Vor acht Jahren hat die Polizei in der Elbe bei Vockerode eine Kiste mit einem toten Mann gefunden. Noch immer ist der Fall ungeklärt - Anfang des Jahres hat die Magdeburger Polizei ihn von den Dessauer Kollegen übernommen, um neue Ansätze zu verfolgen. Und die gibt es.
70 Hinweise hat die Polizei in Magdeburg zu dem Fall bisher bekommen. Da sind aber einige dabei, die von vornherein ins Leere führen. Eine Frau aus Flensburg hat sich zum Beispiel gemeldet und gesagt, dass sie den Mann kürzlich in der Stadt gesehen hat. So was wird dann natürlich gleich aussortiert. Aktuell liegt der Fokus auf zwei Hinweisen: einer kommt von einem Mann, der den Toten als LKW-Fahrer aus dem Raum Dessau wiedererkannt haben will - er habe auch mit ihm gesprochen und er habe gebrochen deutsch geredet. Der andere geht in Richtung Bergbau. Auf der Kiste stand nämlich der Name Albert Glück.
Sie hat 50 Speditionen in ganz Deutschland angeschrieben, um zu erfahren, ob sie bis vor acht Jahren einen LKW-Fahrer hatten, der der Tote sein könnte. Das dauert natürlich - die Speditionen und womöglich auch deren Subunternehmen müssen ihre alten Personalakten durchforsten. Einige Rückmeldungen gab es schon - die waren negativ. Und zu dem anderen Hinweis hat die Polizei das Landesamt für Geologie und Bergwesen ins Boot geholt - das überprüft jetzt, ob es vielleicht einen Schacht gab oder gibt mit dem Namen Albert Glück. Das alles sind erst mal nur neue Spuren. Weitere Hinweise sind natürlich erwünscht.
Vermutlich wurde die Metallkiste von der A9-Brücke bei Coswig geworfen. Umfangreiche Untersuchungen ergaben u.a., dass der Mann wohl umgebracht wurde. Er war zwischen 45 und 60 Jahre alt, hatte den Namen Michaela auf den linken Unterarm tätowiert und stammte wahrscheinlich aus Südosteuropa. Wer den Toten kennt oder damals auf der Autobahnbrücke etwas beobachtet hat, der soll sich melden.
Alle Angaben der Polizei:
In den Mittagsstunden des 5. Juli 2016 wurde die Polizei über die Metallkiste in der Elbe informiert. Darin die Leiche des Mannes.
Gemeinsam mit Kräften der Feuerwehren Vockerode und Waldersee konnte die Kiste aus der Elbe geborgen und anschließend zur gerichtsmedizinischen Untersuchung nach Halle überführt werden.
Die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau leitete ein Todesursachenermittlungsverfahren ein, um die Identität des Leichnams und die Umstände des Todes zu klären. Darüber hinaus prüfte die Polizei - auch länderübergreifend - mögliche Zusammenhänge zu aktuellen Vermisstenfällen.
Erste rechtsmedizinische Untersuchungen
Nach dem Ergebnis der ersten rechtsmedizinischen Untersuchung handelt es sich bei der toten Person um einen Mann.
Verletzungen an dem Leichnam lassen den Verdacht zu, dass der Unbekannte Opfer eines Tötungsverbrechens geworden ist.
Zur Beschreibung des Getöteten liegen derzeit folgende Erkenntnisse vor:
Auf dem linken Unterarm findet sich in schwarzer Farbe die Tätowierung „Michaela“, auf dem rechten Ringfinger trug der Leichnam einen goldenen Ring, der innen ebenfalls die Gravur „Michaela“ aufweist.
Der Schriftzug der Tätowierung bzw. die Schreibweise könnten darauf hindeuten, dass sie im osteuropäischen Ausland gestochen wurde. Nun hoffen die Ermittler darauf, dass sich Tätowierer aus dem Ausland melden.
Aufgrund des Zustandes der Leiche geht die Gerichtsmedizin davon aus, dass der Tod des Mannes mehrere Wochen vor dem Auffinden eingetreten sein dürfte.
Die Kiste
Der Getötete wurde in einer Kiste aufgefunden. Es handelt sich um eine Metallkiste ähnlich einer Werkzeugtruhe, die in dieser Ausführung bis 1991 in großer Stückzahl produziert wurde. Die Kiste trägt an der Vorderseite eine markante individuelle Aufschrift in schwarzer Farbe. An der Innenseite des Deckels befinden sich zwei Aufkleber, wobei einer die Aufschrift „Original BETRA Qualität“ trägt. Der zweite Aufkleber zeigt zwei Mainzelmännchen und die Aufschrift „ZDF“.
Der Fundort des Leichnams
Zwischenzeitlich haben kriminaltechnische Untersuchungen ergeben, dass die Kiste, in der sich der Leichnam befand, von der Elbebrücke der Bundesautobahn 9 (s. Karte) in die Elbe gelangt ist.
Diese Elbebrücke befindet sich auf dem Autobahnabschnitt zwischen den Anschlussstellen Coswig und Vockerode. Die BAB 9 verbindet die Städte Berlin und München und wird stark durch Pendler, Touristen, den Güterkraftverkehr und auch von einheimischen Autofahrern frequentiert.
Es ist nach derzeitigem Ermittlungsstand davon auszugehen, dass bislang unbekannte Personen die Kiste mit dem Leichnam bis zum 5. Juli 2016 mit einem Fahrzeug auf die Elbebrücke transportierten und diese von dort oben direkt in den Fluss warfen.
Isotopenanalyse und Gesichtsweichteilrekonstruktion
Im Rahmen der Ermittlungen zur Identität des bislang unbekannten getöteten Mannes, welcher am 5. Juli 2016 in der Elbe in einer Kiste aufgefunden wurde, haben Staatsanwaltschaft und Polizei sowohl eine Isotopenanalyse als auch eine Gesichtsweichteilrekonstruktion in Auftrag gegeben.
Isotopenanalyse
Das rechtsmedizinische Institut in München hat am Leichnam des Getöteten biochemische Untersuchungen (Isotopenanalysen) vorgenommen. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass sich der Unbekannte seit mindestens zehn Jahren in Deutschland aufhielt, jedoch ursprünglich nicht aus Mitteleuropa stammt. Den Untersuchungen zufolge dürfte der Getötete etwa bis zu seinem 35. Lebensjahr im südöstlichen Europa (z. B. ehemaliges Jugoslawien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, etc.) aufgewachsen sein und gelebt haben, bevor er nach Deutschland kam. Hier dürfte er eher im Binnenland und weniger an der Küste gelebt haben.
Gesichtsweichteilrekonstruktion
Die Rekonstruktion der Gesichtsweichteile erfolgte durch das Landeskriminalamt des Landes Sachsen-Anhalt. Im Ergebnis liegen nunmehr zwei Abbildungen vor, die das Äußere des Getöteten vor seinem Tod zeigen (s. Phantombilder).
Fragen der Ermittler
Trotz zahlreicher Veröffentlichungen im In- und Ausland konnte der Getötete noch nicht identifiziert werden. Die bisher eingegangenen Bürgerhinweise haben die Ermittlungen hilfreich unterstützt, führten jedoch noch nicht zur Identifizierung des Mannes.
Mit diesem ergänzenden Zeugenaufruf bittet die Polizei daher erneut um Hinweise aus der Bevölkerung. Möglicherweise können Sie entscheidende Hinweise geben, welche die Ermittlungen vorantreiben. Auch wenn Sie meinen, dass Ihre Wahrnehmungen nicht sachdienlich seien, könnten diese für die Polizei von großer Bedeutung sein. Scheuen Sie sich nicht, uns zu kontaktieren! Eine Belohnung von 2.500 Euro (*) ist für den ausschlaggebenden Hinweisgeber ausgesetzt.
Sachdienliche Hinweise nehmen wir unter der Rufnummer 0391 546 1687 oder per E-Mail unter lfz.pi-md@polizei.sachsen-anhalt.de entgegen. Sie können sich auch persönlich an Ihre örtliche Polizeidienststelle wenden.
(*) Diese Belohnung ist ausschließlich für Privatpersonen und nicht für Amtsträger bestimmt, zu deren Berufspflicht die Verfolgung von strafbaren Handlungen gehört. Über die Zuerkennung und Verteilung wird unter Ausschluss des Rechtsweges entschieden.