Deutschland hat seine ersten Affenpocken-Fälle:Der erste Fall war aus Bayern gemeldet worden, inzwischen gab es auch Meldungen aus weiteren Bundesländern wie Berlin, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg.
Doch Fachärzte sehen keine neue Pandemie aufziehen. "Die Gefahrensituation ist gering, weil das Virus nur durch engen Körperkontakt, also über Körperflüssigkeiten oder Krusten, weitergegeben wird und nicht durch Tröpfcheninfektion wie Niesen, Husten oder Sprechen", sagte Tobias Tenenbaum, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Dienstag). Die coronabedingte Wachsamkeit werde dazu führen, Kontaktpersonen von Infizierten rasch zu identifizieren. Es komme "wahrscheinlich keine neue Epidemie auf uns zu".
Tenenbaum erwartet auch keine große Ausbreitung unter Kindern und Jugendlichen: "Es ist extrem unwahrscheinlich, dass sich in der momentanen Lage in Europa Kinder mit Affenpocken anstecken."Es seien auch keine Fälle bekannt, "in denen sich Affenpocken in Europa innerhalb von Familien ausgebreitet haben". "Daher brauchen sich Eltern aktuell keine Sorgen zu machen."
Am Dienstagmittag will sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Rande des Deutschen Ärztetages in Bremen zum Vorgehen nach dem Auftreten der ersten Fälle von Affenpocken in Deutschland äußern. An der Pressekonferenz sollen auch Ärztepräsident Klaus Reinhardt und der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, teilnehmen.
Die oppositionelle Unions-Bundestagsfraktion forderte Lauterbach auf, eine Aufklärungskampagne auf den Weg zu bringen. «Minister Lauterbach muss die Bevölkerung durch eine ausführliche Kommunikationsoffensive über die Risiken der Affenpocken informieren, um eine unnötige Panikmache zu verhindern», sagte der Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger (CSU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag).
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) mahnte, wachsam zu sein. «Corona hat uns gelehrt, sehr genau die Entwicklung weltweit zu betrachten. Denn in einer globalisierten Welt verbreiten sich nicht nur Güter schnell, sondern auch Krankheiten», sagte Verbandschef Gerald Gaß dem RND. «Aber nach derzeitigem Stand der Erkenntnisse müssen wir keine Affenpocken-Pandemie befürchten.»
Das Virus verursacht meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Folgen einer überstandenen Infektion können Narbenbildung und selten auch Erblindung sein.