Geschlossene Apotheke

Apotheken bleiben geschlossen

«Protesttag» für mehr Geld

Über 500 Apotheken im SAW-Land bleiben heute zu. Die Pharmazeuten beteiligen sich am bundesweiten Streik.

Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung sollen viele Apotheken in Deutschland am Mittwoch geschlossen bleiben. Die Arzneimittelversorgung soll aber noch über Notdienstapotheken aufrechterhalten werden, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) mitteilte. Die Branche will mit den bundesweiten Aktionen auf Personalnot und Mehraufwand etwa wegen Lieferengpässen von Medikamenten aufmerksam machen. Gefordert werden unter anderem auch lange ausgebliebene Honoraranhebungen. Die Zahl der Apotheken war zuletzt unter die Marke von 18000 gefallen.

Beim «Protesttag» sind in mehreren Städten auch Demonstrationen und Kundgebungen geplant. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat Forderungen nach höheren Vergütungen bereits eine Absage erteilt. Er äußerte Verständnis dafür, dass die Apotheken auf Honorarwünsche und andere Probleme hinwiesen. Mangels zusätzlicher Haushaltsmittel und steigender Beiträge für die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) gebe es die Spielräume dafür im Moment aber leider nicht.

Der FDP-Gesundheitspolitiker Lars Lindemann sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Wenn der finanzielle Spielraum nicht viel zulässt, dann müssen wir die Rahmenbedingungen ändern.» Apotheken bräuchten weniger Bürokratie, maximale Flexibilität und Planungssicherheit. Darauf sollte sich der Minister konzentrieren und mit den Apotheken in den Austausch gehen. Ein pauschales Nein bringe keine Lösung. Klar sei: «Geschlossene Apothekentüren dürfen nicht zum Alltag werden.»

Die Forderungen

Die Branche verlangt, eine seit zehn Jahren nicht erhöhte fixe Pauschale von 8,35 Euro pro rezeptpflichtigem Medikament für Beratung auf 12 Euro anzuheben. Sie müsse dann auch regelmäßig an die Kostenentwicklung angepasst werden. Kommen solle eine zusätzliche Pauschale für jede Apotheke, um das Versorgungsangebot in der Fläche als solches abzusichern. Für den Extra-Aufwand bei nicht lieferbaren Medikamenten solle es für jeden Austausch 21 Euro als Zuschlag geben.

Die Sicht der Kassen

Der GKV-Spitzenverband argumentiert, das Honorar steige unaufhörlich, weil Apotheken zusätzlich zur Pauschale für jedes Medikament drei Prozent vom Einkaufspreis erhalten. «Mit jeder Preissteigerung, mit jedem neuen, teureren Medikament steigt auch das Honorar des Apothekers», sagte Sprecher Florian Lanz. So erhielten Apotheken fürs Abgeben eines Standard-Antibiotikums rund 7Euro pro Packung und für ein Multiple-Sklerose-Mittel 160,71 Euro. Würde der Fixbetrag wie gefordert auf 12 Euro pro Packung erhöht, wären das Mehreinnahmen von 2,2 Milliarden Euro für die Apotheken - ohne, dass für Patientinnen und Patienten irgendetwas besser würde.

Immer weniger Apotheken

Die Zahl der Apotheken in Deutschland schrumpft. Ende März gab es noch 17 939 - das war der niedrigste Stand seit mehr als 40Jahren. Seit Ende vergangenen Jahres gab es damit bundesweit 129Apotheken weniger: 17 Neueröffnungen standen 146 Schließungen im ersten Quartal 2023 gegenüber. Erfasst werden jeweils Hauptapotheken und Filialen, von denenApothekerbis zu drei betreiben können.

Die Lage

Die Beschäftigtenzahl in Apotheken ging nach Branchendaten im vergangenen Jahr leicht auf 159 352 zurück. An Patienten abgegeben wurden 1,4 Milliarden rezeptpflichtige und rezeptfreie Arzneimittel. Der Gesamtumsatz der Apotheken stieg auf knapp 64,9 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn vor Steuern einer durchschnittlichen Apotheke sank demnach auf 162 890 Euro. Für dieses Jahr erwartet der Verband Mehrbelastungen von 10 000 Euro durch höhere Tariflöhne.

Seite teilen