Ob Konzert, Kongress, Messe oder Kirmes: Das Aus für tausende Veranstaltungen in der Corona-Krise hat die Branche in eine tiefe Krise geführt. #AlarmstufeRot hieß es deshalb am Mittwoch, 9. September, in Berlin.
Deutschlands Veranstaltungsbranche rief zur Demonstration und 15.000 kamen.
Video: Herbert Grönemeyer auf der Demo
Stars auf der Demo zur aktuellen Situation
Interview mit Veranstalter Dirk Wöhler
Sie sehen die Existenz von 3 Millionen Beschäftigten gefährdet, die wegen der Pandemie und des Veranstaltungsverbot keine Arbeit haben. Sie fordern schnellere und bessere Wirtschaftshilfen.
Bühnenbauer, Cateringfirmen oder auch Diskjockeys sehen ihre Existenz wegen Corona und den damit verbundenen Veranstaltungsverboten gefährdet.
Um 5 nach 12 setzten sich zwei Demonstrationszüge in Bewegung. Ein Auto-LKW-Konvoi vom Olympischen Platz und zu Fuß weitere Demonstranten vom Alexanderplatz.
Vor Ort berichtet radio SAW-Redakteur Ben Otte:
Eine Kolonne aus hunderten LKW, Transportern und Autos fährt durch Westberlin. Manche Laster haben rote Banner vorne dran mit weißer Aufschrift: "Stoppt die Pleitewelle".
Zeitgleich sind am Alexanderplatz Demonstranten zu Fuß und in roten T-Shirts starten. Ihr gemeinsames Ziel der Platz vorm Reichstag um mit Politikern zu sprechen und denen die Situation der Branche zu verdeutlichen. Dafür legen die Demonstranten symbolisch ihr letztes Hemd nieder...
Auf der Kundgebung sprachen neben Veranstaltern auch Pop- und Rockgrößen, wie Herbert Grönemeyer.
Die Demonstration richte sich nicht gegen die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Infektionsgeschehens. Vielmehr fordereman sofortige Gespräche und finanzielle Hilfen.
Nach der "Night of Lights", der ersten Protestaktion der Veranstaltungsbranche, soll mit der Demonstration um "fünf nach 12" erneut auf die Umstände und Existenznöte wegen der Corona-Pandemieaufmerksam gemacht werden."Die vergessene Branche steht in großen Teilen unmittelbar vor dem Kollaps", hieß es in einer Ankündigung. "Der sechstgrößte Wirtschaftszweig Deutschlands mit 130 Milliarden Euro Umsatz und 1 Million direkt Beschäftigten steht seit Beginn der Covid-19-Krise still. Faktisch ist den Unternehmen der Veranstaltungswirtschaft die Arbeitsgrundlage fast vollständig entzogen worden."
Zur Demonstration aufgerufen hat das Bündnis "#AlarmstufeRot", das die mitgliederstärksten Initiativen, Verbände und Vereine aus der Veranstaltungswirtschaft vereint. Mehr als 5000 Teilnehmer würden erwartet. Vor dem Reichstag werden den Abgeordneten dann "das letzte Hemd" übergeben und die Veranstaltungswirtschaft symbolisch zu Grabe getragen. Dafür sind Teilnehmer aufgerufen, Hemden mitzubringen, um die Vielzahl der Betroffenen aufzuzeigen.
Das Bündnis #AlarmstufeRot ist eine Allianz von Initiativen, Verbänden und Vereinen aus der Veranstaltungswirtschaft und handeleim Interesse von nahezu 10.000 Unternehmen mit mehr als 250.000 Beschäftigten sowie 10.000 Auszubildenden bundesweit, so die Organisatoren.
Die Demonstration wird über zwei Routen zur großen Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor ziehen.
Um 12.05 Uhr startet die KFZ- und LKW-Route vom OlympischenPlatz.Gleichzeitig macht sich die Laufroute startet um 12.05 Uhr ab Alexanderplatz auf den Weg. Vor dem Reichstag ist eine Zwischenkundgebung geplant, anlässlich derer die Demonstranten symbolisch ihr letztes Hemd niederlegen als Zeichen dafür, dass die Unternehmer*innen und Beschäftigen der Branche buchstäblich bis auf´s letzte Hemd ausgezogen wurden und vor den Trümmern ihrer Existenzen stehen.
Die Abschlusskundgebung startet dann um 15.00 Uhr auf der Großbühne auf dem Platz des 18. März, vor dem Brandenburger Tor.
Die Teilnehmer seien ausdrücklich dazu aufgerufen, sich an die zurzeit gültigen Abstands- und Hygienevorschriften zu halten. "Die Veranstaltungswirtschaft demonstriert explizit nicht gegen die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Infektionsgeschehens, sondern für sofortige Gespräche und finanzielle Hilfen, da sie zum Zweck der allgemein erforderlichen Pandemiebekämpfung ihrer Existenzgrundlage beraubt wurde", hieß es.
Auf der Internetseite der Organisatoren heißt es, die Veranstaltungswirtschaft war der erste Wirtschaftszweig, der von der COVID-19-Krise getroffen wurde.
Und sie werde auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit am längsten und tiefgreifendsten von den Auswirkungen betroffen sein. Unternehmen aus Messebau, Veranstaltungstechnik, Eventagenturen, Cateringfirmen, Bühnenbauer, Eventlocations, Messegesellschaften, Kongresscenter, Tagungshotels, Konzertveranstalter, Künstler und selbstständige Einzelunternehmer haben durch die Veranstaltungsverbote seit dem 10 März innerhalb weniger Werktage ihre gesamten Auftragsbestände verloren.
Sie gerieten als erste in die Krise – first in – und werden erst als letzte wieder aus der Krise herauskommen – last out.
Die bisher verabschiedeten Überbrückungshilfen und Kreditprogramme helfen den Unternehmen nicht im Ansatz, um die betroffenen Unternehmen, Selbstständigen und Mitarbeiter zu retten. Die Unternehmen sehen sich mitmassiven Einschränkungen konfrontiert und fordern einegeeignete und ausreichende Entschädigung. Etliche Existenzen würden weiter vernichtet werden, solang die Veranstaltungsverbote gültig sind. Bisherigen Überbrückungsprogramme seien unzureichend.