Die Kandidaten der Präsidentschaftswahl überziehen sich schon bei der ersten von drei Fernsehdebatten mit persönlichen Attacken und schweren Vorwürfen. Im Mittelpunkt stehen die Corona-Krise und der Konflikt nach dem Tod von George Floyd.
Gut einen Monat vor der US-Präsidentschaftswahl haben sich Amtsinhaber Donald Trump und Herausforderer JoeBidenin der ersten von drei Fernsehdebatten einen harten Schlagabtausch geliefert. Die Themen der Diskussion und die oft weit auseinander liegenden Positionen machten die Gräben in Gesellschaft und Politik der USA deutlich. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Punkten der Debatte.
CORONA-KRISE: «Er will einen Shutdown dieses Landes, und ich will es offen halten», sagte Trump über die Corona-Strategie vonBiden. Dieser konterte, Trump habe sich «völlig unverantwortlich» verhalten und so Tausende von Menschenleben gefährdet. Trump hob hervor, dass ältere Menschen mit Herzproblemen bei einer Covid-Erkrankung sehr gefährdet seien. «Junge Menschen sind es nicht.»
WIRTSCHAFT:Bidenhielt Trump vor, in der Corona-Krise sei es Millionären und Milliardären wie ihm gut ergangen. Dann schaute er in die Kamera und fragte: «Aber Ihr Leute zuhause, wie geht es Euch?» Trump bekräftigte, dass er die Wirtschaft zum Blühen gebracht habe, ehe es zum coronabedingten Stillstand gekommen sei. Jetzt baue er sie wieder auf.
RASSISMUS:Bidenbezeichnete Trump als Rassisten - nach dem Tod von George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai habe der Präsident versucht, «rassistischen Hass zu erzeugen, rassistische Spaltung». Zu den teilweise gewaltsamen Unruhen im Anschluss an den Tod Floyds in Minneapolis sagte Trump, die Regierung habe dort wieder für Ruhe gesorgt, «weil wir an Recht und Ordnung glauben - und du tust dies nicht, Joe», fügte der Präsident hinzu.
KLIMAWANDEL:Bidenkündigte an, den von Trump angekündigten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen rückgängig zu machen. Trump warfBidenvor, unbezahlbare Initiativen im Umweltschutz zu verfolgen und den Luftverkehr einschränken zu wollen.
SUPREME COURT: Trump bekräftigte das Recht der Regierung, die freie Stelle im obersten Gericht der USA noch vor der Wahl neu zu besetzen, mit der konservativen Richterin Amy Coney Barrett: «Wir haben die Wahl gewonnen und deswegen haben wir das Recht, sie auszuwählen.» Herausforderer JoeBidenforderte hingegen, mit der Besetzung der Stelle bis Februar 2021 zu warten, «weil wir mitten in einer Wahl sind, die bereits begonnen hat».
WAHLVERLAUF: «Ich hoffe, dass es eine faire Wahl sein wird», sagte Trump. Schon jetzt aber gebe es Hinweise auf Versuche des Wahlbetrugs: Tausende von Stimmzetteln würden manipuliert - «das kann ich nicht akzeptieren.» Er rief seine Anhänger dazu auf, die Auszählung der Stimmen als «Poll Watchers» genau zu beobachten.Bidenappellierte an die Amerikaner, so zu wählen, «wie es euch am besten passt» - ob per Briefwahl oder direkt an der Wahlurne. Er werde jedes Ergebnis akzeptieren, ob er die Wahl nun gewinnen oder verlieren werde.
PERSÖNLICHE ATTACKEN: Beide Kandidaten griffen sich wiederholt persönlich an. «Sie sind der schlechteste Präsident, den Amerika je hatte», sagteBiden. Trump wiederum hielt dem Kandidaten der Demokratischen Partei seinen Sohn HunterBidenvor - dieser sei wegen Drogenkonsums aus den Streitkräften entlassen worden.Bidenbestritt das.
UNTERBRECHUNGEN: Zeitweise redeten alle drei durcheinander. Moderator Chris Wallace bat die Diskutanten eindringlich, sich weniger häufig zu unterbrechen. Trump reagierte, indem er mit dem Finger aufBidensagt - dieser solle ihn nicht dauernd unterbrechen. Wallace antwortete, offen gesagt habe er den Eindruck, dass Trump seinem Herausforderer häufiger ins Wort falle als umgekehrt. «Es ist schwer, bei diesem Clown überhaupt zu Wort zu kommen», sagteBiden.
BLITZUMFRAGE: Die erste Fernsehdebatte vor der Präsidentschaftswahl in den USA hat eine große Mehrheit der Amerikaner vor allem als anstrengend empfunden - 69 Prozent nannten als vorrangiges Gefühl, dass sie verärgert seien. In einer Blitzumfrage des Senders CBS sah eine knappe Mehrheit von 48 Prozent den Herausforderer Joe Bilden als Sieger im Schlagabtausch mit Präsident Donald Trump (41 Prozent).
Am 15. und am 22. Oktober sind noch zwei weitere Fernsehdebatten zwischen Trump undBidengeplant.
CBS-Blitzumfrage: Zwei Drittel von Fernsehdebatte genervt
Die erste Fernsehdebatte vor der Präsidentschaftswahl in den USA hat eine große Mehrheit der Amerikaner vor allem als anstrengend empfunden. In einer Blitzumfrage des Senders CBS sah eine knappe Mehrheit den demokratischen Herausforderer Joe Bilden als Sieger im Schlagabtausch mit Präsident Donald Trump.
Befragt nach ihrem überwiegenden Gefühl beim Anschauen der Debatte antworteten in der CBS-Blitzumfrage mehr als zwei Drittel (69 Prozent), die Diskussion habe sie vor allem verärgert. Nur 31 Prozent fühlten sich davon unterhalten. In der Umfrage mit mehreren Antwortmöglichkeiten gaben zudem 19 Prozent an, sie seien nach der Sendung pessimistisch. Lediglich 17 Prozent erklärten, die Debatte sei für sie informativ gewesen.
Den Ton der Diskussion, bei der vor allem der republikanische Amtsinhaber Trump seinem Herausforderer wiederholt ins Wort fiel, empfanden 83 Prozent der Befragten als negativ, nur 17 Prozent als positiv.
Auf die Frage, wer die Debatte gewonnen hat, nannten 48 ProzentBidenund 41 Prozent Trump. Rund zehn Prozent bewerteten den Ausgang als unentschieden.