Das BahnunternehmenAbellioDeutschland muss saniert werden. Die vor allem in Ostdeutschland,Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg tätige Firma teilte am Mittwochabend mit, dass sie ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg beantragt habe. Das ist ein Sanierungsverfahren im Rahmen des Insolvenzrechts, bei dem dasManagment anBord bleibt und durch gerichtlich bestellte Juristen unterstützt wird. Die Löhne und Gehälter zahlt drei Monate lang die Bundesagentur für Arbeit, danach soll dieFirma dies wieder übernehmen.
«Der Schritt unter den Schutzschirm ist nach über anderthalb Jahren intensiver Verhandlungen mit den regionalen Aufgabenträgern die beste Option, den Unternehmenserfolg langfristig zu sichern», sagteAbellio-Deutschland-Chef MichielNoy. Der Bahnbetrieb gehe unvermindert weiter. «Wir sind weiterhin für unsere Kunden da.»
DieAbellioGmbH ist schon seit langem unterDruck und verbucht Verluste. DasUnternehmen begründet die angespannte finanzielle Situation mit «massiven Kostenentwicklungen, die nicht ausreichend von den einzelnen Verkehrsverträgen gedeckt sind». Dabei verweist dieFirma unter anderem auf höhere Personalkosten und Baustellen-Folgekosten - damit gemeint sind Schienenersatzverkehre und Strafzahlungen wegen Zugausfällen oder nicht erreichter Pünktlichkeitsvorgaben. Solche Mehrkosten seien nicht vorhersehbar gewesen, alsAbelliodie Verkehrsverträge unterschrieben habe, argumentiert das Unternehmen.
In den Verhandlungen mit den regionalen Aufgabenträgern - also den Verkehrsverbünden - versuchteAbellio, die Lage für sich zu verbessern und forderte von mehrerenBundesländernNachzahlungen für den weiterenBetrieb.Doch die Verhandlungen führten für die Firma nicht zum gewünschten Ergebnis, daher entschied sie sich zum Gang vor das Amtsgericht.
Abelliohat nach eigenen Angaben rund 3100 Beschäftigte in Deutschland, seine 52 Zuglinien fahren vor allem in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Baden-Württemberg. Pro Jahr kommen die Züge auf 53,2 Millionen Kilometer. Es gehört zur niederländischen Eisenbahn (Nederlandse Spoorwegen).
In der Mitteilung heißt es, die übergeordneteAbellio-Holding, die wiederum Nederlandse Spoorwegen gehört, habe die Verluste vergangener Jahre zwar ausgeglichen. «Eine dauerhafte Kompensation der Defizite in den langjährig laufenden Verkehrsverträgen durch denAbellio-Mutterkonzern ist jedoch nicht tragbar.» Nederlandse Spoorwegen unterstütze daher «die Bestrebungen, langfristig wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die einzelnen Netze zu vereinbaren».