Seit Montag, den 3. September 2018 hält die Bundeswehr die Übung "Schneller Adler" ab, u.a auch in der Altmark. Dort trainieren die Soldaten in Stendal und auf dem Truppenübungsplatz Klietz was zu tun ist, wenn Deutsche im Ausland in Gefahr sind. U.a. springen die Soldaten für das Szenario mit Fallschirmen aus einem Flugzeug oder evakuieren Gebäude. Dafür spielen auch zahlreiche Laiendarsteller mit. Insgesamt sind an der zweiwöchigen Übung 1.500 Soldaten beteiligt.
Zuvor wurde in Rostock die Seeevakuierung per Schiff geübt, in Stendal die schnelle Luftevakuierung, aber auch eine Evakuierung nach einem Chemieunfall wird geprobt und die Evakuierung während der Feind angreift.
«Wir wollen so realitätsnah üben wie möglich», sagt ein Sprecher der Division Schnelle Kräfte (DSK). Dazu wurde Stendal in das fiktive Krisenland Aquilanien verlegt. Es wurde eine TV-Nachrichtensendung mit Informationen aus dem Krisengebiet gedreht, es sind Gewaltszenen zu sehen mit Vermummten und Hilfesuchende. Teile der Evakuierungsaktion sind schon enthalten. Sozial-Media-Kanäle mit Informationen aus der Krisenregion werden beobachtet. Wenn nötig, wird reagiert.
Eineinhalb Tage sei er unterwegs gewesen, sagt ein junger Mann aus einer Gruppe, die am Flugplatz Stendal auf die Evakuierung wartet. Wie alle anderen wird seine Identität genau geprüft, ebenso sein Gepäck. Im Notfall nimmt die Division Schnelle Kräfte außer Deutschen auch andere EU-Bürger mit. In seiner Rolle berichtet er, die politische Lage habe sich während seines Urlaubs enorm zugespitzt, aufständische Gruppen seien unterwegs. Er sei froh, es bis zur Sammelstelle geschafft zu haben, die Rettung sei nah. Jeder Darsteller hat auf einem Handzettel Anweisungen, welche Rolle er spielen soll.
Flexibilität ist gefragt. Die übenden Soldaten werden von den Statisten immer wieder überrascht. Einmal bricht eine Frau zusammen - der Kreislauf. Dann deutet sich eine Panik an: «Was, wir werden beschossen?», ruft eine Frau, als sie eine Anweisung nicht richtig versteht. Klare Anweisungen, aber auch Einfühlungsvermögen sind nötig, während die Menschen zur Transall gebracht werden. Eine Rollstuhlfahrerin braucht ebenfalls besondere Hilfe. Schließlich - es ist eine gute Stunde vergangen seit der Ankunft der ersten Transall mit den Fallschirmjägern - sind die Menschen im Flugzeug zum Abflug bereit.
Binnen 24 Stunden ist die Truppe im Ernstfall einsatzbereit und kann in eine Krisenregion fahren, sagt der Kommandeur, Generalmajor Andreas Marlow. Zu den jüngsten großen Einsätzen gehörte 2011 die Evakuierungsoperation «Pegasus», bei der unter Führung der DSK 262 Menschen aus Libyen herausgeholt wurden, darunter waren 125 Deutsche. Damals hatte es Aufstände in dem nordafrikanischen Land gegeben. Niemand weiß, wann und wo der nächste Einsatz sein wird.
Für Generalmajor Marlow läuft die Übung gut. «Unser Ziel ist zu identifizieren, wo wir in den Prozessen und Verfahren noch besser werden können.» Wo denn? Viele Kleinigkeiten seien es in den Vorschriften beispielsweise, wenn es um die Alarmierung und die Kommunikationswege geht. «Die Summe werden wir in der Auswertung zusammentragen.»