Amanda Gorman

Amanda Gorman überzeugt mit Gedicht bei US-Amtseinführung

Sie rührte Amerika zu tränen stahl allen die Show!

Die erst 22 Jahre alte US-PoetinAmandaGormanhat bei der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden ein selbst geschriebenes Gedicht vorgetragen.

In auffälligem roten Hut und gelbem langen Mantel lasGormanam Mittwoch bei der Veranstaltung vor dem Kapitol in Washington ihr Werk "The Hill We Climb" (auf Deutsch etwa: Der Hügel, den wir erklimmen) vor.

Es handelt von den schweren Zeiten, die die USA durchgestanden haben und noch durchstehen müssen, vom Sturm von Anhängern des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump auf das Kapitol vor zwei Wochen - aber auch von Hoffnung für die Zukunft.

Die 1998 in Los Angeles geboreneGormanwar 2017 von der US-Kongressbibliothek mit dem Titel "National Youth Poet Laureate" geehrt worden. Bei vergangenen Amtseinführungen von US-Präsidenten haben immer wieder Dichter und Schriftsteller wie beispielsweise Robert Frost oder Maya Angelou Werke vorgetragen -Gormanist allerdings mit Abstand die jüngste.

Originaltext (Englisch):

Mr. President, Dr. Biden, Madam Vice President, Mr. Emhoff, Americans and the world, when day comes we ask ourselves where can we find light in this never-ending shade? The loss we carry asea we must wade. We’ve braved the belly of the beast. We’ve learned that quiet isn’t always peace. In the norms and notions of what just is isn’t always justice. And yet, the dawn is ours before we knew it. Somehow we do it. Somehow we’ve weathered and witnessed a nation that isn’t broken, but simply unfinished. We, the successors of a country and a time where a skinny black girl descended from slaves and raised by a single mother can dream of becoming president only to find herself reciting for one.

 

And yes, we are far from polished, far from pristine, but that doesn’t mean we are striving to form a union that is perfect. We are striving to forge our union with purpose. To compose a country committed to all cultures, colors, characters, and conditions of man. And so we lift our gazes not to what stands between us, but what stands before us. We close the divide because we know to put our future first, we must first put our differences aside. We lay down our arms so we can reach out our arms to one another. We seek harm to none and harmony for all. Let the globe, if nothing else, say this is true. That even as we grieved, we grew. That even as we hurt, we hoped. That even as we tired, we tried that will forever be tied together victorious. Not because we will never again know defeat, but because we will never again sow division.

 

Scripture tells us to envision that everyone shall sit under their own vine and fig tree and no one shall make them afraid. If we’re to live up to her own time, then victory won’t lie in the blade, but in all the bridges we’ve made. That is the promise to glade, the hill we climb if only we dare. It’s because being American is more than a pride we inherit. It’s the past we step into and how we repair it. We’ve seen a forest that would shatter our nation rather than share it. Would destroy our country if it meant delaying democracy. This effort very nearly succeeded.

 

But while democracy can be periodically delayed, it can never be permanently defeated. In this truth, in this faith we trust for while we have our eyes on the future, history has its eyes on us. This is the era of just redemption. We feared it at its inception. We did not feel prepared to be the heirs of such a terrifying hour, but within it, we found the power to author a new chapter, to offer hope and laughter to ourselves so while once we asked, how could we possibly prevail over catastrophe? Now we assert, how could catastrophe possibly prevail over us?

 

We will not march back to what was, but move to what shall be a country that is bruised, but whole, benevolent, but bold, fierce, and free. We will not be turned around or interrupted by intimidation because we know our inaction and inertia will be the inheritance of the next generation. Our blunders become their burdens. But one thing is certain, if we merge mercy with might and might with right, then love becomes our legacy and change our children’s birthright.

 

So let us leave behind a country better than one we were left with. Every breath from my bronze-pounded chest we will raise this wounded world into a wondrous one. We will rise from the gold-limbed hills of the West. We will rise from the wind-swept Northeast where our forefathers first realized revolution. We will rise from the Lake Rim cities of the Midwestern states. We will rise from the sun-baked South. We will rebuild, reconcile and recover in every known nook of our nation, in every corner called our country our people diverse and beautiful will emerge battered and beautiful. When day comes, we step out of the shade aflame and unafraid. The new dawn blooms as we free it. For there is always light. If only we’re brave enough to see it. If only we’re brave enough to be it.

Deutsche Übersetzung:

Mr. President, Dr. Biden, Madam Vice President, Mr. Emhoff, Bürger Amerikas und der ganzen Welt, wenn es Tag wird, fragen wir uns, wo wir Licht zu finden vermögen, in diesem niemals endenden Schatten? Den Verlust, den wir tragen, ein Meer, das wir durchwaten müssen. Wir haben dem Bauch der Bestie getrotzt. Und wir haben gelernt, dass Ruhe nicht immer Frieden bedeutet. Und dass die Normen und Vorstellungen von dem, was gerecht ist, nicht immer Gerechtigkeit ist. Und doch gehört die Morgendämmerung uns,  noch ehe wir es wussten. Irgendwie schaffen wir es. Irgendwie haben wir es überstanden und bezeugten eine Nation, die nicht kaputt ist, sondern einfach unvollendet. Wir, die Nachfahren eines Landes und einer Zeit, in der ein dünnes, schwarzes Mädchen, das von Sklaven abstammt und von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen wurde, davon träumen kann, Präsidentin zu werden, nur um sich selbst in einer Situation zu finden, in der sie für einen vorträgt.

 

Und ja, wir sind alles andere als lupenrein, alles andere als makellos, aber das bedeutet nicht, dass wir uns bemühen, eine Gemeinschaft zu bilden, die perfekt ist. Wir bemühen uns, eine Einheit zu erreichen, die ein Ziel hat. Ein Land zu erschaffen, das sich allen Kulturen, Farben, Charakteren und menschlichen Lebensverhältnissen verpflichtet fühlt. Und so richten wir unsere Blicke nicht auf das, was zwischen uns steht, sondern auf das, was vor uns steht. Wir schließen die Kluft, weil wir wissen, dass wir, um unsere Zukunft an erste Stelle zu setzen, zuerst unsere Differenzen beiseitelegen müssen. Wir legen unsere Waffen nieder, damit wir unsere Arme nacheinander ausstrecken können. Wir wollen niemandem schaden und Harmonie für alle. Lasst die Welt, wenn sonst auch sonst nichts, sagen, dass dies wahr ist: Dass wir, selbst als wir trauerten, wuchsen. Dass wir, selbst als wir Schmerzen hatten, hofften. Dass wir, selbst als wir ermüdeten, es weiter versucht haben. Dass wir für immer verbunden sein werden, siegreich. Nicht weil wir nie wieder eine Niederlage erleben werden, sondern weil wir nie wieder Spaltung säen werden.

 

Die Heilige Schrift sagt uns, dass wir uns vorstellen sollen, dass jeder unter seinem eigenen Weinstock und Feigenbaum sitzen soll und keiner ihnen Angst machen soll. Falls wir unserer eigenen Zeit gerecht werden, dann wird der Sieg nicht in der Klinge liegen, sondern in all den Brücken, die wir gebaut haben. Das ist das Versprechen: Der Hügel, den wir erklimmen, wenn wir uns nur wagen, denn Amerikaner zu sein, ist mehr als ein Stolz, den wir erben, es ist die Vergangenheit, in die wir treten, und wie wir sie reparieren. Wir haben eine Macht gesehen, die unsere Nation eher zerstören würde, als sie zu heilen, unser Land zu zerstören, wenn es dazu führe, Demokratie zu verzögern. Und dieser Versuch war fast erfolgreich.

 

Doch auch wenn Demokratie von Zeit zu Zeit verzögert werden kann, kann sie niemals dauerhaft besiegt werden. In diese Wahrheit, in diesem Glauben, vertrauen wir. Denn obwohl wir unsere Augen auf die Zukunft richten, hat die Geschichte ihre Augen auf uns gerichtet. Dies ist die Ära gerechter Wiedergutmachung. Wir fürchteten zu Beginn, wir fühlten uns nicht bereit, Erben einer solch schrecklichen Stunde zu sein, doch in ihr fanden wir die Kraft, ein neues Kapitel zu schreiben, uns selbst Hoffnung und Lachen zu schenken. Also während wir uns einst fragten, wie wir jemals diese Katastrophe überstehen könnten, fragen wir jetzt: Wie könnte eine Katastrophe jemals uns überstehen?

 

Wir werden nicht zurück zu dem marschieren, was war, sondern auf das zugehen, was sein wird. Ein Land, das zwar verletzt, aber dennoch intakt ist, gütig, aber kühn wild und frei. Wir werden uns nicht umdrehen oder durch Einschüchterung unterbrechen lassen, weil wir wissen, dass unsere Untätigkeit und Trägheit das Erbe der nächsten Generation sein wird. Unsere Fehler werden zu ihren Lasten. Aber eines ist sicher: Wenn wir Barmherzigkeit mit Macht verbinden und Macht mit Recht, dann wird Liebe unser Vermächtnis und Veränderung das Geburtsrecht unserer Kinder.

 

Also lasst uns ein Land hinterlassen, das besser ist als das, welches uns hinterlassen wurde. Mit jedem Atemzug aus meiner bronzegegossenen Brust, werden wir diese verwundete Welt in eine wundersame verwandeln. Wir werden uns von den goldbeschienenen Hügeln des Westens erheben, wir werden uns aus dem windgepeitschten Nordosten erheben, in dem unsere Vorfahren zum ersten Mal die Revolution verwirklichten, wir werden uns aus den von Seen gesäumten Städten des Mittleren Westens erheben, wir werden uns aus dem sonnengebrannten Süden erheben, wir werden wieder aufbauen, uns versöhnen und erholen, und jeden bekannten Winkel unserer Nation und jede Ecke, die unser Landes genannt wird. Unser Volk, vielfältig und schön, wird aufstreben, zerschunden und schön. Wenn der Tag kommt, treten wir aus dem Schatten heraus, entflammt und ohne Angst. Die neue Morgendämmerung erblüht, wenn wir sie befreien. Denn es gibt immer Licht, wenn wir nur mutig genug sind, es zu sehen, wenn wir nur mutig genug sind, es zu sein.

 

Vortrag bei derAmtseinführung Joe Bidens:

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