Eichenprozessionsspinner in Sachsen-Anhalt weiter ein Problem

Besonders im Gartenreich Dessau-Wörlitz

Der Eichenprozessionsspinner ist seit Jahren ein Problem in Sachsen-Anhalt - vor allem für den Menschen. Auch wenn die Bekämpfung des Schädlings vielerorts bereits Wirkung gezeigt hat, verlagert sich der Befall oft. Immer wieder würden Herde auftreten, die vorher gar nicht da waren, sagte Thomas Winter vom Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt. «Wir kämpfen an der einen Stelle und plötzlich haben wir es wieder woanders». Profitiert habe man im vergangenen Jahr aber durch den verhältnismäßig kalten Mai und viel Niederschlag.

Der Eichenprozessionsspinner ist weniger gefährlich für die Eichen als für die Menschen. Die Raupen des Nachtfalters bilden giftige Härchen aus, die bei Berührung zu Ausschlägen, Augenreizungen, Atembeschwerden und allergischen Reaktionen führen können. Für die Eichen sei die Bekämpfung ein «schöner Nebeneffekt», sagte Winter. Mit einer Stabilisierung der Bäume reduziere man aber auch das Risiko für den Menschen.

Seit etwa zehn Jahren würden im Landkreis Stendal und im Altmarkkreis-Salzwedel die Bäume regelmäßig mit einem Biozid besprüht, das die Ausbreitung des Schädlings verhindern soll, erklärte Winter weiter. Insgesamt gebe es im Norden des Landes dadurch eine deutliche Verbesserung.

Problematisch sei die Situation hingegen nach wie vor etwa im zum Unesco-Welterbe gehörenden Gartenreich Dessau-Wörlitz. Vergangenes Jahr habe es in der Umgebung unglaublich viele allergische Reaktionen gegeben, die auch ambulant behandelt werden mussten, sagte Winter. Das Landeszentrum Wald habe daraufhin gemeinsam mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt eine Empfehlung herausgegeben, dass der Falter dort in diesem Jahr «dringend» bekämpft werden müsse.

Die Art der Bekämpfung sei dort aber nicht einfach, da es sich um eine Parklandschaft handele. Bei Waldflächen würden aufgrund von Umweltbestimmungen in der Regel die Waldränder aus der Luft beflogen. Weil die Eichen bei parkähnlichen Landschaften teilweise weit auseinanderstünden, ginge das dort nicht. Winter sieht daher nur eine Möglichkeit zur Bekämpfung: «Wir müssen die punktuell befliegen, wir müssen alles befliegen.» Auch von unten können die Bäume mit Sprühkanonen besprüht werden.

Neben der Möglichkeit der Bekämpfung mit Bioziden gibt es auch Forschungsprojekte mit natürlichen Methoden. Im Biosphärenreservat Drömling sollen etwa bessere Bedingungen für Fressfeinde wie Meisen geschaffen werden. Erste Ergebnisse des 2021 gestarteten Forschungsprojektes deuteten darauf hin, dass die Vögel die Raupen des Falters fressen und so zu einer Verringerung des Bestands beitragen, hieß es seitens des Umweltministeriums vor wenigen Wochen. Wie erfolgreich das Projekt ist, wird sich aber noch zeigen müssen.

Seite teilen