Die Bundeswehr hat in dem von Kämpfen erschütterten Sudan eine militärische Evakuierung deutscher Staatsbürger begonnen. Die ersten zwei Airbus-Militärtransporter landeten am Sonntag nahe der Hauptstadt Khartum, wie das Verteidigungsministerium in Berlin am Sonntag bestätigte. Bundeswehr und Auswärtiges Amt haben damit die Voraussetzungen geschaffen, um mehr als 300 auf einer Krisenliste registrierte Deutsche auszufliegen und auch Bürger von Partnerstaaten zu berücksichtigen. Der Einsatz, an dem insgesamt mehr als 1000 Männer und Frauen der Bundeswehr beteiligt sind, wurde seit Tagen vorbereitet.
«Unser Ziel ist, in dieser gefährlichen Lage in Sudan so viele Staatsangehörige wie möglich aus Khartum auszufliegen», schrieb das Verteidigungsministerium auf Twitter. Im Rahmen der Möglichkeiten sollen auch EU-Bürger und weitere Staatsangehörige mitgenommen werden. Dazu richtet die Bundeswehr in Abstimmung mit dem sudanesischen Militär auf einem Landeplatz bei Khartum einen Operationspunkt ein. An dem Einsatz sind Fallschirmjäger der Luftlandesbrigade 1 beteiligt und auch das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr.
Für die Vorbereitungen waren seit Tagen A400M-Militärtransporter zwischen dem Fliegerhorst Wunstorf (Niedersachsen) und dem von der Bundeswehr genutzt Militärflughafen Al-Asrak in Jordanien unterwegs. Über diesen erfolgt auch der Rückweg. Der Rettungseinsatz wird vom Befehlshaber der Division Schnelle Kräfte (DSK), Generalmajor Dirk Faust, geführt. Ihm sind auch sonst die Soldaten unterstellt, die die Bundeswehr für die Nationale Krisenvorsorge bereithält - also genau für Situationen wie nun im Sudan.
In dem Land waren vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohner seit zwei gemeinsamen Militärcoups 2019 und 2021. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätten die RSF der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.
In der Hauptstadt Khartum hat sich die Versorgungslage seit dem Beginn der Kämpfe dramatisch entwickelt. Es fehlen Wasser und Lebensmittel, Stromabschaltungen behindern zunehmend die Kommunikation. Als große Gefahr gelten auch Plünderungen.