















Juli Dorne (*1996) wollte schon immer Schriftstellerin sein und hat bereits in der Grundschule die ersten Geschichten geschrieben. Die Familie riet ihr dann aber doch, "was Richtiges" zu lernen und so studierte die sympathische 29-Jährige aus Möckern, die in Gommern zur Schule ging, erst einmal "Kindheitswissenschaften und Kinderrechte" - aber mit dem Schreiben hörte sie nicht auf! Zum Glück.
Mittlerweile hat der renommierte dtv-Verlag sie und ihre Bücher entdeckt. Und demnächst erscheint auch ihr neues Buch "Twist Of Hearts". Juli schreibt Romantasy-Romane - und die sind extrem angesagt vor allem bei jungen Mädchen im Teeniealter, aber auch viele Erwachsene tauchen gern ein in die (Liebes)Welt, die zwischen Menschen und magischen Wesen entsteht. Lest und hört hier das Interview, dass die radio SAW-Morningshowmoderatoren Nadine Rathke und Holger Tapper mit ihr geführt haben.

Holger Tapper: Wir haben mal wieder Besuch bei uns im radio SAW Muckerfuck-Studio. Heute eine Bestseller-Autorin aus dem SAW-Land, aus dem wunderschönen Möckern bei "Jommern" im Jerichower Land. Und sie heißt Juli Dorne.
Juli Dorne: Hi. Danke, dass ich hier sein darf.
Holger Tapper: Und wenn jetzt einige sagen, Juli Dorne, von der habe ich noch nie was gelesen. In welchem Bereich bist du so erfolgreich?
Juli Dorne: Ich bin im Romantasy -Bereich vertreten. Erfolgreich würde ich noch nicht sagen. Also die Bestseller-Autorin kann ich mir noch nicht ankleben, aber das ist natürlich ein Ziel, das ich verfolge. Aber ich bin im Romantasy zu Hause und da findet man mich auch auf Instagram und TikTok und überall, wo Romantasy gerade so abgeht.
Nadine Rathke: Für alle, die normalerweise nur die Rückseite der Cornflakes-Packung lesen: was ist Romanticy für ein Genre?
Juli Dorne: Romantasy ist quasi eine Mischung aus Romance, also Liebesgeschichte und Fantasy. Also fantastische Welten, Fantasy-Elemente wie Vampire, Wehrwölfe, Geister, Feen, alles sowas. Und das ist mit einer Liebesgeschichte vermischt und die Liebesgeschichte steht in der Romantasy auch meistens im Fokus.
Holger Tapper: Das heißt also, ein normaler Mensch kann sich in einen Vampir verlieben?
Juli Dorne: Ja.
Holger Tapper: Ach guck. Also meistens auch mit Happy End?
Juli Dorne: In der Regel, ja. Also ich habe bisher noch keine Romantasy gelesen, wo es kein Happy End gab, aber ich mag auch Bücher ohne Happy End nicht.
Nadine Rathke: Aber trotzdem gibt es ja da bestimmt sicherlich die eine oder andere Verwirrung und Plottwist, sodass man jetzt, wenn man sagt, das hat ein Happy End nicht unbedingt schon den Schluss vorausgenommen hat.
Juli Dorne: Natürlich. Es gibt ja auch ganz viele Gefahren, wenn übernatürliche Fähigkeiten mit reinspielen. Also so ein Vampir ist ja jetzt nicht ungefährlich.
Holger Tapper: Du hast mich jetzt schon angefixt. Also ich bin ja auch ganz ehrlich, das ist jetzt nicht unbedingt so mein Genre gewesen. Ich weiß aber auch durch den Besuch bei der Leipziger Buchmesse, das ist tatsächlich ein Genre, das wirklich boomt. Kannst du dir selbst erklären, warum jetzt so viele Romantasy -Sachen lesen?
Juli Dorne: Ich glaube, es ist so eine Ausflucht aus der Realität und man kann sich darin wirklich gut verlieren. Man kann sich gut irgendwie in neue Welten flüchten und die Liebesgeschichten sind halt auch einfach wahnsinnig toll, weil es sehr viel mehr Hürden gibt, die das Paar irgendwie überwinden muss, statt nur innere Konflikte, wie zum Beispiel bei einer Liebesgeschichte. Und ich glaube, das kommt daher, dass es einfach noch externe Konflikte gibt, die es zu überwinden gibt. Und dann, obwohl man weiß, die meisten haben ein Happy End, denkt man sich doch, wie kommen die jetzt zusammen? Wie kann das sein? Wie finden sie ihr Happy End? Und ich glaube, das ist so dieser Faktor, der da so viel Spannung erzeugt. Jetzt gibt es ja diesen Rat für alle jungen Autoren, schreib über das, was du kennst.
Nadine Rathke: Ist bei dir jetzt in dem Fall Liebesgeschichte, ja, kann ich mir vorstellen, hast du schon mal gehabt in deinem Leben. Aber mit den Wehrwölfen und den Vampiren wird es vielleicht ein bisschen schwierig. Wie denkt man sich solche Welten aus?
Juli Dorne: Ich wünschte, das gäbe so die eine Antwort, aber das kommt tatsächlich so ganz natürlich. Also ich wache manchmal auf und denke mir so, boah, auf das hätte ich irgendwie Lust oder ich hätte jetzt Lust auf magische Familien, die Illusionen hervorbeschwören können. Also ich habe ja als Kind schon viel gelesen und da habe ich ja auch schon viel, viel, viel Input bekommen. Und dadurch kommt es, also kam es bei mir und ich glaube, wir alle haben Twilight entweder gesehen oder gelesen, das war ja auch so ein Hype und auch da war ja auch der Vampir plötzlich da. Und ich glaube, Stephanie Meyer hat auch davon geträumt.
Nadine Rathke: Du hast ja nicht nur viel gelesen, sondern du hast auch schon recht viel geschrieben. Das fing ja schon relativ früh an. Gab es jemand tatsächlich auch mal diesen Punkt, wo du gesagt hast, das mache ich später beruflich?
Juli Dorne: Ich wollte das tatsächlich schon immer machen. Also auch auf dem Gymnasium habe ich mir so gedacht, so Bücher schreiben ist so toll. Ich habe mir auch immer ganz viele Interviews angeguckt und durchgelesen von anderen Autorinnen oder Autoren, wie die zum Schreiben gekommen sind. Dann wollte ich in Leipzig kreatives Schreiben studieren. Aber wie es dann halt so ist, ich war 17 und ein bisschen naiv und dann habe ich doch auf meine Eltern gehört, die gesagt haben, mach was vernünftiges, Kind, damit verdienst du doch kein Geld. Und dann habe ich was anderes studiert, aber es blieb immer im Hinterkopf und als ich dann meine Masterarbeit geschrieben habe, schreiben sollte, habe ich dann mein erstes Buch tatsächlich, das ja auch veröffentlicht wurde, Fighting Fate, schneller geschrieben als meine Masterarbeit. Und dann musste ich die Masterarbeit noch danach schreiben, aber das Buch war schneller fertig, weil es so ein Drang war, einfach diese Geschichte zu erzählen und es so viel Spaß gemacht hat. Und ich wusste das irgendwie schon in mir immer, dass ich irgendwann mal Bücher schreibe oder was Kreatives mache.
Nadine Rathke: Aber ich stelle mir das wahnsinnig schwierig vor. Du hast da so einen, in Anführungsstrichen, so einen Anspruch, na 300 Seiten müssen es bis mit muss werden. Und dann hast du eine Idee am Anfang und in die Richtung könnte es gehen, schreibst vielleicht so deine ersten zwei, drei Seiten und dann, wie geht es dann weiter? Also ich meine, du schreibst ja auch nach dem Aufstehen wieder, wenn du geschlafen hast, du hast noch einen Vollzeitjob. Wie findest du dich da immer wieder rein, um dann wirklich 300 plus Seiten zu schreiben?
Juli Dorne: Also ich plotte im Vorherein ganz, ganz viel. Also ich plane die Geschichte aus und ich habe ja auch eine Agentur und der muss sich auch immer vorher sagen, hey, ich habe die und die Idee und dann schreibe ich schon mal den Pitch. Also so eine Kurzzusammenfassung, so fünf Sätze ungefähr. Dann sagt mir meine Agentin, ja, das könnte passen, ja, das klingt cool oder guck mal, schraub mal hier und da noch dran und dann plane ich die Bücher durch. Also da gibt es auch ganz verschiedene Methoden. Ich nutze zwei Methoden, die vermischt sind miteinander und dann weiß ich ja, wie sich die Geschichte entwickelt und wie ich vom Anfang zum Ende komme. Und dann ist das Schreiben eigentlich nur noch so dieses, ich muss den Film in meinem Kopf runter erzählen und das möglichst schnell, damit ich nichts vergesse und damit ich auch im Flow bleibe. Aber ich schreibe auch nicht jeden Tag, also ich brauche auch Pausentage, weil sonst ist dann der Kopf zu voll mit Schreiben.
Nadine Rathke: Liest du dir auch manchmal, wenn du dann so Pausentage hattest, noch mal das durch, was du schon geschrieben hast und denkst ja so, was ist das denn?
Juli Dorne: Ja, gerade wenn ich bis spät abends schreibe. Also ich habe auch Phasen gehabt, da habe ich erst 20 Uhr anfangen können zu schreiben, weil da dann irgendwie der Flow erst da war und dann so bis 22 Uhr, 23 Uhr, da wird man schon langsam müde und dann schreibt man und am nächsten Tag liest man sich das durch und denkt so, was war das denn? Aber das gibt es und das gehört dazu. Ich lese mir auch ganz, ganz, ganz viel vor von meinen eigenen Sachen, damit ich höre, ob der Ton und die Melodie vom Text irgendwie passt, damit es irgendwie natürlich klingt und nicht, wie ich schreibe jetzt in meinem Tagebuch.
Nadine Rathke: Diese Fantasie, eben auch sich Geschichten auszudenken, auch zu schreiben, war das förderlich in der Schule oder hat dich das tatsächlich eher auch vom Schulstoff abgelenkt?
Juli Dorne: Ich war in Mathe grottig schlecht.
Nadine Rathke: Willkommen im Klub!
Juli Dorne: Und ich glaube, es gab auch mal eine Phase, da war ich in Deutsch oder so auch ganz doll schlecht. Ich weiß auch gar nicht, warum. Vielleicht war es so eine rebellische, ich habe keinen Bock auf Schule Phase, aber so wirklich negativ und oder positiv beeinflusst ist meine Schule nicht, weil ich zu der Zeit auch weniger geschrieben habe, sondern mehr in der Band gespielt habe. Da habe ich dann die Songtexte geschrieben und das war dann so eine Musikphase und dann kam wieder so das Schreiben ohne Musik und das lief nebenbei irgendwie.
Nadine Rathke: Also ohne Schreiben geht bei dir gar nichts?
Juli Dorne: Nee, das fing auch schon in der Grundschule an. Ich sage immer, ich bin so ganz klischeebehaftet. Ich habe in der Grundschule schon so einen Plastikhefter gehabt, wo ich mir so kleine Geschichten ausgedacht habe von einer Prinzessin, die in einem Turm lebt und dann durch ein Zauberfenster geht. Und das war das Ende. Das war so meine erste Geschichte, an die ich mich erinnern kann und da fing das eigentlich schon an. Oder ich habe damals ganz viel mit Barbies gespielt und dann Foto-Geschichten davon gemacht, so wie in der Bravo diese Foto-Love-Story oder so, das habe ich nachgestellt in der Grundschule.
Nadine Rathke: Aber um sowas zu machen, ein Hobby, was es ja am Anfang eigentlich war oder eine Leidenschaft, um das dann wirklich durchzuziehen und auch das Selbstbewusstsein zu entwickeln, ich kann das, ich mache das, ich ziehe das jetzt durch, welche Art von Unterstützung braucht es denn da?
Juli Dorne: Es braucht auf jeden Fall jemanden, der dir sagt, dass du das kannst und jemanden, der das richtig, richtig dolle toll findet, was du machst. Also ich habe Freundinnen gehabt, denen habe ich Sachen immer geschickt, habe gesagt, lest euch das mal durch. Ist das gut? Und die wollten dann weiterlesen. Da braucht man so einen externen Antrieb, aber ganz viel muss, glaube ich, auch von innen kommen, weil es schon anstrengend ist, so ein Buch zu Ende zu schreiben, das durchzuhalten, diese Disziplin zu haben, zum Ende zu kommen. Also es muss zusammenspielen. Man braucht jemanden, für den man es schreibt und man muss es für sich selber schreiben.
Nadine Rathke: Wie wird es in deiner Familie aufgenommen? Sagen da, weiß ich nicht, Großeltern, Tanten, Onkels, Cousins, entfernte Verwandte? Jaja, die schreibt oder sind die schon ein Stück weit stolz auf dich?
Juli Dorne: Ja doch, ich glaube, die sind schon stolz. Also meine Mama liest alle meine Bücher, meine Oma liest auch alle meine Bücher und Play of Hearts, mein drittes Buch, habe ich auch meiner Oma gewidmet, weil wir beide so unsere Liebe zum Lesen haben. Wir tauschen auch manchmal Bücher aus. Also sie kriegt jetzt nicht die Spicy Romanticy Bücher, die ich so in meinen Regalen habe, aber zum Beispiel so meine Bücher oder die von meinen Freundinnen, die auch schreiben, die kriegt sie. Und da ist schon der Support von meiner Familie auf jeden Fall da, die war noch bei meiner Premieren-Lesung, die Anfang des Jahres hier in Magdeburg war und das war, ist es schon schön. Ja, und mein Papa hört die Hörbücher ab und zu. Also dieser ganze Kosmos ist ja schon fast vollständig, ja.
Holger Tapper: Also dieses Buch zu schreiben, ein Hörbuch, dann fehlt jetzt eigentlich praktisch nur noch eine Verfilmung davon, wird es vielleicht auch irgendwann mal geben. Aber bevor es soweit ist, gibt es erst mal das vierte Buch, das du rausbringen wirst, das wird wie heißen?
Juli Dorne: Twist of Hearts.
Holger Tapper: Also irgendwas mit Hearts muss es auf jeden Fall sein?
Juli Dorne: Ja, das ist der Folgeband von Play of Hearts, also es ist eine Dialogie, das ist die The Hearts Duett Reihe und das ist quasi eine übergreifende Geschichte, wo es um ein Mädchen geht, die dann zwischen zwei Jungs steht und sich entscheiden muss, welchen findet sie am besten.
Nadine Rathke: Ist Jugendbuchschreiben, du bist jetzt, also bitte nicht falsch verstehen, aber du bist 29. Ist Jugendbuchschreiben da irgendwie anders als damals, als du noch in der Schule warst?
Juli Dorne: Ich glaube, man hat einen reflektierteren Blick darauf, was Jugendliche brauchen, in Anführungszeichen. Also ich habe auch immer geschaut, dass ich Werte vermittle, also zum Beispiel so, steh für dich selber ein, wenn andere Leute dir sagen, dass du uncool bist, dann sagen das nur die, aber du bist vielleicht richtig dolle cool, es müssen bloß die richtigen Leute erkennen und du bist nicht allein, du bist nicht seltsam, du bist genug so, wie du bist und gut so, wie du bist und das sind so die Werte, die ich auch mit der Reihe mitgeben wollte und die ich glaube ich auch als Jugendliche so gebraucht hätte, weil man ist ja doch unsicher, man fühlt sich doch irgendwie manchmal so ein bisschen wie so eine kleine Außenseiter und sowas alles und als Jugendliche, finde ich, braucht man ganz viel Bestärkung von außen, dass man wirklich man selbst sein darf und das ist der Unterschied bei Jugendbüchern, finde ich, dass man da irgendwie eine größere Verantwortung hat von den Themen, die man irgendwie mit in das Buch gibt. Sich selbst sein, also das war, glaube ich, noch nie so wichtig wie jetzt in dieser heutigen Zeit.
Holger Tapper: Toll, dass du jetzt auch noch mal eine Lanze dafür brichst, das kann man nur sagen, auch genau einfach an die Sache zu glauben, einfach machen, es zu schreiben und du hast das riesengroße Glück gehabt, dass deine Eltern dich unterstützt haben, das wünscht man natürlich auch allen anderen bei uns, damit eben sowas Schönes rauskommt, vor allem, wie sich dieses Buch auch so herrlich gestaltet. Es ist ja nicht nur so, dass man irgendwas liest, man guckt ja auch eigentlich. Da hast du auch selbst Einfluss drauf, dass man, also man findet es auf jeden Fall gleich im Bücherregal, muss man sagen. Rein optisch ist es auf jeden Fall schon mal ein Highlight.
Juli Dorne: Ich durfte am Anfang Ideen pitchen, was ich mir vorstelle. Ich musste ein Briefing abgeben, was für Elemente ich draufhaben möchte. Ich wollte, dass das erste Buch rosa ist, aber jetzt ist es grün, ist auch okay, ein bisschen rosa ist ja dabei. Und was mir wichtig war, war die Taschenuhr, die vorne drauf ist, dass ein Spiegel zu sehen ist, weil das alles so Symbole sind, die auch im Buch eine Rolle spielen und ich mag das einfach, wenn das Cover das schon so ein bisschen abbildet und dass ich halt auch so einen schönen Farbschnitt, so einen dreiseitigen Farbschnitt bekommen habe, mit den Motten drauf, die auch eine große Rolle spielen, war halt auch wunderbar. Das ist ein totales Privileg, dass ich den Farbschnitt zu diesem wunderschönen Buch bekommen habe, weil es ja auch wahnsinnig teuer in der Herstellung ist, so ein Gesamtpaket einfach zu drucken.
Nadine Rathke: Mich würde mal interessieren, wie du überhaupt an einen Verlag gekommen bist, weil ich glaube, es gibt viele, die schreiben wollen, aber dann schon von vornherein sagen, naja, man kennt ja die Geschichten, man schickt da was hin, dann wird man abgelehnt, dann soll man vielleicht selbst veröffentlichen und bleibt letzten Endes nur auf den Kosten sitzen. Wie lief das bei dir ab?
Juli Dorne: Also ich habe mich im Masterstudium das erste Mal beworben, bei Agenturen, weil ich wusste, an so die richtig großen Verlage kommt man nur noch über Agenturen, also die nehmen keine unverlangt eingesandten Manuskripte an, weil einfach der Andrang zu groß ist. Und dann habe ich mich das erste Mal bei Agenturen beworben, habe überall eine Absage bekommen, ich habe mich auch bei Verlagen beworben, einfach so auf gut Glück, habe auch überall eine Absage bekommen. Dann dachte ich so, jetzt erst recht, dann habe ich mich nochmal hingesetzt, habe an meinem Handwerk gefeilt, habe ganz viel geübt auch, weil schreiben kann man nicht einfach so. Man muss es wirklich lernen und üben, lesen, schreiben, lesen, schreiben. Und dann habe ich mich nochmal bei einer Agentur beworben, bei meiner jetzigen Agentur, das ist die Meller-Agentur, die sitzt in München. Und da hat es dann irgendwie geklappt, ich hatte auch sofort eine totale Connection mit meiner Agentin und dann hatte ich parallel auch, es war ein super glücklicher Zufall, schon den Verlagsvertrag, weil ich mich natürlich auch parallel bei Verlagen beworben habe wieder. Und das war ein neuer Verlag, das war Moon Notes, das ist ein Label von Oettinger und da hat es auch gleich gematcht mit der Lektorin und dann habe ich meiner Agentin geschrieben, ich habe einen Verlagsvertrag, wir müssen jetzt irgendwas machen und so kam das zustande. Und zu DTV bin ich dann aber über den ganz klassischen Weg gekommen. Ich habe mit meiner Agentin das Exposé ausgearbeitet, also die Zusammenfassung zu dem Buch. Ich habe eine, ich glaube, 160-seitige Leseprobe geschrieben und dann ging das in so eine große Runde bei der Frankfurter Buchmesse. Die haben die einen Katalog, die Agentur, und dann stellen die das vor, dann pitchen die das und da haben bei DTV anscheinend die Augen geleuchtet und dann hat das geklappt und ich konnte es nicht glauben, während ich meine Bücherregale aufgebaut habe, kam da die Nachricht, war so, oh mein Gott, das ist nicht echt, aber es war echt.
Holger Tapper: Ach cool, Wahnsinn. Ja. Also im Endeffekt zusammenfassend, A, man braucht Talent, man braucht Durchhaltevermögen und man braucht auch eine große Portion Glück letzten Endes, dass es in den richtigen Händen landet.
Juli Dorne: Ja, es muss der richtige Zeitpunkt sein, also wir hatten auch ein Projekt angeboten, das war eine Romcom, daraus ist nichts geworden, weil es einfach nicht der richtige Zeitpunkt war, es war nicht das richtige Thema und das ist auch manchmal so. Also bloß, wenn man eine Sache veröffentlicht hat, heißt es nicht, dass das gleich so weiter geht. Also es gibt immer mal wieder Hochphasen und Tiefphasen, die man irgendwie durchstehen muss, ja.
Holger Tapper: Wenn denn deine Bücher verfilmt werden, hast du da irgendwelche Vorstellungen, wer die Hauptrollen spielen sollen?
Juli Dorne: Oh, das ist eine richtig schwierige Frage, die habe ich auch schon mal bei einer Lesung bekommen, weil mein männlicher Protagonist, der ist in meiner Vorstellung sehr perfekt. Da reicht niemand dran. Aber als meine Protagonistin, also als Evie würde ich Elf Henning sehen, die hat ein sehr spezielles Gesicht, hat auch so schöne blonde Haare und so und als Arthur, das ist der zweite Junge quasi, habe ich mir immer Timothée Chalamet vorgestellt, aber als Remy, also mein Liebling, sage ich mal, ohne zu spoilern, der, da weiß ich nicht, wer den spielen könnte, der sieht in meinem Kopf einfach zu eigen aus.
Nadine Rathke: Mal zurückgehend von den Filmen, über die wir jetzt schon reden, wie die dann aussehen werden, wie ist denn das eigentlich, man geht in einen Buchladen und da steht sein eigenes Buch?
Juli Dorne: Großartig und immer noch ganz komisch. Also ich gucke immer, wie es da liegt, manchmal liegt es nicht so schön da, dann nehme ich das ganz heimlich und stelle es ein bisschen besser da, damit es vielleicht besser gekauft wird. Aber es ist immer noch sehr surreal. Also das erste Mal bei meinem Debüt, weiß ich noch, bin ich hingegangen und war so, das ist nicht echt. Das ist auch der Traum, den ich von Anfang an hatte, in eine Buchhandlung zu gehen und mein Buch da zu sehen, das war atemberaubend einfach, ja.
Nadine Rathke: Wenn du selbst schreibst, dich in einer Schreibphase befindest für ein neues Buch, wo du ausarbeitest und so weiter und so fort, liest man da eigentlich noch andere Bücher, andere Autoren?
Juli Dorne: Es ist weniger geworden tatsächlich. Also ich wünschte, ich würde mehr lesen, aber die Zeit wird immer knapper und manchmal stören die anderen Bücher auch, weil ich dann einen bestimmten Ton habe. Also bei der Hardstuart-Reihe war der Ton sehr märchenhaft, sehr verspielt, bei meiner Fate-Reihe davor, da ging es um griechische Götter, da war der Ton ein bisschen moderner, ein bisschen härter und da kann ich dann keine verwunschenen Bücher schreiben, so wie ich bei der Hardstuart-Reihe keine krass harten Bücher lesen konnte oder krass witzigen Bücher lesen konnte, weil es mich dann doch rausbringt. Also es ist manchmal auch so ein bisschen wie Method-Acting, bloß Method-Schreiben, dass ich dann auch, ich habe dann auch angefangen, Blumsamen anzupflanzen, damit ich mich in meine Protagonistin hineinversetzen kann, aber was ich mache, ist immer die Bücher meiner Freundinnen lesen, aber da habe ich auch eine größere Distanz dann dazu, aber so lese ich, versuche ich immer, Bücher zu lesen, die gerade dazu passen, aber auch viel zu wenig.
Nadine Rathke: Du hast gerade die Fate-Reihe angesprochen, ich habe ein bisschen reingeschmökert, mit der griechischen Mythologie finde ich das wahnsinnig, dass man sich da in Anführungsstrichen ranwagt, weil es ja doch da einige Experten gibt, die, wenn man da irgendwas nur falsch schreibt, sofort einmal auf der Matte stehen und Punkt Nummer zwei, zum Teil spielt es auch in New York und du beschreibst halt New York. Wenn du sowas schreibst, wie machst du das? Hast du da auf der einen Seite einen Wikipedia-Artikel über sämtliche griechischen Götter und Verzweigungen, die es jemals gegeben hat, offen und auf der anderen Seite einen Stadtplan, Google Maps von New York, wo könnten die jetzt langlaufen?
Juli Dorne: Also für die Fate-Reihe habe ich tatsächlich sehr, sehr, sehr, sehr, sehr viel recherchiert. Ich hatte einen richtig dicken Ordner mit allem, was ich zur griechischen Mythologie gefunden habe. Ich habe mich ganz viel reingelesen, nicht nur Wikipedia, sondern alles, ich war auf komischen Internetseiten, aber ja, da musste ich viel recherchieren, weil ich wollte es auch so authentisch wie möglich machen, weil ja einiges sehr romantisiert wurde in der griechischen Mythologie, gerade die Frauenfiguren, die haben es nicht leicht in der griechischen Mythologie und das wollte ich aber zeigen, dass da halt eben auch so eine Ungerechtigkeit war. Deswegen fand ich, haben diese Bücher so einen kleinen feministischen Touch gehabt, weil die Frauenfiguren mehr im Fokus standen und mit dem Setting habe ich mir ganz viele Walking-Videos angeguckt und habe dann stundenlang, saß ich vorm Fernseher und habe mir angeguckt, so sieht das in dieser Straße aus, auch ganz viel mit Google Maps und so, ja und ganz viele Filme geguckt, die dort spielen, weil ich konnte nicht einfach mal schnell rüberfliegen, das ging nicht, aber man versucht sich dann doch irgendwie alles ranzuholen, was geht.
Nadine Rathke: Du hattest vorhin gesagt, du hattest ein bisschen Mitspracherecht bei der Gestaltung deines Buches, du bist auch total happy, so wie deine Bücher aussehen und die sehen einfach fantastisch aus, macht es richtig Bock, wenn man die in der Hand hat, gleich mal durchzuschmöckern. Wie hältst du es mit Buchknicken oder sehr vorsichtig lesen?
Juli Dorne: Oh, da werde ich bestimmt ein paar Nachrichten bekommen, aber ich knicke meine Bücher alle, weil ich will die ja bequem lesen und ich habe da keine Scheu, die so richtig zu knicken. Bei Hardcover ist es ein bisschen einfacher, da hat man nicht so schnell diese Rillen hinten, aber ich bin da ein bisschen gnadenlos. Okay. Außer es sind so spezielle Bücher, also ich habe auch verschiedene Ausgaben von Büchern, die ich sehr, sehr toll finde und die behandle ich sehr pfleglich, ja.
Nadine Rathke: Und was ist bei dir eher, das Buch an sich oder E-Book?
Juli Dorne: Das Buch, weil ich mag den Geruch einfach mehr. Also ich mache auch ein neues Buch auf und rieche erstmal und denke mir so, oh, riecht das gut.
Nadine Rathke: Wie viele Bücher hast du überhaupt zu Hause?
Juli Dorne: Zu viele, nach meinem Freund. Wir haben letzte Woche auch ein bisschen aussortiert. Also ich hatte vier große Billis, ein halbes Billi und ein ganz schmales Billi und die Aufsätze. Also zwei Wände sind voll.
Nadine Rathke: Also das ist eine Bibliothek bei anderen Leuten.
Juli Dorne: Auf jeden Fall. Aber ich sammle ja auch schon seit ich, keine Ahnung, 13 oder 14 bin. Da stehen auch noch so ganz alte Schätze.
Nadine Rathke: Was macht dein Freund beruflich?
Juli Dorne: Der arbeitet bei DEKRA.
Nadine Rathke: Ja, das ist ja überhaupt nichts, was irgendwie mit Büchern zu tun hat. Das ist ja großartig.
Juli Dorne: Nee, der liest auch meine Bücher nicht und das finde ich auch manchmal ganz okay. Also muss er nicht. Ist okay.
Nadine Rathke: Aber besprichst du mit dem, wenn du irgendwie in einer Schreibblockade bist oder irgendwie so einen Twist hast, wo du sagst, jetzt komme ich einfach nicht weiter, besprichst du das mit dem?
Juli Dorne: Ja, also inhaltlich nicht, weil er davon nicht so viel Ahnung hat. Nicht, dass er es nicht versteht, sondern einfach, er ist nicht so drin wie ich. Aber wenn es so um Selbstzweifel geht, wenn ich das Gefühl habe, ach, ich bin gerade nicht gut genug, mein Handwerk ist nicht gut genug, wird überhaupt irgendjemand dieses Buch lesen. Solche Gedanken kommen ja auch. Dann ist er wirklich auch der Erste, zu dem ich gehe und mit dem ich rede und da baut er mich auch gut auf.
Nadine Rathke: Großartig, was du für ein soziales Netzwerk im Hintergrund noch hast, was dich echt mega auffangen kann.
Juli Dorne: Ja, das ist auch echt ein Privileg. Also ich weiß auch von einigen Autoren, Kollegen, dass es nicht so ist und dass es eher dann auch komisch beäugt wird.
Holger Tapper: Also dein Freund sagt jetzt nicht zum Beispiel, jetzt legt er endlich mal den Stift zur Seite kommen, lass uns noch mal spazieren gehen oder sowas?
Juli Dorne: Nee. Das macht er nicht.
Holger Tapper: Großartig. Jetzt muss ich aber trotzdem nochmal vielleicht abschließend fragen, kannst du schon von dem Autorinnen-Dasein, kannst du da schon von leben oder musst du nebenbei für den Haushalt, um das Leben so einigermaßen finanziell gestalten zu können, auch etwas anderes machen?
Juli Dorne: Also ich habe letztes Jahr ein Jahr Vollzeit-Autoren probiert und das war finanziell okay. Dadurch, dass mein Freund mich da auch unterstützt, anders würde es nicht funktionieren. Man muss viel Steuern abtreten, Krankenkasse muss man bezahlen, die sehr, sehr hoch ist und sehr, sehr hoch werden kann. Und das habe ich einfach ausprobiert, weil es halt mein Traum war, schon immer nur vom Schreiben zu leben. Aber irgendwann habe ich gemerkt, mir fällt die Decke auf den Kopf und mir fehlt die Struktur durch einen externen Arbeitgeber, weil man sehr schnell darin verfällt, zumindest ging es mir so, ach, mache ich morgen. Und das häuft sich dann und man braucht da sehr, sehr, sehr viel Selbstdisziplin und die hatte ich am Ende auch, aber am Anfang war es super schwer und wir haben keine Kinder und keine Haustiere, mit denen ich mal quatschen konnte über den Tag. Ich habe nur meine Freundin, mit der ich immer so Sprachnachrichten austausche, aber es ist etwas anderes, wenn jemand vor dir sitzt und du nicht den ganzen Tag alleine zu Hause bist. Und deswegen habe ich dann jetzt entschieden, ab September, dass ich einfach noch einen Nebenjob haben möchte, der einem auch ein bisschen finanzielle Sicherheit gibt, weil es ist ein schönes Gefühl, wenn jeden Monat Geld auf dem Konto kommt und man nicht rechnen muss. Und ja, das funktioniert aber auch bisher ganz gut nebenbei.