25.06.2024, Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Wittenberg: Jairo Galmadez (l) und Francisco Jemenez, Pflegefachkräfte aus El Salvador, stehen im Senioren- und Pflegezentrum Lerchenberg.

Wittenberg: Fachkräfte aus El Salvador

Projekt gegen Engpässe auf dem Arbeitsmarkt

Deutschland braucht Pflegekräfte. Um den Fachkräftebedarf zu decken, setzen Pflegeeinrichtungen in Sachsen-Anhalt 2020 auch auf Auszubildende aus Lateinamerika. Seit dem Beginn des Projekts haben 15 junge Menschen aus El Salvador eine Ausbildung zur Pflegekraft am Senioren- und Pflegezentrum «Am Lerchenberg» in der Lutherstadt Wittenberg begonnen, 14 haben sie erfolgreich beendet und 13 arbeiten nun auch weiterhin als Pflegekräfte in Wittenberg, sagte der Chef der Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur, Markus Behrens, am Dienstag bei der Vorstellung des Projekts vor Ort. 

Behrens nannte das Projekt «ein positives Beispiel für gezielte Zuwanderung». «Es ist eine Win-win-Situation: Die Jugendlichen bekommen in Deutschland eine berufliche Perspektive, das Unternehmen den dringend benötigten Berufsnachwuchs und die kulturelle Vielfalt.»

Voraussetzung für die Bewerber war ein Abschluss, der in Deutschland mit einem mittleren Schulabschluss gleichzusetzen ist. Die angehenden Pflegekräfte wurden in ihren Heimatländern sprachlich vorbereitet und standen bereits zu diesem Zeitpunkt im engen Austausch mit ihren künftigen Arbeitgebern. 

Um einen erfolgreichen Ausbildungsbeginn in Deutschland gewährleisten zu können, erfolgt während der Sprachkurse eine intensive Betreuung durch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV). Kooperationspartner seien Schulen in Lateinamerika, in denen der Deutschunterricht einen besonderen Stellenwert genießt. 

«Der soziale Charakter einer Gesellschaft misst sich in ganz besonderer Weise an ihrem Umgang mit ihren alten und hilfsbedürftigen Menschen», sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Das Projekt zeige, dass Fachkräfte mit Migrationshintergrund bereits heute einen essenziellen Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Deutschland leisten. Haseloff sei den jungen Menschen aus El Salvador sehr dankbar, dass sie nach Sachsen-Anhalt gekommen sind, um zu helfen. 

Auch Arbeitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) lobte «die tatkräftige Unterstützung ausländischer Arbeitskräfte». Sie seien notwendig, um die Pflegeeinrichtungen im Lande am Laufen zu halten. «Das El-Salvador-Projekt in Wittenberg ist ein Vorbild für eine erfolgreiche Integration von Auszubildenden aus dem Ausland.» Zum Erfolg habe unter anderem die durch das Arbeitsministerium geförderte soziale Begleitung der Azubis beigetragen. Grimm-Bennes Fazit: «Es braucht eine Unterstützungsstruktur, damit die jungen Menschen einen Ansprechpartner bei Problemen haben und Unternehmen entlastet werden.»

Mit dem Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen von gut 72 500 im Jahr 2019 auf bis zu 84 800 im Jahr 2035 in Sachsen-Anhalt wird die professionelle Pflege laut Bundesagentur für Arbeit «weiter an Bedeutung gewinnen».

Seite teilen