Im vergangenen Monat hat die Bundeswehr über 5.000 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen und sie damit vor den Taliban gerettet, die das Land gewaltsam unter ihre Kontrolle gebracht haben. Sachsen-Anhalt hat nach dieser Evakuierungsaktion 57 Menschen aufgenommen.
Und radio SAW-Reporter Michel Holzberger hat mit einem geretteten Dolmetscher sprechen können, der Afghane lebt jetzt in Halberstadt. Aus Sicherheitsgründen dürfen wir seinen Namen nicht nennen.
Der 32-jährige Dolmetscher und ich verabredeten über WhatsApp ein Treffen im Landratsamt in Halberstadt. Der Landkreis Harz hatte mir den Kontakt ermöglicht, jedoch die Bedingungen gestellt - keine Kamera, kein Mikrofon. Ich durfte mir nur seine Antworten schriftlich notieren. Wir sprachen Englisch miteinander, der 32-jährige hat u.a. in Kundus und Mazar-i-Sharif als Dolmetscher für die Bundeswehr gearbeitet, er übersetzte die Landessprache ins Englische und gab den Soldaten so Informationen. Er verdiente dadurch gutes Geld und als die Taliban vorrückten, versteckte er seinen 5-jährigen Sohn, er befürchtete die Taliban würden ihn entführen und ein hohes Lösegeld verlangen. Als dann ein Kollege, ein amerikanischer Dolmetscher, von den Taliban als Geisel genommen und hingerichtet wurde, entschied er sich das Land zu verlassen - er wollte einfach nur weg.
Der 32-jährige beantragte ein Visum, es wurde genehmigt, doch dann der Schock! Er durfte nur seine Frau und seinen Sohn sowie seine Tochter mitnehmen, seine Mutter und seine Schwester musste er ohne Angaben von Gründen zurücklassen, er bot auch eine Menge Geld, aber keine Chance. Der 32-jährige flog mit seiner Familie von Kabul über Istanbul nach Hamburg von dort ging es nach Halberstadt. Danach hat er über die sozialen Netzwerke mit seiner Mutter und seiner Schwester geschrieben, vor einigen Tagen brachen beide Seiten den Kontakt ab, aus Angst die Taliban könnten dahinterkommen. Und das sei momentan das Schlimmste für ihn, nicht zu wissen, ob seine Mutter oder seine Schwester noch leben...