Eine 72-jährige Mutter, die Corona-positiv ihre Tochter im Harzklinikumbesucht hatte, wurde am Dienstagvom Amtsgericht Quedlinburg freigesprochen. Die Frauhatte direkt vor dem Besucheine Fieberambulanz aufgesucht, um sich testen zu lassen. Ohne dasErgebnis zu kennen, war sie zur Tochter ins Krankenhaus nach Quedlinburg gekommen.
Bei der Selbstauskunft gab sie an, keine Symptomezu haben. Einen Tag später mussten ihre Tochter und ihre Zimmernachbarin isoliert werden, deshalb wurde bei letzterer eine OP verschoben. Die Anklage auf Körperverletzung wies die Richterin heute zurück, es habe Vorsatz gefehlt. Es sei nicht nachweisbar, dass die Frau Schaden anderer in Kauf genommen hätte.
Pressesprecher des Harzklinikums, Tom Koch, sagte zum Urteil:
Ein Gerichtsverfahren ist keine Casting-Show, insofern haben wir als Harzklinikum das Urteil auch gar nicht zu bewerten.
Richtig ist, dass das Gericht umfangreich dargelegt hat, warum es – rein aus juristischer (!) Sicht nicht strafbar ist, sich nach einem Corona-Test und ohne dessen Ergebnis zu kennen, nicht in die häusliche Quarantäne zu begeben. Gleichzeitig wurde in der Urteilsbegründung sehr deutlich gesagt, dass es moralisch mehr als bedenklich ist, so zu handeln. Schlimmer noch, sich als Besucherin in ein Krankenhaus mit besonders schützenswerten Menschen, weil kranken Patienten zu begeben.
Uns als Harzklinikum war von Anfang an wichtig, dieses Handeln als falsch zu kritisieren. Darum haben wir unsere Anzeige sofort öffentlich gemacht – um unsere Patientinnen und Patienten, auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Nur zu Erinnerung: Die Besucherin mit positiven Corona-Testergebnis hat im Oktober das Harzklinikum besucht. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keinen Impfschutz, und die nächste Welle in der weltweiten Pandemie mit vollbelegten Intensivstationen in den Krankenhäusern stand unmittelbar bevor.
Daher sind wir zufrieden darüber, dass es eine öffentliche Gerichtsverhandlung gegeben hat, die ein großes mediales Interesse gefunden hat und findet.
Nach diesem Vorfall vom Oktober 2020 sind uns keine weiteren vergleichbaren Fälle bekanntgeworden – also haben wir unser Ziel erreicht: Patienten, Besucher und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen.