Ein Großaufgebot an Polizisten sucht in Halle akribisch das Gelände zwischen dem Wertstoffhof und einem angrenzenden Bürokomplex mit Tiefgarage ab. Speziell ausgebildete Hunde schnüffeln Zentimeter für Zentimeter mit ihren Spürnasen selbst die dichtesten Sträucher mit Dornen auf dem Areal ab. In der Garage suchen Kriminaltechniker auch nach Spuren. Die Szenerie wirkt gespenstisch. Polizeifahrzeuge sind neben Müllfahrzeugen geparkt.
An einem langen Zaun, der den Wertstoffhof in der Äußeren Hordorfer Straße am Ortsausgang der Stadt umgibt, wurde am Montagabend die Leiche eines Babys gefunden. Einen Tag nach Weihnachten hatten die Beamten das tote Kind nach einem Hinweis gefunden. Die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft geben sich zu weiteren Details am Dienstag noch bedeckt, denn die Spurensuche und die Auswertung laufen auf Hochtouren, wie Sprecher mitteilten. Der Fundort des Babys gehört indes aber nicht zu den Routen von Spaziergängern.
Viele Fragen sind noch offen: War es ein Junge oder Mädchen? Wer ist die Mutter? Wer ist der Vater? Wurde das Kind am Fundort geboren, oder abgelegt? Wie alt war es? Hatte es einen Namen? Wie lange das Baby dort schon lag und wie es zu Tode kam, war ebenso unklar. Ob es sich um ein unmittelbar Neugeborenes handelte, ob es tot geboren wurde, gewaltsam ums Leben kam - auch dazu machten die Ermittler zunächst keine Angaben.
Erkenntnisse soll eine rechtsmedizinische Untersuchung der Leiche liefern, die den Angaben zufolge von der Staatsanwaltschaft angeordnet wurde. Auch die umfangreichen Spuren, die bereits am Montag von der Kriminalpolizei gesichert wurden, müssten noch ausgewertet werden, hieß es weiter. Dies nehme Zeit in Anspruch.
Der Fund erinnert an ähnliche Fälle, die die Ermittler in Deutschland beschäftigten. So war am ersten Weihnachtsfeiertag 2020 in Regensburg in Bayern ein Säugling in einer Mülltonne entdeckt worden. Wie das Mädchen zu Tode kam, ließ sich nicht mit Sicherheit klären. Deshalb urteilte das Gericht im Prozess gegen die Mutter in dubio pro reo (Im Zweifel für den Angeklagten).
2017 hatte der Fund eines toten Babys in Weißenfels, nicht weit von Halle entfernt, für Aufsehen gesorgt. Es war über einen Zaun geworfen worden. Die Mutter konnte bis heute nicht ermittelt werden. Auch Reihengentests, zu dem die Staatsanwaltschaft mehr als 2000 Frauen aufgerufen worden waren, brachten keinen Erfolg.