Der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer hat im wichtigen Großprozess um angeblich krebserregende Produkte der Tochter Monsanto eine herbe Schlappe erlitten. Die Jury des zuständigen Bundesbezirksgerichts in San Francisco urteilte am Mittwoch, dass Monsanto für Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup mit dem umstrittenen Wirkstoff Glyphosat haftbar ist und dem 70-jährigen Kläger Edwin Hardeman Schadenersatz in Gesamthöhe von 80,3 Millionen Dollar (71,4 Mio Euro) zahlen muss.
In der vergangenen Woche war die Jury bereits im vorentscheidenden ersten Teil des Prozesses einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass Roundup als wesentlicher Faktor für die Lymphdrüsenkrebserkrankung Hardemans einzustufen sei. In der zweiten Runde des Verfahrens ging es um die Haftungsfrage und darum, wie viel Entschädigung dem Kläger zusteht.
Bayer zeigte sich enttäuscht und kündigte an, Berufung einzulegen.Das Urteil habe keinen Einfluss auf zukünftige Fälle - jedes Verfahren sei auf Basis der jeweiligen Umstände gesondert zu betrachten.
An der Börse steht Bayer wegen der vielen Glyphosat-Klagen in den USA inzwischen massiv unter Druck. Mittlerweile notiert der Börsenwert des Konzerns sogar deutlich unter den rund 63 Milliarden Dollar (56 Mrd Euro), die die Leverkusener sich den Monsanto-Kauf hatten kosten lassen.
Eine Klagewelle ist jetzt möglich.
Das jetzige Verfahren sei nur der Anfang, denn bereits heute soll es einen weiteren Prozess bei einem Landgericht im kalifornischen Oakland geben.
Die US-Kläger stützen sich ebenfalls auf diverse Studien, insbesondere auf die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation, die Monsantos Unkrautvernichter 2015 als "wahrscheinlich krebserregend"für Menschen einstufte.