Am kommenden Wochenende ändert sich der Fahrplan im Zugverkehr in Sachsen-Anhalt. Die Infrastrukturministerin nutzt die Gelegenheit und zieht Bilanz: eine gemischte.
Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüskens (FDP) sieht stark gestiegene Fahrgastzahlen, aber große Qualitätsprobleme im Regionalverkehr. «Allein seit 2019 verzeichnen wir eine Steigerungsrate von rund 50 Prozent», sagte Hüskens zur Vorstellung des bevorstehenden Fahrplanwechsels im Bahnverkehr. Allerdings seien die Qualitätsprobleme noch nie so gravierend gewesen, betonte Hüskens. Bis Ende November dieses Jahres seien unter anderem 4,4 Prozent aller Zugfahrten im Nahverkehr ausgefallen. Und mehr als jeder zehnte Zug sei zwischen Januar und September unpünktlich gewesen.
Im vergangenen Jahr habe das Land daher rund 41 Millionen Euro als Strafe von den Unternehmen zurückgefordert. Im Jahr 2024 werden sich die Rückforderungen nach Angaben der Ministerin auf einem ähnlichen Niveau bewegen. Neben dem gravierenden Personalmangel seien der Zustand der Infrastruktur, die dichte Belegung des Netzes und die vielen zum Teil sehr kurzfristigen Baumaßnahmen Hauptgründe für Verspätungen und Zugausfälle.
Hauptgrund für Zugausfälle: Fehlendes Personal
Wie die Nahverkehrsgesellschaft Nasa mitteilte, war in 45 Prozent der Zugausfälle fehlendes Personal der Grund. In fünf Prozent der Fälle seien es unbesetzte Stellwerke gewesen. In 41 Prozent der Fälle seien es Probleme bei der Infrastruktur, etwa durch ausgefallene Signalanlagen, gewesen.
Um dem gestiegenen Fahrgastaufkommen zu begegnen, sei in den vergangenen Jahren viel in den Ausbau investiert worden, betonte Hüskens. So werden mit dem anstehenden Fahrplanwechsel am kommenden Wochenende unter anderem auf einigen Strecken mehr Züge eingesetzt und Taktungen verändert.
Neue Angebote mit dem Fahrplanwechsel
Die bisherige Regionalbahnlinie RB78 wird künftig als S-Bahn täglich stündlich auf der Gesamtstrecke zwischen Querfurt, Mücheln, Braunsbedra, Merseburg und Halle unterwegs ein. Dies bedeutet vor allem in den Abschnitten Querfurt – Mücheln und Merseburg – Halle ein deutlich verbessertes Angebot. Außerdem entfällt, mit einzelnen Ausnahmen, in Merseburg Hauptbahnhof der Umstieg. Die S11 wird auch in Halle-Ammendorf und Schkopau halten. Zusammen mit dem RE16 und der RB25 gibt es dadurch täglich etwa alle 20 Minuten Fahrtmöglichkeiten zwischen Halle und Merseburg.
Einen Betreiberwechsel gibt es auf der Strecke Weißenfels – Zeitz (RB76). Die Erfurter Bahn übernimmt die Strecke von DB Regio, das Angebot verändert sich nicht. Allerdings müssen aufgrund des anhaltenden Personalmangels von montags bis freitags an den Vormittagen zehn Zugfahrten durch Busse ersetzt werden. Es bestehen auch zu dieser Zeit zweistündlich Bahnverbindungen. Diese Einschränkung wird bis 28. Februar bestehen.
Schon seit Juni verkehrt der RE4 aufgrund der hohen Nachfrage zweistündlich über den bisherigen Endbahnhof Rathenow hinaus bis Stendal und ermöglicht eine direkte Fahrt zwischen Stendal und Berlin. Im Zusammenspiel mit der RB34 bestehen zwischen Stendal, Rathenow und Berlin dadurch stündliche Verbindungen.
Um in Stendal bessere Anschlussmöglichkeiten zu schaffen, tauschen die beiden Linien im neuen Fahrplan die Abfahrtstunden. Aufgrund von Bauarbeiten kann die RB34 ab Juni 2025 nur als Bus verkehren.
Auf der Strecke Dessau – Berlin (RE7) wird im Abschnitt Bad Belzig – Dessau Hbf künftig auch an den Wochenenden stündlich ein Zug fahren. Auch hier ist die Nachfrage durch das Deutschlandticket stark angestiegen.
Das Deutschlandticket und die daraus resultierend steigenden Fahrgastzahlen erforderten für die RB40 Braunschweig – Magdeburg – Burg ebenfalls ein deutlich erhöhtes Angebot. Auf der gesamten Strecke wird ab dem Fahrplanwechsel durchgehender Stundentakt gefahren, neuerdings auch am Wochenende.
An den Saalebrücken zwischen Naumburg und Großheringen wird weiterhin gebaut, weshalb der Zugverkehr bis Mitte 2025 nur eingleisig vorbeigeführt und durch abschnittsweisen Entfall der Regionalexpress-Angebote realisiert werden kann.
Ab 7. Juni sollen die Linien RE15, RE16, RB20 und RB25 (Halle/Leipzig – Naumburg – Erfurt/Jena – Saalfeld) wieder vollständig im Einsatz sein.
Auch für die RB47 Magdeburg – Bernburg – Halle gibt es weiterhin Einschränkungen. Aufgrund von Baumaßnahmen müssen die meisten Züge zwischen Calbe Ost und Magdeburg Hbf entfallen, in Calbe Ost besteht alternativ Anschluss zum RE30.
Die Unstrutbahn Naumburg Ost – Wangen (RB77) muss aufgrund erforderlicher Erneuerungen der Infrastruktur bis voraussichtlich Ende Februar weiterhin ersatzweise mit Bussen bedient werden. Auf der Strecke Magdeburg – Aschersleben (RB41) entfällt die Fahrt von Magdeburg (3.39 Uhr) nach Güsten
Auf der S3 im Stadtgebiet Halle sollen ab dem Fahrplanwechsel wieder alle Züge fahren, die seit mehr als einem Jahr wegen Nichtbesetzung des Stellwerkes Halle-Nietleben in den Nachtstunden nicht fahren konnten. Dies betrifft die ersten und letzten Fahrten des Tages nach HalleNietleben.
Auch auf der Linie S5X/S5 Halle Hbf – Leipzig gibt es aufgrund der Nachfragesteigerung ein erweitertes Angebot in den Abendstunden. Zwei Fahrten werden über den Flughafen hinaus bis nach Halle Hbf verlängert. Zwischen Wolfsburg und Haldensleben gibt es zukünftig an den Wochenenden eine neue Fahrtmöglichkeit um 7.23 Uhr ab Wolfsburg. Von Haldensleben aus fährt der Zug weiter nach Magdeburg Hbf.