Die sprudelnden Steuereinnahmen in Deutschland sollen auch den Bürgern zugutekommen. Die Bundesregierung will Steuerzahler zum 1. Januar 2016 bei der "Kalten Progression" entlasten, kündigte Finanzminister Schäuble an. Wie genau, steht aber noch nicht fest.
Bund, Länder und Kommunen haben in diesem Jahr 6,3 Milliarden Euro mehr an Steuereinnahmen zur Verfügung als noch im November berechnet. Sie können dank der guten Konjunktur und Beschäftigungslage bis zum Jahr 2019 auf 38,3 Milliarden Euro mehr Steuereinnahmen hoffen als bisher geplant. Das teilte das Bundesfinanzministerium nach Abschluss der Beratungen der Steuerschätzer mit. Allein in diesem Jahr kann der Fiskus mit einem Zusatzplus im Vergleich zur Steuerschätzung vom November von 6,3 Milliarden Euro rechnen.
Wenn ein Arbeitnehmer eine Lohnerhöhung bekommt und dadurch in einen höheren Steuersatz rutscht, muss er mehr Steuern zahlen. Am Ende bleibt ihm sogar weniger im Portemonnaie, als vorher. Dies wird kalte Progression genannt und soll schon seit langem abgeschafft werden. Zur Zeit sprudeln die Steuereinnahmen und deshalb will Bundesfinanzminister Schäuble jetzt das Thema angehen und die Steuerzahler bereits zum 1. Januar 2016 bei der «Kalten Progression» entlasten. Dafür solle der Einkommensteuertarif korrigiert werden, kündigte Schäuble an.
Die Korrektur werde den Gesamtstaat zusätzlich rund 1,5 Milliarden Euro kosten. Der Vorschlag sei mit Bundeskanzlerin Merkel und Bundeswirtschaftsminister Gabriel abgestimmt.
radio SAW-Reporterin Silke Nauschütz war bei der Pressekonferenz von Wolfgang Schäuble dabei:
Habt Ihr das auch schon erlebt- Ihr bekommt eine Brutto-Gehaltserhöhung- netto bleibt davon aber so gut, wie nichts übrig. Wenn das passiert, hat die sogenannte „kalte Progression“ zugeschlagen Seit Jahren wird immer wieder darüber diskutiert, diese leidige Thema anzugehen. Nun scheint Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ernst zu machen. Dazu wollen wir jetzt erstmal klären, was genau ist kalte Progression und wie funktioniert die?
Torsten Rößler macht uns schlau:
Auf jeden Euro, den wir verdienen, wird Lohnsteuer fällig. Das ist ganz normal, von diesem Geld lebt der Staat und sollte es für das Gemeinwohl sinnvoll verwenden.
Das Dumme für uns deutsche Steuerzahler ist aber, dass der Staat uns das Geld nach Einkommensstufen abknöpft. Durch eine Lohnerhöhung können wir in eine höhere Stufe eingruppiert werden, dadurch klettert der Steuersatz und die Lohnerhöhung ist futsch. Ein Beispiel: eine Verkäuferin verdient, sagen wir mal 1.250 Euro im Monat. Wenn sie 2 Prozent brutto mehr auf dem Lohnzettel hat, steigt ihre Steuerlast um 8,4 Prozent.
Wenn wir jetzt noch die Inflation dazu rechnen, rund 2 Prozent, hat unsere Verkäuferin am Ende weniger Geld zum Ausgeben, als vorher. Das ist natürlich ungerecht. Vor allem weil es nur mittlere und besonders untere Einkommen betrifft. Bei einem Verdienst über 52.000 Euro im Jahr greift die kalte Progression nicht mehr, da bleibt die Steuerklasse gleich. Das ist natürlich alles ziemlich ungerecht und soll nun tatsächlich geändert werden. Auf die genauen Pläne sind wir alle sehr gespannt.