Die Top 3 Jugendwörter des Jahres 2024 stehen fest

Der Begriff hat es in die Musik-Charts geschafft, er hat die Modebranche inspiriert und er regt politische Debatten an. Nun steht «Talahon» (vom arabischen «Tahal lahon» / übersetzt: «Komm her») zudem in der engeren Auswahl für das «Jugendwort des Jahres». Auch die beiden Begriffe «Aura» und «Schere» sind bei den Top 3 mit dabei, wie der Langenscheidt Verlag mitteilte.

Der Begriff «Talahon» bezeichnet junge Männer, die gefälschte Luxusklamotten tragen und mit Bauchtasche, Trainingshose und Goldkette durch die Innenstadt laufen, um sich wichtig zu machen. Gemeint sind oft auch junge Männer mit Migrationshintergrund. So lautet zumindest das Klischee. Sogenannte Talahons sorgen in den sozialen Medien für Aufregung und teils rassistische Diskussionen über Migration und Jugendkultur. 

Der Begriff «Aura» wird - oft auch scherzhaft - genutzt, wenn es um die persönliche Ausstrahlung oder den Status geht. Und die neue Bedeutung des Wortes «Schere» oder «Schere heben» stammt vom Online-Spielen und aus der Streaming-Szene. Damit gesteht man sich ein, einen Fehler gemacht zu haben oder eine Schuld auf sich zu nehmen. In diesen Fällen «hebt man die Schere», um sich dazu zu bekennen und es zuzugeben. 

Über das «Jugendwort» wird online abgestimmt

Nach der Vorauswahl aus den ursprünglich zehn Kandidaten soll das Siegerwort durch ein Online-Voting über die Website «jugendwort.de» ermittelt und am 19. Oktober live auf der Frankfurter Buchmesse verkündet werden. Für die Auswertung relevant sind laut Verlag nur die Stimmen der Teilnehmenden zwischen 11 und 20 Jahren. In das Voting fließen den Angaben nach Begriffe ein, die zum regelmäßigen Sprachgebrauch Jugendlicher und junger Erwachsener Jahren gehören.

Insgesamt standen diese Worte zur Auswahl

  • „Aura“ – Bezieht sich auf die persönliche Ausstrahlung/Charisma oder Status, oft scherzhaft verwendet (je mehr Aura du hast, desto cooler bist du, aber wenn etwas Peinliches passiert, dann verlierst du sie), Beispiel: Meine Airpods haben sich gestern nicht connected, und ich habe die Musik auf voller Lautstärke in der Öffentlichkeit abgespielt: -500 Aura!
  • „Akh“ – Das arabische Wort für Bruder, als Anrede für einen Freund oder Bekannten, Beispiel: Was geht morgen, Akh(i)??
  • „Hölle nein“ – Kommt aus dem englischen „hell no“ und wird als Widerspruch verwendet, Beispiel:  Am Samstag um 8 aufstehen? Hölle nein! 
  • „Talahon“ – kommt aus dem Arabischen und steht für „Komm her“ und wird genutzt für Menschen mit stereotypen Merkmalen oder Verhalten, Beispiel: Mit meiner Brusttasche fühle ich mich heute wie ein Talahon. 
  • „Schere“ – Ein Begriff, der bei Online-Spielen benutzt wird, drückt ein Schuldeingeständnis aus oder dient als Bekenntnis, dass man etwas getan hat.  Oft wird statt des Wortes das entsprechende Emoji genutzt, Beispiel: Gestern Fortnite gespielt, aber musste die Schere heben.
  • „Yurr“ – Das Wort kommt aus dem US-amerikanischen Slang und wurde ursprünglich in New York genutzt. Es wird sowohl als Zustimmung als auch als Begrüßung genutzt und kann somit „ja“ oder „what’s up“ bedeuten, Beispiel: Ich habe meine Freundin gefragt, ob sie den ganzen Kuchen aufgegessen hat und sie hat YURR gesagt.
  • „Yolo“ – Aus den vergangenen Jahren bekannter Begriff, der für „you only live once“ steht. Eine Rechtfertigung für impulsive oder riskante Entscheidungen. Beispiel: Gestern mein ganzes Gehalt für Bubble Tea ausgegeben. Yolo.
  • „Nein Pascal, ich denke nicht“ – Der Begriff wurde durch eine Fernsehsendung bekannt und wird genutzt, um einer Aussage nicht zuzustimmen, Beispiel: Wenn er sagt, dass du dich als erstes melden und die Dates planen sollst – Nein Pascal, ich denke nicht.
  • „Pyrotechnik“ –Dieses Wort wurde im Zusammenhang mit der EM genutzt, wo Pyrotechnik in den Stadien verboten war. Ist ein Ausdruck der Unterstützung für den Einsatz von Pyrotechnik bei Sportveranstaltungen, Beispiel: Pyrotechnik! Ist doch kein Verbrechen. Wir werden dafür kämpfen!
  • „Digga(h)“ – Oft aber nicht immer eine Anrede für einen Kumpel oder Kollegen, Beispiel: „Ey Digga“ oder auch „Digga, ich hab so Hunger“.

Einige Begriffe tabu

In das Voting flossen den Angaben nach Begriffe ein, die zum regelmäßigen Sprachgebrauch Jugendlicher und junger Erwachsener im Alter von 11 bis 20 Jahren gehören. Auf Plattformen wie Instagram, Tiktok und Reddit seien Geläufigkeit und Verwendung geprüft worden. «Wurde ein Begriff als verbreitet und oft genutzt eingestuft, und war er außerdem nicht durch eine Kampagne gezielt initiiert und damit kein Fake, blieb er weiter im Rennen.» Ausgeschlossen wurden laut Mitteilung unter anderem Begriffe mit eindeutig beleidigendem, diskriminierendem oder sexistischem Bezug. 

Mit «Gammelfleischparty» fing alles an

Das «Jugendwort des Jahres» gibt es seit 2008. Damals wurde «Gammelfleischparty» als Synonym für eine Ü-30-Party gekürt. Im vergangenen Jahr hatte «goofy» das Rennen gemacht. Es beschreibt eine tollpatschige, alberne Person oder Verhaltensweise.

Oft gab es auch schon Kritik, dass die Gewinnerwörter gar nicht gängig seien unter Jugendlichen. Aufsehen erregte in den vergangenen Jahren «Tagesschau»-Sprecherin Susanne Daubner (63), die für die sozialen Netzwerke Beiträge über die jeweiligen «Jugendwort»-Anwärter machte.

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