
Was wie ein idyllischer See aussieht, ist in Wahrheit ein Problemfall: Die Grube Johannes in Wolfen, im Volksmund „Silbersee“ genannt, ist nichts anderes als eine alte Schlamm-Deponie. Unter einer dünnen Wasserschicht brodelt seit Jahrzehnten übelriechender Industrieschlamm – ein Erbe der Film- und Faserproduktion.
Jetzt soll Schluss sein: In den nächsten Wochen beginnt die Auffüllung mit Millionen Tonnen Schlacken aus Müllverbrennungen. In acht bis zehn Jahren soll statt Wasser und Gestank eine grüne Wiese entstehen. Für manche Anwohner ist das ein Verlust – sie fürchten, ihren „See“ zu verlieren.
Doch Experten betonen: Schwimmen wollte hier ohnehin niemand, zu gefährlich und zu stinkend sei die Grube. Kritisch bleibt die Frage, ob es während der Arbeiten wieder zu Geruchsbelästigungen kommt.
Das Projekt gilt bundesweit als einmalig.
Klar ist: Bauland wird hier nie entstehen – stattdessen bleibt die Fläche auf Jahrzehnte ein Pflegefall. Weiterhin: Ist es wirklich nachhaltig, eine Grube mit Schlacken aus Müllverbrennung zuzuschütten? Könnte das nicht selbst ein Risiko für Umwelt und Grundwasser sein? Außerdem wirken Wasserflächen klimastabilisierend – sie kühlen die Umgebung, binden CO₂. Warum also nicht den „See“ sanieren und säubern, statt ihn verschwinden zu lassen?
Aber könnte die Zuschüttung nicht auch eine Chance sein, Gestank und Gefahren zu beseitigen und neues Grün entstehen zu lassen? Und wenn das Ganze sogar als Pilotprojekt gilt: Wäre es nicht spannend zu sehen, ob hier aus einer alten Altlast wirklich ein Vorbild für andere Regionen werden kann?