Sie zählt zu den marodesten Brücken im SAW-Land. Die Brücke über die Mulde bei Pouch, im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. 50 Jahre alt wurde sie immer wieder repariert. Damit ist jetzt Schluß. Heute beginnen die Arbeiten für einen Ersatzneubau.
Es wird ein Megaprojekt, dass vier Jahre und 53 Millionen Euro in Anspruch nehmen wird. Mindestens. Noch ist die alte Brücke befahrbar, während des Neubaus wird es auch eine 15 Monate lange Phase der Vollsperrung geben.
Das wird die für tausende Autofahrer täglich eine Herausforderung. Die Brücke ist als Teil der B 100 die wichtigste Verbindung zwischen Wittenberg und Bitterfeld.
Der neue Brückenentwurf sieht für die Überquerung des Muldetals ein neunfeldriges Stahl-Verbundbauwerk mit einer Gesamtspannweite von 456 Metern vor. Die Breite zwischen den Geländern beträgt exakt 13,30 Meter. Im Zuge des Brückenbaus wird auch die B 100 auf einer Gesamtlänge von rund 450 Metern neu gebaut. Dabei wird die Linienführung der ursprünglichen Fahrbahn verschwenkt.
Das Preisgericht (Realisierungswettbewerb) stellte fest, dass sich das Bauwerk mit seiner schlanken Eleganz hinsichtlich Überbau, Stützweiteneinteilung und elliptischer Pfeilergestaltung harmonisch in den Landschaftsbereich von Mulde und Muldestausee einfügt. Die Querung der Mulde wird durch die Stützenstellung mit dem 84 Meter langen Hauptfeld sichtbar betont. Der gestalterische Aspekt zeigt sich auch in der wellenförmigen Ausbildung von Kragkonsolen und Gesims, der in der Gestaltung des Geländers aufgegriffen wird. Die Stahlverbundbrücke lässt sich bautechnologisch mit geringen Eingriffen in die Flussaue realisieren. Die Brücke stellt insgesamt eine wirtschaftliche und nachhaltige Lösung dar.
Das neue Bauwerk wird konsequent vom bestehenden Wehr abgerückt, sodass keine gegenseitige Beeinträchtigung der Bauwerke stattfindet. Durch die Reduzierung der Pfeileranzahl wird der Hochwasserabflussquerschnitt vergrößert und die Funktionsfähigkeit des Wehrs verbessert. Das Tosbecken und die Fischaufstiegshilfe werden nicht beeinträchtigt. Der Ersatzneubau wird auf einer südlich am Bestand vorbeiführenden neuen Trasse errichtet. Es erfolgt die Installation für Beleuchtung und Steckdosen im gesamten Brückenbauwerk, den Energieanschluss, die Kabelwege und eine Kabelrinne im Hohlkasten für die Telekomleitungen sowie eine Erdungsanlage für die Widerlager.
Die Baumaßnahme befindet sich in einem ökologisch sensiblen Gebiet (FFH-Gebiet, Naturpark, Landschaftsschutzgebiet) mit hoher artenschutzrechtlicher Relevanz. Unter anderem ist das Gebiet Wasservogelbrut- und Rastgebiet. Am Bestandsbauwerk lebt eine Mehlschwalben-Kolonie. Die Eingriffe in die ökologisch wertvolle Muldeaue oberhalb Pouch werden mit den gewählten Spann¬weiten und dem konfliktarmen Herstellungsverfahren minimiert.
- Ertüchtigung der Umleitungsstrecken,
- Herstellung von zwei Baustraßen,
- Herstellung Umfahrung,
- Ersatzneubau der Muldebrücke,
- Errichtung von Stützwänden,
- Neubau der B 100 und Anschluss an das neue Brückenbauwerk,
- Anschluss des straßenbegleitenden Radweges an das neue Brückenbauwerk,
- Abbruch des Bestandsbauwerks.
Der Verkehr auf der B 100 soll während der Errichtung des Ersatzneubaus solange wie möglich aufrechterhalten werden. Um den Verkehr für Fußgänger und Radfahrer während der Bauzeit ebenfalls weitestgehend zu gewährleisten, sind eine Behelfsbrücke und eine örtliche Verkehrsführung geplant. Für Kraftfahrzeuge ist jedoch in den dreieinhalb Jahren Bauzeit eine Vollsperrung von rund 15 Monaten unvermeidlich. Darüber wird aktuell informiert.
Der komplette Abbruch der alten Brücke erfolgt nach der Inbetriebnahme des Ersatzneubaus. Der Neubau der B 100 erfolgt ebenfalls im Anschluss an den Brückenneubau. Dabei wird die Linienführung der ursprünglichen Fahrbahn verschwenkt.