Alte und Kranke zuerst - und zwar bei einer Impfung gegen Corona. Und auch Ärzte und Pflegemitarbeiter sollen schnell geimpft werden. So lauten die Empfehlungen des Deutschen Ethikrates und anderer Experten für eine Nationale Impfstrategie. Ebenso sollen Menschen mit Schlüsselstellungen für die Gesellschaft und die öffentlicher Ordnung zuerst geimpft werden, also Mitarbeiter von Gesundheitsämter, der Polizei, der Feuerwehr, Lehrer und Erzieher. Auch Menschen, die etwa in Heimen für Obdachlose oder Asylbewerber sehr beengt untergebracht seien, sollten dazuzählen.
Die Empfehlungen sei noch keine Entscheidung, wie der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, sagte. "Die Priorisierung muss von den Verantwortungsträgern der Politik festgesetzt werden auf Basis der Empfehlungen." Und final müssen die entscheiden, die die Spritze verabreichen. Mertens kündigte an, es solle dokumentiert werden, wer wann womit geimpft wurde, um etwaige Nebenwirkungen zu bemerken und den Impfeffekt zu messen. Die Daten könnten zur Gewährleistung des Datenschutzes pseudonomysiert werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bereits gestern gesagt, dass der so dringend erwarteteImpfstoffgegen Corona zuerst für den Schutz des Gesundheitssystems eingesetzt werden solle. "Die Frage, wer wird zuerst geimpft, die wird diskutiert mit der Ständigen Impfkommission, mit der Wissenschaftsakademie Leopoldina und mit der Ethikkommission", sagte Merkel am Sonntag zum Tag der offenen Tür der Bundesregierung in einem Video, in dem sie auf Bürgerfragen antwortete. "Aber ich glaube, ich kann schon so viel verraten, dass ich sage, ganz vorn dran sind natürlich Pflegekräfte, Ärzte und auch Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören. Das sind dann allerdings schon recht viele in unserem Land."
Und die Kanzlerin betonte: "Niemand wird gezwungen werden, sich impfen zu lassen, sondern es ist eine freiwillige Entscheidung."
Die Vorbereitungen für eine Impfkampagne liefen. Die Bundesländer planten eigene Impfzentren. Sehen müsse man erst noch, wie viel Impfstoffzur Verfügung stehen werde und wie lange dieserImpfstoffimmunisiere. Zentrale Aufgabe sei es, die Bevölkerung insgesamt immun gegen das Virus zu machen. Wenn 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung immun seien - durch Impfung oder eine durchgestandene Krankheit - sei das Virus "mehr oder weniger besiegt", so Merkel. "Dann können wir auch alle Einschränkungen aufheben", sagte sie.
Bundesgesundheitsminister JensSpahn(CDU) hat die Fortschritte des Mainzer Unternehmens Biontech und desPharmakonzerns Pfizer bei einem Corona-Impfstoff als «sehr ermutigend bezeichnet». Die Unternehmen hatten zuvor mitgeteilt, ihr Impfstoff biete nach Studiendaten einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19. Voraussichtlich ab der kommenden Woche soll die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragt werden.
Spahnsagte, die Ergebnisse zeigten, «dass dieser Impfstoff einen Unterschied macht». Es freue ihn sehr, dass ein deutsches Unternehmen zu den ersten mit solchen Erfolgen zähle. Gleichwohl müssten natürlich weitere Erfahrungen abgewartet werden.«Das heißt noch nicht, dass morgen die Zulassung erfolgt.»
Spahnerläuterte, eine Zulassung bei der FDA wäre zuerst einmal eine Zulassung in den USA.«Es kann dadurch eine zeitliche Differenz entstehenzwischen amerikanischer und europäischer Zulassung.»Doch gehe er von einer parallelen Beantragung bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA aus. Als deutscher Gesundheitsminister wolle er erreichen, dass ein Impfstoff eines deutschen Unternehmens«nicht zuerst in anderenLändern zur Verfügung steht».
Das schon laufende Verfahren (Rolling-Review-Verfahren), in dem bereits vor dem kompletten Zulassungsantrag einzelne Teile eingereicht werden, bedeute nicht, «dass die Anforderungen gesenkt werden», versicherteSpahn. Der Prozess könne so aber schneller gehen.