Doku über Band Silly kommt in die Kinos

Es war wenige Jahre vor dem Mauerfall. Wegen eines Missverständnisses kaufte Anna Loos ihre erste Schallplatte vonSilly. „Ich war ein bisschen enttäuscht, dass es keine Westplatte war - wovon ich ausgegangen bin, weil eine Schlange vor dem Laden stand.“

Die Brandenburgerin hörte sich „Bataillon d’Amour“ dann dennoch an. Sie war begeistert und blieb es auch. Sie verehrteSilly-Sängerin Tamara Danz. Einige Jahrzehnte später wurde die Schauspielerin deren Nachfolgerin. Unterdessen steht die 46-Jährige schon seit mehr als zehn Jahren amSilly-Mikro. Nun ist Loos auch in dieser Rolle im Kino zu sehen.

Frei von Angst

Am Donnerstag, 16.11., startetder Film „Silly- Frei von Angst“ in den Kinos, in dem sie vom Kauf der DDR-Schallplatte berichtet, gewährt Einblicke in den Alltag der Band. Diese wurde 1978 in Ost-Berlin gegründet, war einst eine der erfolgreichsten Rockgruppen in der DDR („Die wilde Mathilde“, „Mont Klamott“) und zählt nun zu den erfolgreichsten Bands aus dem OstenDeutschlands. Regie führte Sven Halfar.

In den 113 Doku-Minuten ist der Zuschauer bei der „Wutfänger“-Tour dabei - auch backstage - und kann das Ringen um neue Songs im Studio verfolgen. Zudem sprechen die Musiker ausführlich über Vergangenheit und Gegenwart. Sie wirken sehr bodenständig und sympathisch, wachsen dem Zuschauer schnell ans Herz.

Der Tod von Tamara Danz hinterlässt eine Lücke

Eine der nachhaltigsten Szenen im Film bestaht aus einem dunklen Raum mit einem Fernseher auf dem Boden. „Tagesschau“-Sprecherin Dagmar Berghoff liest die Meldung über den Tod von Tamara Danz vor. Die charismatische ursprüngliche Stimme der Band starb 1996 mit 43 an Krebs. „Das letzte halbe Jahr haben wir sie gepflegt“, schildert Keyboarder Ritchie Barton (63), der mit der Sängerin liiert war, bis Gitarrist Uwe Hassbecker (56) ihr neuer Freund und dann Ehemann wurde.

Wie sollte es nach dem Tod von Danz weitergehen?„Lass nicht auch nochSillysterben“, habe ihm Tamara gesagt, schildert Reznicek. Und Hassbecker berichtet:„Während ich Ideen gesucht habe, die Band am Leben zu erhalten, wurde Tamara immer mehr zum Mythos. Und viele haben gesagt:Jetzt könnt ihr ja endlich mal richtig Rockmusik machen.“

Vier starke Charaktere

Im Film wirkt die Band wie ein eingeschworener Freundeskreis. Dass alle noch ein anderes Zuhause haben - Loos ist mit dem Schauspieler Jan Josef Liefers verheiratet und hat zwei Kinder -, gerät beinahe in Vergessenheit. Es wird viel gescherzt und umarmt und auf die Wangen geküsst. Zoff sieht man kaum. Aber Hassbecker sagt: „Es sind vier starke Charaktere, die aufeinander treffen. Das macht es manchmal nicht einfach.“

Loos, die aus Angst vor dem Verlust der Stimme auf Tour viel Ingwertee trinkt und meist Schal und Mütze trägt, musste sich ihren Platz als neueSilly-Stimme hart erarbeiten. „Ich muss da durch. Ich muss mir meinen Platz erkämpfen. So hab ich das gesehen“, blickt sie zurück. Und: „Ich hab keine Lust, die wilde Mathilde zu sein. Ich bin das nicht. Ich bin Anna.“ - dpa

Ritchie Barton
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  • Der Film zeigt das wahre Bandleben - Teil I
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