandlungen mit Facebook habe die Regierung unter Premierminister Scott Morrison zugestimmt, Änderungen an einem geplanten Mediengesetz vorzunehmen, berichtete die Nachrichtenagentur AAP.
«Diese Änderungen werden digitalen Plattformen und Nachrichten-Medien mehr Klarheit darüber verschaffen, wie das Gesetz angewendet werden sollte und den Rahmen dafür stärken, dass Betriebe im Nachrichten-Medienbereich fair entlohnt werden», hieß es weiter. Facebook begrüßte in einer Stellungnahme die Einigung. Man sei zufrieden, dass die australische Regierung einer Reihe von Änderungen und Zusicherungen zugestimmt habe.
Facebook hatte am Donnerstag Nachrichtenseiten auf seiner Plattform für australische Nutzer gesperrt. Facebook-Nutzer konnten seither keine nationalen oder internationalen journalistischen Inhalte mehr teilen. Damit widersetzte sich das Unternehmen einem Gesetzesvorhaben der australischen Regierung, das künftig Google und Facebook dazu zwingen soll, örtliche Medienunternehmen zu bezahlen, wenn sie deren Inhalte verbreiten.
In einer letzte Woche verbreiteten Mitteilung schrieb Facebook, dass das Gesetzesvorhaben das Verhältnis zwischen den Plattformen und den Verlagen, die sie nutzten, um nachrichtliche Inhalte zu teilen, gründlich missverstehe.
"Es stellt uns nun vor eine harte Wahl: zu versuchen, ein Gesetz zu befolgen, dass die Realität dieser Beziehung verkennt, oder Nachrichteninhalte in unseren Diensten inAustraliennicht länger zu erlauben. Schweren Herzens haben wir uns für Letzteres entschieden", schrieb das US-Unternehmen. Australische Verlage profitierten davon, ihre Beiträge auf Facebook zu teilen, schrieb der Internetgigant weiter. Facebook hatte bereits im vorigen August damit gedroht, Nachrichten inAustralienaus seinem Dienst zu verbannen, und diese Drohung zuletzt bei einer Senatsanhörung im Januar wiederholt.
Google hatte bei dieser Anhörung mit der Abschaltung seiner Suchmaschine inAustraliengedroht.
Die kurze Sperre zeigte, welche Auswirkungen das aufPersonen und Nachrichtenorganisationen haben kann, wenn es Streit gibt mit dem Social Media-Riesen. Sie waren in Australien nicht mehr in der Lage sind, Nachrichtenlinks zu veröffentlichen und australische und internationale Nachrichteninhalte auf Facebook zu teilen oder anzuzeigen.Weltweit war das Posten und Teilen von Nachrichtenlinks australischer Verlage ebenfalls eingeschränkt.
Facebook blockierte auch Seiten der australischen Polizei, Feuerwehr und von Regierungsstellen, darunter auch solche der Gesundheitsbehörden mit wichtigen aktuellen Informationen zur Corona-Pandemie. Facebook teilte später mit, dies sei nicht beabsichtigt gewesen und die Seiten würden wiederhergestellt.Für australische Verlage bedeutet dies:Sie durften keine Inhalte auf Facebook-Seiten teilen oder veröffentlichen.Für internationale Verlage bedeutet dies:Sie konnten weiterhin Nachrichteninhalte auf Facebook veröffentlichen, aber Links und Beiträge können vom australischen Publikum nicht angezeigt oder geteilt werden
In Deutschland und der EU herrscht seit Jahren ein ähnlicher Rechtsstreit: Presseverlage und Nachrichtenseiten wollen Geld von Google, wenn ihre Artikel in der Suchmaschine auftauchen. Dieser Rechtsstreit währt jedoch bereits seit Jahren und es ist eher unwahrscheinlich, dass ähnliches zumindest in nächster Zeit auch in Deutschland geschieht.