Josi und Felix vor ihrer Ausrüstung

Mit dem Fahrrad nach Singapur

20.000 Kilometer durch 14 Länder

Rund 20.000 km in einem Jahr auf dem Fahrrad - wer macht denn sowas? Unsere Ex-Kollegin Josi und ihr Mann Felix machen das! Seit einem Monat sind die beiden jetzt auf Tour und veröffentlichen ihre Erlebnisse regelmäßig auf ihrem Instagram-Account "Cyclonauten". Für sie geht mit dieser schweißtreibenden Reise ein Traum in Erfüllung und zum Weltfahrradtag haben sie uns in ihr Abenteuer mitgenommen.

Warum habt ihr euch ausgerechnet 20.000 Kilometer auf dem Rad vorgenommen?

Felix: Weil das Fahrrad für mich die schönste Art zu reisen ist. Ganz generell. Man sieht viel mehr als mit dem Auto, dem Flugzeug oder dem Zug. Man sieht viele kleine Orte und am Ende weiß man einfach, dass man das alles selbst geschafft hat. 

Josi: Ich finde auch ganz besonders schön, dass man halt so langsam reist. Man hat ein bisschen mehr Zeit, einfach auch zu schauen. Es ist nicht so anstrengend wie Laufen, aber natürlich auch anstrengend ohne Frage. Aber auch wenn man sich so einen ewig langen Berg da hoch gequält hat, gibt es nichts Schöneres, als dann so eine schöne Aussicht zu haben und zu wissen, das hat man sich jetzt alles selber erarbeitet.

Warum fahrt Ihr soweit?

Felix: Wir wollten mit dem Fahrrad einfach so weit fahren, wie es irgendwie geht. Also bis halt dann nur noch Wasser kommt. Und natürlich hätten wir auch irgendwo ganz in den Norden nach Russland fahren können. Aber wir schwitzen lieber, als wir frieren. Und deswegen haben wir gesagt, Südostasien, das ist doch ein gutes Ziel. 

Josi: Und zufälligerweise hat Felix einen Freund, der in Singapur lebt, jetzt seit einiger Zeit. Und wir dachten, hey, wir kommen dich einfach mal besuchen. Und zwar mit dem Fahrrad. Wie crazy ist das denn?

Was zieht ihr bisher für ein Resümee?

Felix: Also am schwierigsten ist eigentlich das Losfahren. Alles andere danach ergibt sich irgendwie. Wie schnell bin ich? Wie viel schaffe ich pro Tag? Das kann ich jeden Tag für mich alleine entscheiden oder mit Josi zusammen entscheiden. Aber am schwierigsten ist erstmal überhaupt die ersten Pedaltritte zu machen, das eigene Zuhause zu verlassen und loszufahren. 

Josi: Mein bisheriges Resümee nach jetzt einem knappen Monat ist, das war die allerbeste Entscheidung, die wir hätten treffen können. Jeder Kilometer, egal wie schwierig er bisher war, hat sich so gelohnt und jeden Tag werde ich persönlich ein ganz kleines bisschen stolzer auf das, was wir bisher geleistet haben. Und alleine für die ganzen Eindrücke, Erfahrungen, Sehenswürdigkeiten, was wir bisher alles schon gesehen haben in diesem ersten Monat, das will ich nicht mehr eintauschen.

Wie geht es euch körperlich?

Felix: Alles in allem geht es uns körperlich oder mir persönlich körperlich sehr gut. Natürlich gibt es Tage, an denen man einfach geschafft ist und auch Tage, an denen einem einfach der Hintern weh tut. Aber unterm Strich geht es mir wahrscheinlich besser, als wenn ich jeden Tag zur Arbeit gegangen wäre. 

Josi: Mein körperliches Resümee ist, tatsächlich geht es mir im Großen und Ganzen richtig gut. Ja, manchmal ist man erschöpft und manchmal brennen die Oberschenkel bis zum geht nicht mehr. Aber ich merke jetzt auch schon nach den vier Wochen, dass ich wirklich viel viel stärker schon geworden bin. Und dass mir so ein Vier-, Fünf-Prozent-Hügel schon gar nichts mehr anhaben kann. Das ist auf jeden Fall schon mal gut. Und deswegen, im Großen und Ganzen würde ich sagen, mir geht es richtig gut. Und das Allerbeste ist, wenn es der Seele gut geht, dann geht es dem Körper gleich noch besser.

Wie habt Ihr euch vorbereitet?

Felix: Nein, nicht direkt. Wir sind sowieso schon viel Fahrrad gefahren. Wir waren immer laufen. Aber wir haben jetzt kein explizites Trainingsprogramm gemacht. Aber man muss auch sagen, wir werden Tag für Tag auch immer stärker. Also man merkt schon, die Reise als solche ist das beste Training überhaupt.

Würdet Ihr so eine Reise auch anderen empfehlen?

Josi: Ich kann das nur jedem empfehlen, mal so eine Bikepacking-Reise zu machen. Das muss jetzt nicht gleich so eine 20.000-Kilometer-Tour sein, wo man ein Jahr unterwegs ist, sondern vielleicht auch nur ein verlängertes Wochenende am Elbe-Radweg. Das ist so unglaublich schön, dieses stolze Gefühl, was man so selber geschafft hat. Und das Allerschönste ist auch, wenn du andere Bikepacker triffst und sofort einfach eine Connection hast, sofort ein Thema hast, worüber du reden kannst. Deswegen, ich finde, es ist eine ganz, ganz besondere Community. Und ja, da hat man irgendwie das Gefühl, man gehört einfach zu so einer Gruppe mit dazu. Und das ist auch cool, wenn man sich so wie die Busfahrer immer grüßt, wenn man sich auf der Straße trifft.

Felix: Wir machen das jetzt schon ein bisschen länger. Und für uns ist es gerade unfassbar, dass wir es geschafft haben, von zu Hause bis an den Rand Europas zu radeln. Aber ich weiß noch, als wir das das erste Mal gemacht haben, da war es auch einfach unglaublich, nur von Magdeburg nach Braunschweig zu fahren. Das hat sich genauso atemberaubend angefühlt. Und ja, wie gesagt, die kleinen Schritte am Anfang, das sind die wichtigsten. Auf jeden Fall. Und man kriegt so viel Glücksgefühl. Und ja, deswegen, ich kann das nur empfehlen. Fahrt Fahrrad.

 

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