Man kann als Film-Schurke unheimlich grinsen wie Jack Nicholson in "Batman" oder einen gefährlichen Blick aufsetzen wie Anthony Hopkins in "Das Schweigen der Lämmer". Bei Christoph Waltz hingegen lauert der Abgrund hinter der Maske der Normalität. Mit diesem Zugang hat es der inWiengeborene Schauspieler in den Olymp der Film-Bösewichte geschafft: Nun ist er wieder als Ernst Stavro Blofeldim neuen James-Bond-Film "Keine Zeit zu sterben"zu sehen. Heutewird der zweifache Oscar-Preisträger 65 Jahre alt.
Um zum Beispiel einen Nazi darzustellen, nimmt Waltz die Sichtweise seiner Figur ein, statt sich zu überlegen, wie er sie möglichst böse spielen könnte. "Fragen sie einen Bösewicht, ob er sich als Bösewicht fühlt. Warum sollte er?", sagte Waltz vor einigen Jahren in einem Gespräch mit dem Dirigenten Daniel Barenboim. "Dass er den Unterschied nicht kennt, macht ihn erst zum Bösewicht."
Nach Jahrzehnten im deutschen Fernsehgeschäft schaffte Waltz erst 2009 den internationalen Durchbruch als SS-Offizier in "Inglourious Basterds".
Bis zur letzten Minute habe er einen Darsteller für diese zentrale Rolle gesucht, aber niemanden gefunden, erzählte Regisseur Quentin Tarantino kürzlich in einem Podcast. Dann kam der ihm unbekannte Waltz zum Vorsprechen. "Mir fiel die Kinnlade runter", erinnerte sich Tarantino. Um diesen Schockeffekt auch bei den anderen Darstellern wie Brad Pitt und Diane Kruger auszulösen, durfte Waltz vor dem Dreh nicht mit den Hollywoodstars proben.
Für "Inglourious Basterds" und den darauf folgenden Tarantino-Western "Django Unchained" gewann Waltz Oscars als bester Nebendarsteller. In beiden Filmen war er als weltgewandter Schauspieler mit Intellekt und Witz aufgefallen. All das liegt sozusagen in der Familie. Seine Großeltern mütterlicherseits waren eine beliebte Schauspielerin am Wiener Burgtheater und ein Psychoanalytiker. Zu den Gästen der Familie gehörten Sigmund Freud und Albert Einstein, erzählt Christoph Waltz' Mutter Elisabeth Waltz-Urbancic in ihren Memoiren.