Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht beim Einsatz von Lehramtsstudenten an Schulen die Gefahr, die Studierenden zu überfordern. Es sei möglicherweise günstiger, den Einsatz zu begrenzen, sagte die Vorsitzende der Gewerkschaft, Eva Gerth, auf Anfrage. Viele Lehramtsstudierende leisteten eine Menge Unterricht an Schulen.
Wie aus der Antwort des Bildungsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, werden im aktuellen Schuljahr 181,9 Lehrerstellen von «sonstigen Lehrkräften» übernommen. Darin sind nach Angaben des Ministeriums befristet beschäftigte Lehrkräfte aber auch Studierende enthalten. Vor zwei Jahren fielen lediglich 94,96 Vollzeitstellen in diese Kategorie. Insgesamt gibt es in Sachsen-Anhalt aktuell fast 12 350 Lehrerstellen. Laut einem Expertenbericht des Bildungsministeriums braucht das Land bis zum Jahr 2035 mehr als 9000 neue Lehrerinnen und Lehrer.
Das Bildungsministerium betrachte Studierende, die bereits nebenbei als Vertretungslehrkräfte arbeiten, als große Bereicherung, sagte ein Ministeriumssprecher. Es handele sich um eine «Win-win-Situation»: Studierende könnten wertvolle Praxiserfahrung sammeln und sich Geld dazuverdienen, an den Schulen sei das Engagement sehr willkommen. Der Umfang der Arbeit an der Schule müsse allerdings selbstverständlich mit dem Pensum des Studiums harmonisiert werden.
Wie aus der Kleinen Anfrage weiter hervorgeht, lag der Anteil der Seiteneinsteiger bei den unbefristeten Angestelltenverhältnissen bei mehr als 50 Prozent. Auch dies könne zu einem Problem werden, so Gewerkschaftsvorsitzende Gerth. Ohne Seiteneinsteiger würde das System noch mehr zusammenbrechen, allerdings müsse auch hier darauf geachtet werden, die Seiteneinsteiger, die kein Lehramtsstudium haben, nicht zu überfordern. Hier brauche es bessere Unterstützung, zum Beispiel durch Mentoring oder weniger Unterricht gerade am Anfang.