In den meisten Bundesländern laufen derzeit die Abiprüfungen oder sie starten demnächst. Für die Jugendlichen bedeutet das oft: jede Menge Stress und höchste Konzentration. Und das ist gar nicht so einfach in Zeiten von sozialen Medien. Wie schaffe ich mich, für die Prüfungen zu fokussieren? Das fragen wir Lara Emily Lekutat. Die Brandenburgerin hat ihr Abi mit 0,8 bestanden, studiert jetzt Jura, ist Lern-Influencerin auf mehreren Social-Media-Kanälen und Buchautorin («Bestnoten ohne Stress»).
1. Was ist dein Motivationsstrick mit den Lernen anzufangen?
Ja, ich finde auch, dass das Anfangen das absolut Schwierigste ist. Und was mir da hilft, ist meine Fünf-Minuten-Regel. Das heißt, ich sage mir selbst, Lara, setz dich mal hin und arbeite mal fünf Minuten. Und der Punkt ist, ich sage mir dabei, nach fünf Minuten dürfte ich aufhören. Das heißt, ich setze mich hin, ich packe meine Bücher auf, fange mit der ersten Matheaufgabe an. Und oftmals merkt man dann, das ist ja gar nicht so schwer. Man hat das erste Erfolgserlebnis, den ersten Dopaminausschuss. Und dann kommt nämlich die Motivation. Also die Motivation kommt nicht beim PlayStation-Spielen, sondern kommt eben bei dem ersten Erfolgserlebnis. Deswegen einfach mal anfangen für fünf Minuten.
2. Wie motiviere ich mich denn bei Fächern, die mir gar nicht liegen?
Das kenne ich auch. Also ich war immer überhaupt gar kein Fan von Mathe und was mir da immer geholfen hat, das Ganze so ein bisschen spielerisch aufzubauen. Sich beispielsweise zu überlegen, was für Belohnungen man sich geben kann, wenn man mal die eine Matheaufgabe geschafft hat oder mal eine gute Note kassiert hat. Also da auf jeden Fall so den Anreiz ein bisschen hochzusetzen, aber eben auch mit Freunden zusammen zu lernen. Also gerade eine Lerngruppe oder ein Study-Buddy zu haben, hat mir immer sehr geholfen, motivierter zu sein.
3. Die Schüler lernen oft für mehrere Fächer parallel - wie finde ich die richtige Balance?
Ich lerne immer gerne mit dem Ampelsystem. Das heißt, ich teile meine Fächer ein in rot bis grün. Grün sind dabei die Fächer, die ich schon sehr gut kann. Gelb sind so mittelstarke Fächer. Und rot sind eben die Fächer, die ich noch nicht so gut kann. Und dann fange ich an, schwächenbasiert zu lernen. Also ich fange an mit den roten Fächern, weil das hier gerade die Themen wären, bei denen ich am meisten Punkte verlieren würde. Also ich lerne dann quasi von rot zu grün.
4. Wie komme ich mit dem hohen Lernpensum und dem Stress zurecht?
Ich glaube, Stress kommt vor allem daher, dass wir keine Kontrolle haben über irgendwas und ganz überfordert sind mit der großen Stoffmenge. Und was ich immer gerne mag, ist, mir wirklich einen richtig guten Plan zu machen. Wenn man einen Plan hat und sieht, okay, heute muss ich das lernen, morgen muss ich das lernen, dann fühlt sich das Ganze schon viel machbarer an. Wirklich detailliert aufzuschreiben, ich arbeite heute die Seite 3 Nummer 2 im Mathebuch ab oder so, weil so wirkt das Ganze viel machbarer und viel einfach greifbarer für uns. Und deswegen sind wir dadurch auch motivierter, wirklich anzufangen und das Ganze auch durchzuziehen.
5. Lerne ich aus deiner Sicht effektiver, mit Lern-Apps, KI oder oldschool mit Papier und Stift?
Boah, das ist eine ganz schwierige Frage. Also beides eigentlich. Ich benutze sowohl Papier und Stift und normale Karteikarten als aber auch Lern-Apps und KI. Ich würde sagen, man muss eine gute Balance finden und sein gutes Lernsystem da irgendwie erstmal für sich selbst herausfinden.
6. Die Jugendlichen haben mehr Ablenkungen als früher - wie konzentrieren sie sich aufs Wesentliche?
Das Handy in einen anderen Raum legen. Ich glaube, das ist ganz gut. Wenn man in die Bibliothek geht, das Handy wirklich einschließen im Schließfach, um gar nicht erst in die Versuchung zu kommen. Und ansonsten hilft es mir auch, mit Freunden zusammenzulernen, weil dann hat man so diese Rechenschaft, dass man die andere Person halt sieht und die sieht ja auch, was du gerade machst. Und so kann man sich gegenseitig noch ein bisschen besser kontrollieren, nicht ans Handy zu gehen oder sich anderweitig abzulenken.
7. Wie schaffen es Schüler dennoch, sich in der Klausur zu konzentrieren?
Ich glaube, da hilft es auch sehr, gerade die Konzentration am Anfang zu nutzen. Also ich mache mir immer am Anfang den großen Schreibplan und schreibe da alles auf. Und wenn ich dann schon so einen groben Fahrplan habe und weiß, was ich alles in der Klausur noch schreiben muss, fällt es mir viel leichter, mich dann auch gut zu konzentrieren und auch gut die ganze Klausur durchzuhalten.
8. Wie rufe ich bei der Klausur das Gelernte ab und bekomme keinen Blackout?
Ja, Blackout und generell Prüfungsangst war auch ein großes Thema in meinem Leben. Ich mache es immer so gerne, wenn ich wirklich merke, okay, ich habe gerade irgendwie ein Blackout und mir fällt vieles nicht ein, dass ich mich nicht versuche, an die Details zu erinnern, sondern nur an das große Ganze, also vielleicht so eine Mindmap aufzuzeichnen mit so den großen Überpunkten, die wir mal hatten im Unterricht und mich dann langsam wieder reinzuarbeiten.