Mickrige Maiskolben, vertrocknete Getreidehalme: Sachsen-AnhaltsLandwirterechnen wegen der anhaltenden Dürre mit der schlechtesten Ernte seit Jahren. Die erreichten Erträge seien «ein Desaster», teilte der Bauernverband am Dienstag auf Basis erster Abfragen unter den Betrieben mit. Demnach wurde bei den Getreidearten Gerste, Roggen und Weizen zwischen 25 und 46 Prozent weniger geerntet als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Bei Raps habe das Minus bei 36 Prozent gelegen. Agrarministerin Claudia Dalbert (Grüne) stellte Hilfsgeld vom Land in Aussicht. Zunächst müsse aber genau geprüft werden, wie groß die Ausfälle wirklich seien.
Auch Dalbert betonte den Ernst der Lage. Sie habe sich viele Felder selbst angesehen. «Es ist wirklich dramatisch.» Auf manchen Maisfeldern sei von den Pflanzen gar nichts zu sehen, auf anderen Äckern wüchsen die Pflanzen gerade mal 30 bis 40 Zentimeter hoch. Die Grünen-Politikerin verwies auf Erhebungen des Deutschen Wetterdienstes, wonach die vergangenen Monate die wärmsten und trockensten seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 100 Jahren waren. «Das ist nicht nur ein subjektives Empfinden - es ist dramatisch wärmer», sagte Dalbert. Sachsen-Anhalt sei von der Dürre auch im bundesweiten Vergleich besonders stark betroffen.
Dalbert machte aber auch klar: Hilfsgeld vom Land kann nicht ohne Weiteres fließen. Voraussetzung ist, dass die Dürre mit einer Naturkatastrophe gleichgesetzt wird. Das ist der Fall, wenn die Erträge mindestens 30 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt liegen. «Ich gehe davon aus, dass diese Bedingung erfüllt sein wird», sagte Dalbert. Das Land plane für diesen Fall einen Notstandsfonds, Landwirten könnten daraus bis zu 80 Prozent ihrer Verluste bezahlt werden. Vorgaben der EU müssten aber genau beachtet werden, damit später nicht die Rückzahlung der Gelder droht. Die Prüfung wird laut Dalbert noch bis Ende August dauern.
Mit einer schnellen Auszahlung solcher Hilfen können dieLandwirtedeshalb nicht rechnen. Jeder Betrieb muss laut Dalbert einen Antrag stellen und nachweisen, dass auch auf seinen Feldern die Erträge um mindestens 30 Prozent eingebrochen sind. Geld sofort auszuzahlen, um die Bauern etwa bei hohen Futterpreisen zu unterstützen, sei nicht möglich. «Wir werden aber alles tun, um möglichst schnell zu helfen», kündigte Dalbert an. Der Bauernverband forderte in einem Schreiben an die Landesregierung weitergehende Hilfe vom Land. DieLandwirtekönnten die Folgen der Dürre nicht alleine tragen. Betroffen sind dem Verband zufolge vor allem die Altmark, die nördliche Börde, das Jerichower Land, der Salzlandkreis sowie die Region Anhalt.
Dalbert verwies erneut auf zahlreiche Maßnahmen, mit denen das Land die Bauern bereits unterstütze. Dazu zählen etwa zinsgünstige Kredite oder die Stundung von Pachtzahlungen. Mit dem Finanzministerium gebe es Gespräche, den Landwirten die Zinsen auf die Stundung zu erlassen.
Langfristig müsse sich die Landwirtschaft aber auch besser auf den Klimawandel einstellen, sagte Dalbert. Nicht jedes Jahr werde so schlimm wie dieses, mit extremen Wetterereignissen wie etwa auch Starkregen sei aber häufiger zu rechnen. Das Land werde deshalb auch sein Informationsangebot für dieLandwirteverstärken, etwa zu verbesserten Anbau- und Bewässerungsmethoden.