Der Naumburger Dom hat seit seiner Ernennung zur Unesco-Welterbestätte einen Besucherboom erlebt. In den Monaten von Juli bis November kamen mehr als 78 600 Gäste, wie die Sprecherin der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, Sylke Hünniger, sagte. Das waren rund 20 Prozent mehr Besucher als im Vorjahreszeitraum. Damals kamen rund 66 200 Gäste. Der Dom erhielt am 1. Juli - im dritten Anlauf - vom Welterbekomitee den begehrten Unesco-Titel und steht seither auf einer Stufe mit Stätten wie dem Kölner Dom oder Angkor Wat in Kambodscha.
«Wir konnten feststellen, dass die meisten Besucher über die Aufnahme des Naumburger Doms in das Welterbe der Unesco informiert sind», sagte Hünniger. Besonderer Anziehungspunkt für die Gäste aus Nah und Fern waren die von dem Naumburger Meister geschaffenen Stifterfiguren im Westchor der Kathedrale. «Allen voran der Uta», so die Sprecherin.
Ob der Unesco-Titel auch der alleinige Beweggrund für die Besucher war, in die kleine Stadt im südlichen Sachsen-Anhalt zu reisen, konnten die Vereinigten Domstifter nicht beurteilen.
Der Oberbürgermeister der Stadt, Bernward Küper, freut sich jedenfalls über die positive Entwicklung. «Wir merken sehr deutlich, dass Unesco Touristen anzieht», so das Stadtoberhaupt. «Aber wir müssen uns künftig auch mehr darauf einstellen.»
Dazu gehöre, dass Gäste, die wegen des Doms kommen würden, auch etwa in den Museen der Stadt Angebote in mehreren Sprachen nutzen könnten, so Küper. Schilder für Exponate müssten beispielsweise ins Englische übersetzt werden. Führungen müssten ebenfalls mehrsprachig angeboten werden. Auch die Umgebung rundum den Dom soll angepasst werden. Eine Arbeitsgruppe «Domstadt» solle das regeln, sagte Küper weiter.
Für das kommende Jahr haben die Verantwortlichen bereits einige Neuerungen im Naumburger Dom selbst geplant. Mitte Februar und im Juli sollen je zwei weitere Fenster im Westchor fertiggestellt werden, wie Hünniger sagte. Ab März gebe es zudem einen neuen Audio-Guide, der die Besucher auf Entdeckungsreise durch die Jahrhunderte alten Gemäuer schicken soll. Außerdem seien einige Verschönerungen im Domgarten nötig, so die Sprecherin.
Der Naumburger Dom St. Peter und Paul ist die 44. Stätte in Deutschland, die von der Kulturorganisation der Vereinten Nationen zum Unesco-Welterbe erklärt wurde. Weltweit stehen 845 Kultur- und 209 Naturstätten sowie 38 gemischte Kultur- und Naturstätten auf der Liste.
Der Dom wurde im 13. Jahrhundert von einem bis heute unbekannten Steinbildhauer, dem Naumburger Meister, entscheidend mitgestaltet. Zu den Besonderheiten der Kathedrale gehören zwölf lebensnah gestaltete Stifterfiguren, darunter Uta von Ballenstedt (vermutlich 1000 bis 1046) und Ekkehard II. (um 985-1046), Markgraf von Meißen. Experten zählen sie zu den bedeutendsten Kunstwerken der Epoche.
Rund 100 000 Menschen besuchen nach Angaben der Stadt bereits seit Jahren den Dom - auch im Bann von Uta und wegen Neo Rauch. Der international bekannte Maler aus Leipzig schuf vor einigen Jahren im Domensemble Fenster für die Elisabeth-Kapelle.