Amazon, Eldorado für Betrüger

Auf dem Amazon-Marketplace tummeln sich auch jede Menge Betrüger. Wer an manchen Tagen etwa nach einer "Miele Waschmaschine" suchte, findet zwar mehr als 20 unterschiedliche Geräte gelistet. Aber unter den zahlreichen Händlern, die neben Amazon das gesuchte Produkt anbieten, sind oft auch sogenannte "Neue Verkäufer" am Werk. Und die offerieren "neue" und "wie neue" Maschinen für oft weniger als den halben Preis.

Ebenso merkwürdig: Kaufversuche scheitern regelmäßig an der Amazon-Kasse. "Es gab ein Problem", bedauerte Amazon in einer Fehlermeldung kryptisch, der Artikel sei "leider nicht mehr von dem Anbieter erhältlich".

Die ungenauen Sätze können, wie Beschwerden zeigen, für Kunden fatal enden. Schließlich liegt es nahe, bei den "Verkäufern" nachzufragen, warum ein Kauf nicht möglich sei. Eine E-Mail-Adresse blenden die vermeintlichen Anbieter groß am Produkt ein und fordern ausdrücklich zur Kontaktaufnahme auf.

Die angeblichen Verkäufer fragen nach Namen und Anschrift und bieten an, die Bestellung erneut zu "platzieren". Kurze Zeit später kommt eine "Amazon-Bestellbestätigung" – eine E-Mail mit den eingefügten Daten. Doch sie ist eine Fälschung. Die Zahlart ist, anders als bei Amazon, hoch risikobehaftet: Vorkasse auf ein Auslandskonto.

Immer ausgefeilter läuft die fiese Masche. So gelang es den Ganoven bereits, die Marketplace-Shops seriöser Händler zu kapern. Ihre Fake-Angebote schmuggelten sie heimlich in deren Sortimente. Betroffen waren etwa Autoteile-, Musikalien- und Chinashops.

Auf den Hilfeseiten bietet Amazon allgemeine Tipps zum sicheren Einkauf auf dem Marketplace: "Käufe ausschließlich über die Amazon-Website abwickeln und niemals Ware beim Verkäufer direkt, weder durch Überweisung noch per Scheck, bezahlen". Doch da ginge durchaus mehr.

Auf Anfragen der Verbraucherzentrale hat Amazon bisher geantwortet. Diese wollten unter anderem wissen, warum Kunden nach einem abgebrochenen Bestellvorgang keine Info erhalten, dass sie gerade im Visier von Gaunern sind. Unklar blieb deshalb auch, warum es auf den Produktseiten des Marketplace keine Warnung gibt.