Seit drei Jahren fliegt ein ausrangiertes Batteriepaket der ISS um die Erde. Heute nun soll der Weltraumschrott in die Erd-Atmosphäre eintreten.
Bevor es soweit ist, können wir ihn womöglich sehen - auch über Sachsen-Anhalt.
Claudia Schier aus der radio SAW-Nachrichtenredaktion berichtet:
Die Teile überfliegen Deutschland dreimal - Stand jetzt zwischen 17 und 20 Uhr, schätzt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz. Und zwei dieser Routen liegen über Sachsen-Anhalt. Es könnte also sein, dass auch hier dann ein Leuchten am Himmel zu sehen bzw. ein Überschallknall zu hören ist. Es könnte aber auch erst morgen soweit sein. In jedem Fall tritt der Weltraumschrott erst nach diesen Runden in die Erdatmosphäre ein - wahrscheinlich über Nordamerika. Und größtenteils wird er verglühen, erwartet u.a. die Europäische Raumfahrtbehörde Esa.
Das Objekt hat ein Volumen von 12 Kubikmetern und eine Masse von circa 2.600 kg.
Vor dem Wiedereintritt überfliegt das Objekt mehrmals das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Eine Gefährdung für Deutschland wird derzeit jedoch als statistisch unwahrscheinlich angesehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Trümmer auf Deutschland stürzen, sehr gering ist. «Sollte sich das Risiko erhöhen, erhalten Sie eine neue Information», hieß es dort. Möglich seien aber «Leuchterscheinungen oder die Wahrnehmung eines Überschallknalls».
Trotzdem ordnete das Bundesamt die Information ein. «Uns geht es um Transparenz und darum, die Informationen zu teilen, die uns vorliegen», sagte eine Sprecherin der Behörde der Deutschen Presse-Agentur. Bei solchen Warnungen gebe es drei Warnstufen. Die niedrigste sei die aktuell vorliegende Gefahreninformation, bei der über eine mögliche Gefahr informiert werde. Bei Warnstufe zwei bestehe eine Gefahr. Bei der höchsten Warnstufe eins bestehe eine Gefahr für Leib und Leben. Dann sei ein sofortiges Handeln nötig.
Laut DLR könnte das Objekt nach Berechnungen über dem Norden Nordamerikas in die Atmosphäre eintreten. Als Zeitfenster wird ein 20-Stunden-Korridor rund um den späten Freitagabend deutscher Zeit angegeben. Die Schätzung zum Wiedereintritt könne sich aber noch ändern. Dass Teile des Batteriepakets über Deutschland niedergehen, sei aber unwahrscheinlich. Über das Thema hatte zunächst die «Bild» berichtet.
«Erste Analysen des deutschen Weltraumlagezentrums haben ergeben, dass Teile der Batteriepakete den Wiedereintritt überstehen und die Erdoberfläche erreichen können», teilte das Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit. Vor dem Wiedereintritt überfliege das Objekt mehrmals Deutschland, eine Gefährdung hierzulande werde «derzeit jedoch als statistisch unwahrscheinlich angesehen». Das Bundesministerium schrieb, eine Gefährdung für Deutschland sei «sehr unwahrscheinlich».
Es teilte weiter mit: «Sollten sich wider Erwarten Hinweise auf eine Betroffenheit Deutschlands abzeichnen, so werden die bestehenden Krisenreaktionsmechanismen von Bund und Ländern genutzt, um auf eine mögliche Gefährdung entsprechend zu reagieren. Diese ist nach aktuellem Stand allerdings mehr als unwahrscheinlich. Dennoch wird das Objekt eng überwacht.» Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe informierte auf seiner Webseite.
Bei dem Objekt handelt es sich den Angaben zufolge um eine Plattform mit Batteriepaketen, die in etwa so groß wie ein Auto ist und 2,6 Tonnen wiegt. Die Plattform wurde bereits am 21. März 2021 bewusst von der ISS abgetrennt, um Jahre später in die Atmosphäre einzutreten. Dort soll sie weitgehend verglühen. Solche Manöver würden so geplant, dass Trümmer, die die Erdoberfläche erreichen, möglichst über unbewohntem Gebiet niedergehen, sagte ein DLR-Sprecher.
Das deutsche Weltraumlagezentrum in Uedem werde die weitere Entwicklung des bevorstehenden Wiedereintritts beobachten und an verschiedene Bundesministerien, Landesministerien und Behörden berichten, schrieb das Wirtschaftsministerium.
Dass Weltraumschrott in die Atmosphäre eintritt und dort verglüht, ist ein gängiges Prozedere. So fand erst vor wenigen Wochen der vor fast 30 Jahren gestartete europäische Satellit «ERS-2» ein solches Ende und wurde planmäßig zerstört. Auch dass kleinere Trümmer die Erdoberfläche erreichen, kommt immer mal wieder vor.