Eine Stimme für Memleben

Bonn oder Berlin? Oder gar MEMLEBEN? Kein Witz! Das kleine Örtchen im Burgenlandkreis hatte sich 1991 als Bundeshauptstadt beworben.Es kam bekanntlich anders. Im sogenannten Hauptstadtbeschlusswurde am 20. Juni 1991 entschieden, dassderBundestages, das Kanzleramt und sämtliche Ministerien von Bonn nach Berlin umziehen.Trotzdem hat Memleben damals auch zur Wahl gestanden und bekam bei der Abstimmung sogar EINE STIMME

Beinahe-Hauptstadt

radio SAW-Reporter Ben Otte hat die „Beinahe-Hauptstadt“ Memleben besucht und Uwe Hartung getroffen, den damaligen Bürgermeister. Er war damals 28 und seinerzeit dasjüngste Ortsoberhaupt Deutschlands. Er und die Memlebener verfolgten die Diskussion um Bonn oder Berlin und hatten eine Idee.

Historische Hauptstadt über 60 Jahre!

Bonn war 40 Jahre Hauptstadt von Westdeutschland, Berlin war über 60 Jahre Reichshauptstadt. Hartung schaute in die Chronik von Memleben und stellte fest "dass wir weit über 60 Jahre so eine Art Reichshauptstadt waren. Heinricht I. war ja Mitte des 9. Jh. hier in Memleben angekommen. Es hat ihm sehr gut gefallen, weil hier auch die größte Kirche des 10. Jh. in Mitteldeutschland stand und er hat Memleben zur Lieblingspfalz erklärt, seinen Sitz hierherverlegt und viele Gesetze beschlossen. Wir bekamen das Münzrecht, das Fischereirecht und das Zollrecht - also waren wir so eine Art Hauptstadt."Auch Otto der Große verbrachte viel Zeit in Memleben und starb hier auch. Für Hartung stand daher fest "Wir sind länger und älter als die beiden anderen Städte Hauptstdt gewesen!"

Die Abstimmung

Hartung weiter: "Wir haben einen richtigen Antrag gestellt beim Petitionsausschuss des Bundestags, dort sind wir zur Abstimmung reingekommen und haben tatsächlich eine Stimme erhalten. Das war ein Abgeordneter aus dem Nachbarort, wo jetzt die Himmelsscheibe von Nebra steht und der hat für uns gestimmt."Viele andere stimmten bekanntlich für Berlin.

Entschädigungzahlung

Das Ganze geschah aber ohnehin damals mit Augenzwinkern. Hartung wollte wachrütteln "Wir haben probiert, um mal die Leute munterzumachen, dass wir hier unten mehr Probleme haben als eine Hauptstadtfrage."

Mit der Auflösung des großen Volkseigenens Gutes wurden viele arbeitslos. Auch wenn Memleben nicht Hauptstadt wurde, hatte sich die Bewerbung dennoch gelohnt "Für den entgangenen Hauptstadtsitz haben wir noch eine Entschädigungszahlung bekommen. Dafür haben wir den Wanderweg von Memleben in den Ortsteil Wendelstein gebaut. ... Dann fing das Reden an über Memleben bzgl. Straße der Romantik, die kam damals auch. Dadurch kamen wir in die Deutsche Stiftung Denkmalpflege rein. Und so lief das ganz langsam an in Richtung Klosterruine, Erhaltung der Ruine, Ausbau des Heimatshauses usw."Und was, wenn es doch geklappt hätte? "Wir hätten genügend Platz. Wir haben ja das ehemalige VEG abgewickelt, somit wäre genug Platz um das neue Institut einziehen zu lassen und dann stehenja auch noch genug Scheunen zur Verfügung..."Interessante Örtlichkeiten für Ministerien, Kanzleramt und Bundestag.