Federweißer aus Sachsen-Anhalt - den wird es dieses Jahr wohl wegen der Frostschäden im April gar nicht geben oder nur selten. Das teilten uns die Winzervereinigung in Freyburg an der Unstrut und der Weinbauverband Sachsen-Anhalt auf Nachfrage mit.
Die gute Nachricht vorne weg: Beim Freyburger Winzerfest in knapp drei Wochen soll es zugekauften Federweißen geben, so ein Sprecher der Winzervereinigung. Aber für eigenen Federweißen aus Sachsen-Anhalt sind die Bestände zu knapp.
Am Donnerstag stehe die Bonitur an, da begutachtet dann eine Kommission die Weinfelder und gibt eine Ernteprognose ab. Ob die vom Land angekündigten Frosthilfen von 5 Millionen Euro was bringen, sei erst nach der Ernte klar.
Der trübe Federweißer ist noch kein Wein im klassischen Sinne und hat viele Liebhaber. Am Sommerende gibt der vergorene Traubenmost in der Regel einen Vorgeschmack auf den Jahrgang.
Der Landesbauernverband erwartet in diesem Jahr eine schlechte Apfelernte in Sachsen-Anhalt. «Die beginnende Apfel-Saison wird zum Großteil keine gute Ernte bringen», sagte ein Verbandssprecher auf Anfrage. Die Spätfröste Ende April hätten zu starken Schäden geführt. Einige Betriebe haben in den vergangenen Tagen schon mit der Ernte begonnen.
So auch der Obsthof Hornemann im Landkreis Börde. «Wir haben in diesem Jahr einen Schaden von 80 Prozent, so einen großen Schaden hatten wir noch nie», sagte die Inhaberin des Hofes in Sülzetal, Sabine Hornemann.
Natur war zu früh dran
In den vergangenen Jahren seien es maximal 20 Prozent Schaden gewesen, erinnerte sich die Landwirtin. «Die Natur war in diesem Jahr einfach zwei Wochen eher als sonst. Frost im April ist nicht untypisch. In diesem Jahr hat er die Äpfel aber in der empfindlichsten Phase getroffen.» Bei anderen Obstsorten sehe es noch schlechter aus, so Hornemann. So belaufe sich der Schaden bei den Aprikosen auf 95 Prozent, bei den Pflaumen sprach die Landwirtin sogar von 100 Prozent.
Genaues Ausmaß noch unklar
Auch auf anderen Obsthöfen sei die Lage ähnlich, erklärte ein Sprecher des Bauernverbands. Ein kleiner Teil der Apfelernte habe durch Schutzmaßnahmen, beispielsweise Abdeckvlies und Feuerschalen, gerettet werden können, hieß es. Wie viel der ursprünglichen Anbaufläche in Sachsen-Anhalt beerntet werden kann, sei noch nicht bekannt. Dennoch sei jetzt schon davon auszugehen, dass die Erntemenge deutlich geringer wird als in den Vorjahren. 2023 wurden demnach 12.500 Tonnen Äpfel in Sachsen-Anhalt geerntet, im Jahr davor waren es 12.200 Tonnen.
Weitere Probleme tun sich auf
In den tieferen Lagen sei bei den Äpfeln kein einziger zu holen gewesen, sagte Hornemann. «Da kann man nicht mal was zusammensammeln, wir brauchen da also gar nicht erst reinfahren.» Die wenigen geernteten Äpfel seien zudem auch noch besonders groß - dadurch empfindlicher und schwerer zu verkaufen.
Und nicht nur die ausbleibende und qualitativ schlechte Ernte sei ein Problem, ergänzte die Landwirtin. «Weil wenige Früchte an den Bäumen hingen und es deutlich nasser war als in den letzten Jahren, sind die Bäume auch noch ungewöhnlich stark gewachsen.»
Preise werden wohl steigen
Für den Betrieb von Hornemann ist die schlechte Ernte zunächst jedoch kein Grund zur Sorge. «Wir sind Direktvermarkter. Wir kaufen also in diesem Jahr einfach mehr Äpfel, Birnen und Pflaumen von Kollegen dazu und halten uns damit über Wasser.» Etwa am Bodensee seien die Ernten nämlich deutlich besser ausgefallen. «Betriebe in anderen Regionen, in denen die Ernte schlecht ist, und die nur für den Handel produzieren, brauchen aber Hilfe.» Deutschlandweit sei bei der Apfelernte von einem Ausfall von 25 Prozent auszugehen, schätzte Hornemann. «Das macht schon was und wird sich sicher auch auf die Preise auswirken.»