Sachsen-Anhalt: Dem Wolf auf der Spur

Voriges Jahr rund 5.000 Hinweise

Beim Spaziergang durch den Wald sind plötzlich seltsame Spuren zu sehen. War da ein Wolf unterwegs? Beim Wolfskompetenzzentrum Iden können Fachleute und Laien Verdachtsfälle melden.

Im vergangenen Jahr sind rund 5000 Meldungen mit Verdacht auf Wölfe in Sachsen-Anhalt beim Wolfskompetenzzentrum Iden (WZI) eingegangen. Bei den meisten Hinweisen handelte es sich um Fotos von Wildkameras und Kotfunde, wie eine Sprecherin des Landesamts für Umweltschutz auf dpa-Anfrage mitteilte. In 158 Fällen handelte es sich demnach um vermeintliche Sichtungen, etwa durch Jägerinnen und Jäger. Zudem gingen Hinweise in Form von Spuren- und Urinfunden (jeweils rund 50 Meldungen), Wildtierrissen (ebenfalls etwa 50 Meldungen) und Haarproben (rund 20 Meldungen) ein.

Insgesamt sei das Auffinden von Hinweisen wie Spuren immer vom Wetter abhängig, erklärte die Sprecherin. Bei Schnee gebe es etwa deutlich mehr Funde als in Jahren ohne Schnee. Etwa 45 Prozent der im vergangenen Jahr eingegangenen Spurenmeldungen wurden demnach vom WZI in die höchste Kategorie als «Wolf wahrscheinlich» eingestuft. Die restlichen Fälle wurden mangels ausreichender Qualität der Hinweise nur als «Wolf oder Hund oder anderer Canide» eingestuft. 

Wolfsspuren erkennen

Die Unterscheidung zwischen Hunde- und Wolfsspuren sei schwierig, ein einzelner Abdruck reiche dafür nicht aus, erklärte die WZI-Sprecherin. Wolfsspuren seien nach den international angewandten Monitorringstandards nur in einer bestimmten Gangart nachzuweisen: dem geschnürten Trab. Die Gangart werde von vielen Wildtierarten verwendet und ermögliche eine relativ hohe Geschwindigkeit bei geringem Energieaufwand. Dabei trete das Tier mit der Hinterpfote direkt in den Abdruck der etwas größeren Vorderpfote, wodurch eine schnurgerade Spur entstehe, bei der die einzelnen Abdrücke wie an einer Perlenkette aufgereiht seien.

Wolfskot lasse sich etwa daran erkennen, dass er einen hohen Anteil an Tierhaaren und Knochenresten enthält. Außerdem markierten Wölfe mit dem Kot ihre Territorien und platzierten sie oft auf Wegen, bevorzugt an Kreuzungen oder Erhöhungen. Und auch am Geruch lasse sich der Wolfskot von Hundekot unterscheiden. Wolfshinweise und -sichtungen können dem WZI über ein Online-Formular, per Mail oder telefonisch gemeldet werden.

Zahl der Wölfe steigt

Sachsen-Anhalt zählt zu den Bundesländern mit vergleichsweise hoher Wolfspopulation. Einem im Dezember vorgestellten Wolfsmonitoringbericht des Umweltministeriums zufolge stieg die Zahl der im Land lebenden Wölfe zwischen Mai 2022 und April 2023 um 14 Tiere auf 201. Hinzu kämen 36 Tiere, die sich in grenzübergreifenden Territorien bewegten. Insgesamt seien 27 Wolfsrudel verzeichnet worden, ein Anstieg von drei Rudeln im Vergleich zum vorherigen Zeitraum.

Umweltminister Armin Willingmann (SPD) wies im Dezember darauf hin, dass aber trotz gestiegener Wolfszahlen die Anzahl der gerissenen Nutztiere durch Wölfe gesunken sei. Im Berichtszeitraum gingen 176 getötete Tiere auf Übergriffe von Wölfen zurück. Im Vorjahreszeitraum seien es mit 294 getöteten Tieren rund 40 Prozent mehr gewesen. Dies sei der niedrigste Wert seit 2018.

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