Die Mogelpackungen des Jahres

Die Verbraucherzentrale Hamburg hatte zur Abstimmung aufgerufen. Regelmäßig untersuchen die Verbraucherschützer Produkte aus dem Einzelhandel. Die Mineralwassermarke Evian wurde mit 38 Prozent Anteil zur Mogelpackung des Jahres gewählt. Viele andere Produkte sind aber auch schlecht weggekommen.

Als Mogelpackung bezeichnet die Verbraucherzentrale Produkte mit versteckten Preiserhöhungen. Dabei wird das Produkt in der Regel nicht teurer, Inhalt und Qualität ändern sich aber. Vor allem Markenprodukte nutzen diese Preistechnik aus. Armin Valet von der Verbraucherzentrale begründet dieses Vorgehen so:

Es ist vor allem ein Markenphänomen. Denn bei Markenprodukten sind die Verbraucher nicht so preissensibel. Die Hersteller versuchen die Mogelpackung zu kaschieren und kommen damit durch, denn Markenprodukte haben den Vertrauensvorschuss der Verbraucher und der wird schamlos ausgenutzt.“

Wir haben für Euch die Top 5 aufgelistet und zeigen, wo die Hersteller genaub tricksen.

Das Evian Mineralwasser wurde vom Verbraucherschutz zur Mogelpackung des Jahres gewählt. Die Füllmenge des Mineralwasser sank im April 2016 von 1,5 Liter auf 1,25 Liter. Gleichzeitig wurde der Preis im Einzelhandel angehoben, woraus sich eine Erhöhung von 50 Prozent ergibt.

Fakten:

  • 1,25 Liter statt 1,5 Liter pro Flasche
  • Starke Preiserhöhung
  • Wasser wird immer noch auf der gleichen Quelle am Genfer See gefördert.
  • Für weniger Wasser wird mehr Kunststoff benötigt um eine stabile Flasche zu garantieren. So kommt die versteckte Preiserhöhung mit einer größeren Umweltbelastung einher.

Das sagt der Hersteller: Danone begründet die Preiserhöhung mit der hochwertigen Verpackung und der CO2-Kompensation. Fakt ist, dass Premium-Mineralwasser starke Marktzuwächse verzeichnen. Mit der veränderten Produktgröße kann man höhere Umsätze fahren.

Die leckeren Choco Crossies haben wirklich eine maue Geschichte hinter sich. Bereits drei Mal wurde die Inhaltsmenge verkleinert – zuletzt von 160g auf 150g. Nestlé bedient sich regelmäßig an der „Weniger-Drin-Masche“.

Fakten:

  • Von 200 Gramm über 180 und 160 auf 150 Gramm in 2016 hat Nestlé in den letzten sechs Jahren die Füllmenge dieses Produkte gleich mehrmals reduziert.
  • Preis stieg darüber hinaus bei einigen Händlern von 1,79Euro auf bis zu 2,09Euro (Stand Juli 2016).
  • Versteckte Preiserhöhung unterm Strich: bis zu 56 Prozent.
  • Nestlé verweist auf steigende Rohstoffpreise, doch Kakao war 2010 genauso teuer wie 2016.

Das sagt der Hersteller: „(...)Die Rohstoffpreise für Kakaobutter und insbesondere Mandeln sind deutlich gestiegen(...)“. Fakt ist allerdings, dass zumindest die Rohstoffpreise im Jahr 2010 für Kakao genauso hoch waren.

Die Chipspackungen in den Geschmäckern Paprika, Western Style und Cheese & Onion sind jeweils von 200g auf 175g geschrumpft bei gleichbleibenden Preis. Das ist eine versteckte Preiserhöhung von 15 Prozent.

Fakten:

  • Mit 175 Gramm statt 200 Gramm weniger Inhalt pro Tüte.
  • Preis blieb mit 1,95 Euro z.B. bei Rewe unverändert (Stand April 2016).
  • Versteckte Preiserhöhung: knapp 15 Prozent teurer.
  • Die Füllmengenreduzierung wird kaum bemerkt, weil sich die Aufmachung, die Packungsgröße sowie das Zutatenverzeichnis und die Nährwerttabelle des Produkts überhaupt nicht verändert haben.
  • Der Hersteller Lorenz Bahlsen Snack-World meint, die Konkurrenz sei „schuld“ an der Füllmengenreduzierung.

Das sagt der Hersteller: „Unsere Hauptwettbewerber Funny Frisch (Chipsfrisch), Chio und Lays bieten konkurrierende Produkte in der 175 Gramm-Größe an. Somit gibt der marktwirtschaftliche Wettbewerb und hier insbesondere der Marktführer die Gebindegröße vor, die den Konsumenten als Grundlage für Preisvergleiche dienen.“

Die Milka Weihnachtsmänner sind geschrumpft. Bis zu 23 Prozent weniger Gewicht bringen die Schokomänner auf die Waage.

Fakten:

  • Alle drei Größen der Milka Weihnachtsmänner hat der Hersteller Mondelez reduziert: statt 210, 130 sowie 60 Gramm waren sie nur noch mit 175, 100 sowie 50 Gramm erhältlich.
  • Teilweise identischer Preis im Handel, häufig aber auch geringe Preissenkung beim Verkaufspreis.
  • Versteckte Preiserhöhung: unterm Strich zwischen 3 und 20 Prozent (Stand Dezember 2016).
  • Mangelhafte Transparenz bei Mondelez, auf Anfrage der Verbraucherzentrale nimmt der Konzern nur ausweichend Stellung.

Das sagt der Hersteller: Mondelez hat sich zu der versteckten Preiserhöhung bisher nicht geäußert. Bei den veröffentlichen Verkaufszahlen kann man davon ausgehen, dass Mondelez bei 10 Millionen produzierten Weihnachtsmännern circa 200.000 Kilogramm Schokolade einspart.

Ein Glas Miracoli Tomatensoße enthält nur noch 400g statt 530g bei einem gleichen Preis von 1,89 Euro pro Glas. Die versteckte Preiserhöhung beträgt mit 32,5 Prozent knapp zwei Drittel mehr.

Fakten:

  • Mit 400 Gramm statt 530 Gramm weniger Inhalt pro Glas.
  • Preis blieb unverändert, zum Beispiel 1,89 Euro bei Real (Oktober 2016).
  • Versteckte Preiserhöhung: bis zu 32,5 Prozent teurer.
  • An der Rezeptur der Mirácoli Pasta Sauce hat sich quasi nichts geändert.
  • Der Hersteller Mars kommt mit der kleineren Glasgröße angeblich dem Wunsch vieler Verbraucher nach.

Das sagt der Hersteller: „Seit Juli 2016 haben wir zahlreiche neue Mirácoli-Pastasaucen (u. a. Bio, Bolognese, Intense, Klassiker) auf den Markt gebracht. Vor der Einführung wurden über 2.300 Konsumenten befragt und eines der Ergebnisse war, dass eine kleinere Glasgröße gewünscht wird.“
Ob der Preis passend zum Inhalt sinken soll, wurde anscheinend nicht erfragt.

Seite teilen