Zum letzten Mal werfen Soldatinnen und Soldaten am Montag in einem Waldstück im Harz abgeschabte Fichtenrinde ins Feuer. Das Verbrennen der Rinde ist die sicherste Möglichkeit, dem darin überwinternden Borkenkäfer den Garaus zu machen, wie Forstexperten sagen. In den vergangenen fünf Wochen haben in einem Waldstück im Harzgeroder Ortsteil Straßberg, in Schierke am Brocken und in Ilsenburg jeden Tag bis zu 70 Männer und Frauen befallene Fichten nach dem Fällen von Ästen und Rinde befreit und zerkleinert. Jetzt endet der Bundeswehreinsatz gegen den Schädling.
Etwa 750 Bäume seien von den Soldatinnen und Soldaten aus Burg bei Magdeburg und dem brandenburgischen Beelitz bearbeitet worden, sagte der Oberst des Landeskommandos, Halvor Adrian. Das entspreche 450 Festmetern. «Wir sind uns im Klaren, dass wir damit nur lokale Wirkung erzielt haben», sagte Adrian. Er hoffe, dass vom Einsatz ein Signal ausgehe, um das Thema auf eine nationale Ebene zu heben.
Die Bundesregierung hatte im Sommer angeboten, die Bundeswehr zur Unterstützung im Kampf gegen die Käferplage zu schicken. Sachsen-Anhalt nahm an und setzte die Soldaten im kommunalen Wald im Ostharz ein. Die Nachbarn aus Niedersachsen entschieden hingegen, den Borkenkäfer im Westharz ohne Bundeswehrhilfe zu bekämpfen.
Das Umweltministerium schätzt die Schäden durch Käfer und Dürre in Sachsen-Anhalt auf 3,2 Millionen Festmeter Holz, etwa die Hälfte davon im landeseigenen Wald. Zum Vergleich: Das Land erntet im eigenen Wald normalerweise eine halbe Million Festmeter pro Jahr.
Die Bundeswehr geht, doch das Borkenkäferproblem bleibt. Beispiel Harzgerode: Hier bearbeiteten die Soldaten in den vergangenen Wochen knapp die Hälfte der 450 Festmeter Fichten. Doch die Kommune muss wegen der Borkenkäfer noch einmal etwa 5000 Festmeter fällen und aus dem Wald schaffen, wie Bürgermeister Marcus Weise (CDU) sagte. Doppelt so viel Holz wurde seit Anfang 2018 bereits bearbeitet.
Damals traf das Sturmtief Friederike den Harz besonders heftig. In Kombination mit zwei Jahren extremer Trockenheit sorgten die Sturmschäden für geschwächte Bäume. Schädlinge wie der Borkenkäfer hatten leichtes Spiel, zumal im Harz besonders viele Fichtenwälder stehen. «Wir haben rund 210 Hektar Wald, davon sind etwa 150 Hektar befallen», so Weise. Das bedeute, nur ein Viertel des kommunalen Waldes in Harzgerode sei noch gesund. Den Teil gelte es zu schützen.
Das berücksichtigte auch der Bundeswehreinsatz: Die Soldatinnen und Soldaten widmeten sich einem Gebiet, das an einen noch nicht befallenen Bestand angrenzt. So soll die Ausbreitung eingedämmt werden. Das sei sinnvoller, als mit Gebieten zu beginnen, in denen alle Fichten bereits abgestorben seien, sagte der Forstexperte und Einsatzleiter des Landeszentrums Wald, Carsten Schiller.
Bis zum Frühjahr versuchen Forstleute im ganzen Land, befallene Bäume zu erkennen und aus dem Wald zu holen. So soll verhindert werden, dass es nächstes Jahr erneut zu einer Plage kommt. Parallel dazu müssen die Kahlflächen aufgeforstet werden. 100 Hektar will Sachsen-Anhalt auf seinen eigenen Waldflächen schaffen.
Der Oberbürgermeister von Wernigerode, Peter Gaffert (parteilos), kündigte an, bei Aktionen gemeinsam mit den Bürgern neue Bäume zu pflanzen. Auch Harzgerodes Bürgermeister Weise denkt darüber nach. Doch das wird nicht reichen. Er hoffe auf Geld vom Bund und von der Europäischen Union, um die Aufforstung zu finanzieren, sagte er.