Bei Olympia ist auf Vielseitigkeitsreiter Michael Jung stets Verlass. Der 41-Jährige holt sich bereits sein viertes Gold.
Vor der traumhaften Kulisse im Schlosspark von Versailles riss Michael Jung nach dem vierten Olympia-Gold die Faust in die Höhe und gab seinem Pferd Chipmunk einen Kuss. Der Vielseitigkeitsreiter behielt im entscheidenden Umlauf die Nerven, leistete sich keinen Fehler mehr und krönte sich wieder zum Olympiasieger.
«Das ist mehr wie Freude. Ich habe wacklige Knie. Ich bin so dankbar meinem Pferd gegenüber. Er hat mich wieder gerettet», sagte Jung nach seinem triumphalen Ritt in der ARD: «Ich habe dreimal auf die Tafel gucken müssen, ob es wirklich stimmt. Ich bin ein bisschen geflasht. Das war eine wunderbare Woche.» Jung setzte sich hauchdünn mit 21,8 Strafpunkten vor dem Australier Christopher Burton mit Shadow Man (22,4) und der Britin Laura Collett mit London (23,1) durch.
«Der bewegt sich und springt jeden Sprung am Abreiteplatz richtig mit Kraft», lobte Jung sein Pferd. Souverän steuerte er sein Pferd durch den zweiten Parcours und sicherte sich erneut Gold. In London 2012 hatte er im Einzel und mit der Mannschaft triumphiert, vier Jahre später in Rio gab es nochmal Gold im Einzel und Silber mit der Mannschaft.
Grundlage für die Medaille von Versailles war nach Platz zwei in der Dressur vor allem der starke Geländeritt am Sonntag, der ihm die Führung vor dem Springen einbrachte. Seine Kollegen waren beeindruckt. «Wir haben den weltbesten Reiter in unserem Team», schwärmte Christoph Wahler. «Ich finde es genial, was er für eine ruhige und selbstverständliche Art und Weise hat, mit seinen Teamkollegen und seinem Pferd.» Jung macht in Paris «das, was er immer macht. Er ist in meinen Augen der perfekte Pferdemann.»
Ausgebildet wurde Chipmunk von Julia Krajewski, die in Versailles mit ihrem jungen Pferd Nickel eine starke Leistung zeigte. Die 35-Jährige, in Tokio Gold-Gewinnerin mit Amande, blieb in beiden Runden ohne Abwurf. Sie ritt damit auf Rang elf.