Altmark/ Wendland: Profitieren von der Dunkelheit

Länderübergreifender Sternenpark geplant

Die frühere Grenzregion zwischen der Altmark und dem Wendland ist eine der dunkelsten Regionen Deutschlands. Engagierte Bürger verfolgen eine Idee: Hier könnte ein riesiger Sternenpark entstehen, damit Besucher nachts ungestört den Himmel beobachten können.

In der Altmark und dem Wendland verfolgt eine Privatinitiative den Plan, einen länderübergreifenden Sternenpark zu schaffen. «Das Idealziel wäre es, wenn wir in drei bis fünf Jahren, vielleicht auch erst in zehn Jahren, Teile von Altmark und Wendland zu einem Sternenpark zertifizieren lassen könnten», sagt Amanda Hasenfusz von den «Altmarkmachern». 

Allerdings sei das ein aufwendiger Prozess, für den es auch Fördermittel brauche. Die «Altmarkmacher» sind nach eigenen Angaben ein Förderverein für den kommunalen Tourismusverband. Neben Aspekten des Umwelt- und Naturschutzes erhofft sich die Initiative vor allem touristische Entwicklungen in der Altmark. 

Sie wolle zeigen, dass die Region nicht abgehängt, sondern innovativ ist, sagte Hasenfusz. Im Westhavelland, dem ersten Sternenpark in Deutschland, habe sich gezeigt, dass durch die Zertifizierung die Buchungen um 40 Prozent gestiegen seien. 

Zertifikat unter strengen Bedingungen 

Die dünn besiedelte Region entlang der früheren innerdeutschen Grenze zählt nach Daten des Online-Portals «Light Pollution Map» zu den dunkelsten Gegenden in Deutschland. Die internationale Organisation «Dark Sky» zertifiziert nach strengen Richtlinien Naturparks oder bestimmte Regionen unter anderem als Sternenparke. So gibt es etwa bestimmte Bedingungen für die Straßenbeleuchtung in Ortschaften, die in der Region liegen: Das Licht darf etwa nicht nach oben abstrahlen. Und dafür sind Fördermittel nötig. Nur etwa 200 Orte weltweit wurden bislang zertifiziert. In Deutschland sind der Naturpark Havelland und das Biosphärenreservat Rhön die größten Gebiete.

Konkrete Planungen bereits im Wendland

Auf niedersächsischer Seite laufen bereits konkrete Bestrebungen. Derzeit werde an einem Projektantrag gearbeitet, der innerhalb der kommenden drei Jahre die Voraussetzung für eine Bewerbung als Sternenpark schaffen solle, teilte der Landkreis Lüchow-Dannenberg mit. Es gebe aber noch einige Hürden. 

80 Prozent der Kommunen in den Kernzonen müssten etwa dem Beleuchtungskonzept zustimmen. Auch in der Altmark sind nach Angaben der Initiative noch viele Schritte notwendig, um einen offiziellen Antrag für einen Sternenpark einzureichen.

Von der Himmelsscheibe zum Sternenpark

Mit dem Projekt eines Sternenparks würde die Region auch an eine jahrtausendealte Tradition anknüpfen. «Schon vor mehr als 3.000 Jahren haben hier Menschen gelebt, die den Himmel beobachtet haben», erzählt Fotograf Helmut Schnieder. In der Bronzezeit war die Region geprägt von der Aunjetitzer Kultur. Kreisförmig angeordnete Holzpfosten bei Lüchow-Dannenberg oder in Pömmelte bei Magdeburg zeugen noch davon, dass die Menschen hier schon früh in den Himmel geschaut haben. Auf der weltberühmten Himmelsscheibe von Nebra, die im Süden von Sachsen-Anhalt gefunden wurde, haben sie ihre Erkenntnisse dargestellt. «Das wäre doch schade, wenn wir diesen Blick verlieren würden», sagt Schnieder. Ein Blick auf einen Himmel, der so dunkel ist wie vor langer Zeit. 

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