Kläranlage

Corona-Viren-Kontrolle im Abwasser

Pilotprojekt hat bereits Zusammenhang mit Inzidenz gezeigt

Spurensuche im Abwasser: Sachsen-Anhalt weitet sein Pilotprojekt zum Coronaviren-Screening deutlich aus. Ab Herbst sollen in zwölf statt bisher in vier repräsentativen Klärwerken im Land regelmäßig Proben im Abwasser entnommen und im Labor auf Sars-CoV-2 untersucht werden, wie Umweltminister Armin Willingmann (SPD) am Montag in Halle sagte. Rund 300 000 Euro stelle das Land für das Projekt beim Landesamt für Umweltschutz (Halle) zur Verfügung; es sei auf fünf Jahre angelegt. Zudem ist geplant, die Daten in einer Art «Dashboard» der Behörde auf der Internetseite des Landesamtes zu veröffentlichen.

Regelmäßige Untersuchungen des Abwassers auf Coronaviren seien «eine Art Frühwarnsystem» für eine «gewisse Vorhersage» auf das Infektionsgeschehen, erklärte Willingmann. Dies hätten die bisherigen Ergebnisse des Pilotprojekts gezeigt. Abwasseruntersuchungen seien eine gute zusätzliche Möglichkeit, die Entwicklung von Inzidenzen einzuschätzen, zumal derzeit weniger Menschen auf das Virus getestet würden. «Aber alle erzeugen trotzdem weiter Abwasser und spülen es weg.»

Das Abwasser-Screening in den Kläranlagen werde die klinischen Tests aber nicht komplett ersetzen können, betonte der Minister. Damit meinte er etwa die Schnelltests und PCR-Tests. Für weitreichende, also langfristige, Vorhersagen zum Verlauf des Infektionsgeschehens eigne sich das Abwasser-Screening nicht, erklärte die Virologin Swetlana Rot vom Landesamt für Umweltschutz. Das Virus sei in verschiedenen Varianten und Inkubationszeiten aufgetreten. Das Land verspricht sich laut Willingmann davon, auch bei etwaigen künftigen pandemischen Lagen rechtzeitig Informationen zu bekommen.

Sachsen-Anhalt hatte das Pilotprojekt in den vier Klärwerken im März 2021 gestartet. Neben den bisherigen Anlagen in Halle, Magdeburg, Weißenfels und Bernburg kommen Klärwerke in Dessau, Köthen, Naumburg, Zeitz/Göbitz, Schönebeck, Halberstadt, Silstedt und Stendal-Stadtforst hinzu. Bundesweit gebe es heute etwa 20 derartige Screening-Projekte.

Den Angaben zufolge werden Viren zum Beispiel über den Stuhl des Menschen ausgeschieden. Per Toilette gelangten diese in das Abwasser und werden in einem Klärwerk beseitigt. «Am Ende sind sie nicht mehr da», sagte die Präsidentin des Landesamtes für Umweltschutz, Sandra Hagel. Das gereinigte Abwasser sei frei von Viren wie Corona, das Projekt auf fünf Jahre ausgelegt. Derartige Untersuchungen seien auch für andere Viren theoretisch möglich.

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