Es heißt immer so schön: “Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht”. Aber vor allem auch Eltern greifen manchmal in die Trickkiste und flunkern, um Diskussionen mit den Kids aus dem Weg zu gehen.
Vielleicht könnt Ihr euch auch noch an Notlügen erinnern, die Euch eure Eltern mal aufgetischt haben und habt vielleicht auch selbst schon welche davon bei Euren Kindern benutzt.
Das fragen wir Ines Brock - sie ist Erziehungswissenschaftlerin und Kinder - und Jugendlichenpsychotherapeutin aus Halle.
Frage: Warum benutzen Eltern Notlügen?
Antwort Ines Brock: Eltern benutzen Notlügen um ihre Bedürfnisse gegnübern den Kindern durchzusetzen und manchmal wäre eine lange Erklärung auch nicht unbedingt kindgerecht und dann macht es Sinn, in kleinen Alltagssituationen die Kinder auch mal ein bisschen hinters Licht zu führen.
Frage: Wann können Notlügen enttarnt werden?
Antwort Ines Brock: Wenn die Kinder merken, dass die Eltern ein bisschen mit einem Augenzwinkern reagieren oder wenn sie ein gutes Gespür haben für ihre Eltern, dann entdecken die Kinder eine Notlüge schon. Das heißt aber nicht automatisch, dass Kinder ihren Eltern nicht glauben, Eltern werden natürlich noch als allmächtig wahrgenommen - gerade im jüngeren Alter von Kindern glauben die Kinder ihren Eltern fast alles.
Frage: Was sollte ich tun, wenn die Notlüge auffliegt?
Antwort Ines Brock: Ich würde da zwei Strategien abheben, das eine ist, es mit einem Augenzwinkern aufzulösen und zu sagen, "Naja ich wollte jetzt dieses und jenes erreichen, und hab gedacht, es ist besser mit dieser oder jener Begründung zu erreichen" oder - noch einmal in eine Diskussion zu gehen und zu sagen: "Ja, ich möchte gern dieses und jenes und was glaubst Du denn, was wäre denn besser gewesen, wenn ich es Dir erklären soll." Wenn eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kind da ist, ist eine kleine Notlüge auch nicht beziehungsgefährdend.
Frage: Wie gesund sind Notlügen?
Antwort Ines Brock: Das hängt auch vom Alter ab. In der Vorschulphase sind Kinder auch noch in der magischen Phase und glauben an Dinge, die sie sich nicht erklären können mit eher fantastischen Erklärungen und so passt es bei jüngeren Kindern auch zu ihrer Fantasiewelt. Bei älteren Kindern ist es ja auch so, dass sie einen auch ab und zu mal hinters Licht führen. Da ist auch Gleiches mit Gleichem aufgehoben.
Frage: Ehrlichkeit ist schon wichtig, oder?
Antwort Ines Brock: Es ist schon wichtig, dass man Kindern gegenüber auch ehrlich ist und die Wahrheit als wichtiges Kriterium im Miteinander pflegt.
Frage: Welche Alternative zur Notlüge gibt es?
Antwort Ines Brock: Ein guter Erziehungsstil ist, die Bedürfnisse von Eltern durchzusetzen, mit klaren Äußerungen und "Ich"-Botschaften umzugehen und zu sagen: "Ich möchte jetzt dieses und jedes und es ist mir wichtig, auch wenn ich verstehe, dass Du gerade etwas anderes möchtest, aber ich bin deine Mutter oder Dein Vater und ich bin diejenige, die jetzt entscheidet, was wir tun." Also die intergenerationale Grenze festzumachen, wer derjenige ist, der die Regeln festlegt.